Zeigt in der Music an, man solle auf eine respectüeuse oder furchtsame Weise singen, als ob man zittere.
Tiraß Tyraß,
Ein grosses Netz, womit das kleine Weide-Werck gefangen wird. Es gehöret darzu ein wohl abgerichteter vorstehender Hund oder ein Falcke. Zu dem Lerchen- Fang braucht man nur einen klei- nen Baum-Falcken, und wenn die Lerche aufgestossen, schwingt man das Fälcklein von der Hand, so fällt sie bald, und wird mit dem Tiraß bedeckt. Auf die Wachteln und Hüner hat man ei- nes Hundes nöthig, der sie auf- suche. Wenn nun dieser stehet, wird mit dem Tiraß geeilet, und die Hüner überdecket. Wenn man hierbey einen Falcken hat, der reviert, so halten sie lieber, und gehet es damit lustiger und geschwinder zu, als mit dem Treib-Zeug. Die Zeit hierzu ge- het bald nach Jacobi an, auf den frisch abgeschnittenen Stop- peln.
Tirata, Tirade,
Eine musicalische Zierath oder Manier, welche einen Schuß oder Pfeilwurf, nicht aber einen Zug oder Strich bedeutet, weil die Stimme mit Macht hinauf oder hinunter schiesset, und ein gar schnelles Schleuffen gemeinig- lich in die Qvint, auch wol, doch seltener, in die Octav anstellet. Das gemächliche Auf- und Nieder- ziehen der Scalae in lauter halben Schlägen kan diesen Nahmen mit Recht nicht führen. Tirate pic- cole, kleine Schleuffer in die Terz [Spaltenumbruch]
Tir
hinauf oder herunter; Tirate maggiore, wenn sie bis in die Octav gehen.
Tirer,
Heist eigentlich ziehen, aber eini- ge bedienen sich dieser unrechten Ex- preßion an stat ruer, ausschlagen, z. E. n' approches pas de ce cheval, il tire, d. i. gehet diesem Pferd nicht zu nahe, es schlägt hinten aus. Wenn ein Springer nun dergleichen thut, so sagt man: il tire en vache, er streicht oder schlägt aus wie eine Kuh; wel- ches ein Fehler ist. V. Caprioles.
Tirer a la main,
Sagt man von einem hartmäu- ligen Pferd, so aus Ungehorsam auf den Zaum dringet, und die Faust des Reuters beschweret, daß er gleichsam des Pferdes Kopf tragen muß, z. E. wenn ein hitzig Pferd auf die Faust dringet, muß man es durch das Spacissiren be- sänftigen, und öfters zurück zie- hen; Dafern es aber wegen der Steiffe des Halses und der Schultern geschiehet, muß man es mit der Camarra und Schleiff- Zügel biegig und gelenck machen. V. Peser.
Tirer, cheval a tirer,
Heißt man ein Schieß-Pferd. Dieses wird also zum Schuß ab- gerichtet, daß man nicht allein kan im Sattel sitzen, das Wild im Lauf und die Vögel im Flug schiessen. Man muß also ein Schieß-Pferd angewöhnen, daß es nicht allein das Schiessen über sich, hinter sich und vor sich leide, sondern auch auf allen Seiten sich willig und gern darzu führen, trei- ben und leiten lasse: Es muß aber kein Hengst seyn, welcher nach
den
[Spaltenumbruch]
Tim
Timoroſo,
Zeigt in der Muſic an, man ſolle auf eine reſpectüeuſe oder furchtſame Weiſe ſingen, als ob man zittere.
Tiraß Tyraß,
Ein groſſes Netz, womit das kleine Weide-Werck gefangen wird. Es gehoͤret darzu ein wohl abgerichteter vorſtehender Hund oder ein Falcke. Zu dem Lerchen- Fang braucht man nur einen klei- nen Baum-Falcken, und wenn die Lerche aufgeſtoſſen, ſchwingt man das Faͤlcklein von der Hand, ſo faͤllt ſie bald, und wird mit dem Tiraß bedeckt. Auf die Wachteln und Huͤner hat man ei- nes Hundes noͤthig, der ſie auf- ſuche. Wenn nun dieſer ſtehet, wird mit dem Tiraß geeilet, und die Huͤner uͤberdecket. Wenn man hierbey einen Falcken hat, der reviert, ſo halten ſie lieber, und gehet es damit luſtiger und geſchwinder zu, als mit dem Treib-Zeug. Die Zeit hierzu ge- het bald nach Jacobi an, auf den friſch abgeſchnittenen Stop- peln.
Tirata, Tirade,
Eine muſicaliſche Zierath oder Manier, welche einen Schuß oder Pfeilwurf, nicht aber einen Zug oder Strich bedeutet, weil die Stimme mit Macht hinauf oder hinunter ſchieſſet, und ein gar ſchnelles Schleuffen gemeinig- lich in die Qvint, auch wol, doch ſeltener, in die Octav anſtellet. Das gemaͤchliche Auf- und Nieder- ziehen der Scalæ in lauter halben Schlaͤgen kan dieſen Nahmen mit Recht nicht fuͤhren. Tirate pic- cole, kleine Schleuffer in die Terz [Spaltenumbruch]
Tir
hinauf oder herunter; Tirate maggiore, wenn ſie bis in die Octav gehen.
