Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Ver den Wolff, ist bey den Jägern,wenn man gewisse Leinen, daran Lappen von Leinwand, etwan ei- ner halben Ellen breit, und zwey bis dritthalb Ellen lang, hangen, im Holtze an die Zacken von den Bäumen, oder auf die Forckeln hänget, und die qver durchs Holtz ziehet, daß das Wildpret, wenn man ein Jagen machen will, sich davor scheue, und nicht weiter, oder durch die Lappen gehe. Auf den Wolff verlappet man rund um, daß er nicht aus der verlapp- ten Refier gehe, und denn stellet man erstlich die Netze bey die Lap- pen rund um zu. Verlappen, Auf den Hasen oder Fuchs ist, Verlohren Treiben, Heist beym Jagen, wenn man Vermines des chevaux, Pferd-Würmer. Das sind die, Ver Weide, und sonsten schleimigterMaterie und dergleichen, und sind unterschiedlicher Gattung: 1) Magen-Würme, welche wie kleine Käfer, rund, an Farbe röthlicht und braun, mit spitzigen hornechten Mäulern, welche sich im Magen wie eine Holtzschraube einbeissen, und denselben gantz durchfressen; 2) die Saltz-Würme sind an Gestalt wie Regenwür- me, wachsen groß und machen rechte Nester. Die 3) Art sind im Mast-Darm, und wachsen aus faulem Koth, diese Würme beissen die Pferde, daß sie vor Schmertzen sich auf dem Rücken weltzeln. Vor diese bindet man dem krancken Pferde Knoblauch und Teuffelsdreck aufs Mund- stück, und läst es ein paar Stun- den dran käuen. Vernagelung eines Pferds, Geschieht auf zweyerley Weise, Verpfählen, Heist das Vieh, welches zum aber
[Spaltenumbruch] Ver den Wolff, iſt bey den Jaͤgern,wenn man gewiſſe Leinen, daran Lappen von Leinwand, etwan ei- ner halben Ellen breit, und zwey bis dritthalb Ellen lang, hangen, im Holtze an die Zacken von den Baͤumen, oder auf die Forckeln haͤnget, und die qver durchs Holtz ziehet, daß das Wildpret, wenn man ein Jagen machen will, ſich davor ſcheue, und nicht weiter, oder durch die Lappen gehe. Auf den Wolff verlappet man rund um, daß er nicht aus der verlapp- ten Refier gehe, und denn ſtellet man erſtlich die Netze bey die Lap- pen rund um zu. Verlappen, Auf den Haſen oder Fuchs iſt, Verlohren Treiben, Heiſt beym Jagen, wenn man Vermines des chevaux, Pferd-Wuͤrmer. Das ſind die, Ver Weide, und ſonſten ſchleimigterMaterie und dergleichen, und ſind unterſchiedlicher Gattung: 1) Magen-Wuͤrme, welche wie kleine Kaͤfer, rund, an Farbe roͤthlicht und braun, mit ſpitzigen hornechten Maͤulern, welche ſich im Magen wie eine Holtzſchraube einbeiſſen, und denſelben gantz durchfreſſen; 2) die Saltz-Wuͤrme ſind an Geſtalt wie Regenwuͤr- me, wachſen groß und machen rechte Neſter. Die 3) Art ſind im Maſt-Darm, und wachſen aus faulem Koth, dieſe Wuͤrme beiſſen die Pferde, daß ſie vor Schmertzen ſich auf dem Ruͤcken weltzeln. Vor dieſe bindet man dem krancken Pferde Knoblauch und Teuffelsdreck aufs Mund- ſtuͤck, und laͤſt es ein paar Stun- den dran kaͤuen. Vernagelung eines Pferds, Geſchieht auf zweyerley Weiſe, Verpfaͤhlen, Heiſt das Vieh, welches zum aber
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Ver
Ver
den Wolff, iſt bey den Jaͤgern,
wenn man gewiſſe Leinen, daran
Lappen von Leinwand, etwan ei-
ner halben Ellen breit, und zwey
bis dritthalb Ellen lang, hangen,
im Holtze an die Zacken von den
Baͤumen, oder auf die Forckeln
haͤnget, und die qver durchs Holtz
ziehet, daß das Wildpret, wenn
man ein Jagen machen will, ſich
davor ſcheue, und nicht weiter,
oder durch die Lappen gehe. Auf
den Wolff verlappet man rund
um, daß er nicht aus der verlapp-
ten Refier gehe, und denn ſtellet
man erſtlich die Netze bey die Lap-
pen rund um zu.