Tirer,
Heiſt eigentlich ziehen, aber eini- ge bedienen ſich dieſer unrechten Ex- preßion an ſtat ruer, ausſchlagen, z. E. n’ approchés pas de ce cheval, il tire, d. i. gehet dieſem Pferd nicht zu nahe, es ſchlaͤgt hinten aus. Wenn ein Springer nun dergleichen thut, ſo ſagt man: il tire en vache, er ſtreicht oder ſchlaͤgt aus wie eine Kuh; wel- ches ein Fehler iſt. V. Caprioles.
Tirer à la main,
Sagt man von einem hartmaͤu- ligen Pferd, ſo aus Ungehorſam auf den Zaum dringet, und die Fauſt des Reuters beſchweret, daß er gleichſam des Pferdes Kopf tragen muß, z. E. wenn ein hitzig Pferd auf die Fauſt dringet, muß man es durch das Spaciſſiren be- ſaͤnftigen, und oͤfters zuruͤck zie- hen; Dafern es aber wegen der Steiffe des Halſes und der Schultern geſchiehet, muß man es mit der Camarra und Schleiff- Zuͤgel biegig und gelenck machen. V. Peſer.
Tirer, cheval à tirer,
Heißt man ein Schieß-Pferd. Dieſes wird alſo zum Schuß ab- gerichtet, daß man nicht allein kan im Sattel ſitzen, das Wild im Lauf und die Voͤgel im Flug ſchieſſen. Man muß alſo ein Schieß-Pferd angewoͤhnen, daß es nicht allein das Schieſſen uͤber ſich, hinter ſich und vor ſich leide, ſondern auch auf allen Seiten ſich willig und gern darzu fuͤhren, trei- ben und leiten laſſe: Es muß aber kein Hengſt ſeyn, welcher nach
den
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[1132]
Tim
Tir
Timoroſo,
Zeigt in der Muſic an, man
ſolle auf eine reſpectüeuſe oder
furchtſame Weiſe ſingen, als ob
man zittere.
Tiraß Tyraß,
Ein groſſes Netz, womit das
kleine Weide-Werck gefangen
wird. Es gehoͤret darzu ein wohl
abgerichteter vorſtehender Hund
oder ein Falcke. Zu dem Lerchen-
Fang braucht man nur einen klei-
nen Baum-Falcken, und wenn
die Lerche aufgeſtoſſen, ſchwingt
man das Faͤlcklein von der Hand,
ſo faͤllt ſie bald, und wird mit
dem Tiraß bedeckt. Auf die
Wachteln und Huͤner hat man ei-
nes Hundes noͤthig, der ſie auf-
ſuche. Wenn nun dieſer ſtehet,
wird mit dem Tiraß geeilet, und
die Huͤner uͤberdecket. Wenn
man hierbey einen Falcken hat,
der reviert, ſo halten ſie lieber,
und gehet es damit luſtiger und
geſchwinder zu, als mit dem
Treib-Zeug. Die Zeit hierzu ge-
het bald nach Jacobi an, auf
den friſch abgeſchnittenen Stop-
peln.
Tirata, Tirade,
Eine muſicaliſche Zierath oder
Manier, welche einen Schuß
oder Pfeilwurf, nicht aber einen
Zug oder Strich bedeutet, weil
die Stimme mit Macht hinauf
oder hinunter ſchieſſet, und ein
gar ſchnelles Schleuffen gemeinig-
lich in die Qvint, auch wol, doch
ſeltener, in die Octav anſtellet.
Das gemaͤchliche Auf- und Nieder-
ziehen der Scalæ in lauter halben
Schlaͤgen kan dieſen Nahmen mit
Recht nicht fuͤhren. Tirate pic-
cole, kleine Schleuffer in die Terz
hinauf oder herunter; Tirate
maggiore, wenn ſie bis in die
Octav gehen.
Tirer,
Heiſt eigentlich ziehen, aber eini-
ge bedienen ſich dieſer unrechten Ex-
preßion an ſtat ruer, ausſchlagen,
z. E. n’ approchés pas de ce cheval,
il tire, d. i. gehet dieſem Pferd
nicht zu nahe, es ſchlaͤgt hinten
aus. Wenn ein Springer nun
dergleichen thut, ſo ſagt man: il
tire en vache, er ſtreicht oder
ſchlaͤgt aus wie eine Kuh; wel-
ches ein Fehler iſt. V. Caprioles.
Tirer à la main,
Sagt man von einem hartmaͤu-
ligen Pferd, ſo aus Ungehorſam
auf den Zaum dringet, und die
Fauſt des Reuters beſchweret,
daß er gleichſam des Pferdes Kopf
tragen muß, z. E. wenn ein hitzig
Pferd auf die Fauſt dringet, muß
man es durch das Spaciſſiren be-
ſaͤnftigen, und oͤfters zuruͤck zie-
hen; Dafern es aber wegen der
Steiffe des Halſes und der
Schultern geſchiehet, muß man
es mit der Camarra und Schleiff-
Zuͤgel biegig und gelenck machen.
V. Peſer.
Tirer, cheval à tirer,
Heißt man ein Schieß-Pferd.
Dieſes wird alſo zum Schuß ab-
gerichtet, daß man nicht allein
kan im Sattel ſitzen, das Wild
im Lauf und die Voͤgel im Flug
ſchieſſen. Man muß alſo ein
Schieß-Pferd angewoͤhnen, daß
es nicht allein das Schieſſen uͤber
ſich, hinter ſich und vor ſich leide,
ſondern auch auf allen Seiten ſich
willig und gern darzu fuͤhren, trei-
ben und leiten laſſe: Es muß aber
kein Hengſt ſeyn, welcher nach
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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/1132>, abgerufen am 21.11.2024.
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