Verlappen,
Auf den Haſen oder Fuchs iſt,
wenn man Leinen mit Gaͤnſe-Fe-
dern vor das Holtz ziehet, daß
der Haſe oder Fuchs bey anbre-
chendem Tage nicht wieder zu Holtz
gehe, ſondern man den folgenden
Morgen darauf etwas auf dem
Felde zu hetzen antreffen moͤge.
Verlohren Treiben,
Heiſt beym Jagen, wenn man
eine Anzahl Mannſchafft um ein
Holtz herum ſetzet, ob man noch
von dannen etwas heraus ins Ja-
gen eintreiben koͤnne.
Vermines des chevaux,
Pferd-Wuͤrmer. Das ſind die,
welche den Pferden in dem Ma-
gen und Daͤrmen wachſen, und
ſind ein hoͤchſtſchaͤdliches Ding in
dem Leibe, und verurſachen, daß
ein Pferd nicht zunehmen kan,
ſondern ſie toͤdten das Pferd wol
gar; denn wenn ſie den Magen
und Gedaͤrme durchfreſſen haben,
ſo faͤllt das Pferd ploͤtzlich dahin
und ſtirbt. Sie entſtehen aus
faulem Futter, ungeſunder fetter
Weide, und ſonſten ſchleimigter
Materie und dergleichen, und
ſind unterſchiedlicher Gattung:
1) Magen-Wuͤrme, welche wie
kleine Kaͤfer, rund, an Farbe
roͤthlicht und braun, mit ſpitzigen
hornechten Maͤulern, welche ſich
im Magen wie eine Holtzſchraube
einbeiſſen, und denſelben gantz
durchfreſſen; 2) die Saltz-Wuͤrme
ſind an Geſtalt wie Regenwuͤr-
me, wachſen groß und machen
rechte Neſter. Die 3) Art ſind
im Maſt-Darm, und wachſen
aus faulem Koth, dieſe Wuͤrme
beiſſen die Pferde, daß ſie vor
Schmertzen ſich auf dem Ruͤcken
weltzeln. Vor dieſe bindet man
dem krancken Pferde Knoblauch
und Teuffelsdreck aufs Mund-
ſtuͤck, und laͤſt es ein paar Stun-
den dran kaͤuen.
Vernagelung eines Pferds,
Geſchieht auf zweyerley Weiſe,
entweder wenn ſich ein Pferd ſelbſt
in einen Nagel tritt, oder im Be-
ſchlagen von einem unvorſichtigen
Schmied ihm ein Nagel in das
Leben getrieben wird. Ein Mittel
darwider iſt: Man ziehe den Na-
gel gleich heraus, und gebe dem
Pferde Maus-Oerlein-Kraut,
klein geſchnitten unter das Futter,
und laß es bis 3 Tage im Stalle
ſtehen, ſo heilet die Verſehrung
von ſelbſt, wenn es gleich ſchwuͤ-
ret, und das Pferd ſehr hincket;
ſolches iſt ein ſichers Experiment.
Verpfaͤhlen,
Heiſt das Vieh, welches zum
Schaden oder an unbefugten Or-
ten geweidet wird, fangen und
einſperren, wie in denen Ge-
ſtuͤten die Fohlen eingeſperret
werden, um ihre Weide deſto
ſicherer zu genieſſen. Es muͤſſen
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