Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Blo Blockt, Oder er hat geblockt, sagt man Blösse, Heißt in der Fecht-Kunst eine Blume, Bey den Jägern wird die Spi- Blut-Fincke, Welcher auch Gimpel, Dum- Blu Lieder zeiget, von denen Liebha-bern der Vögel ästimiret wird. Er hat bis an die Augen herunter ei- nen Kohl-schwartzen Kopff, als wenn er eine schwartze Mütze auf- gesetzet hätte, und einen schwar- tzen dicken und stumpffen Schna- bel. Die gantze Brust ist recht hoch Ziegel-roth, welche Röthe sich bis hinauf zu denen Augen er- strecket, so daß die Backen zu bey- den Seiten des Kopffes sowol roth sind, als die Brust. Wo die Rö- the unten am Bauche aufhöret, da fangen hellweisse Federn an, welche sich bis hinunter an den Schwantz erstrecken. Der Schwantz ist, wie oben der Kopff, Kohl-schwartz, ohne daß der ge- ringste Spiegel zu sehen. Gleich bey dem Anfang des Halses fän- get sich auch eine feine blaue Far- be an, welche iedoch nicht so schei- nend und angenehm ist, als das Blau bey einer Blau-Meise; Diese nimmet den gantzen Rücken, auch etwas von denen Flügeln ein, deren lange Federn iedoch gantz schwartz sind. Wo die blaue Far- be unten am Rücken nahe beym Schwantze aufhöret, da fängt sich eine weisse Farbe an, welche dem Vogel, wenn man ihn fliegen sie- het, eine besondere Zierde giebet. Das Weiblein ist von seinem Männlein gar viel unterschieden, und also sehr kenntbar; Denn den Kohl-schwartzen Kopff hat es zwar so wohl als das Männlein, und wo dieses weiß ist, findet sich jenes ebenfalls mit weissen Federn bewachsen, aber es hat weder ro- the noch blaue Federn, sondern die Brust ist wie die Brust eines Fincken-Weibleins, und zwar noch dunckler, nicht anders, als wenn das rothe mit Koth beschmieret wor-
[Spaltenumbruch]
Blo Blockt, Oder er hat geblockt, ſagt man Bloͤſſe, Heißt in der Fecht-Kunſt eine Blume, Bey den Jaͤgern wird die Spi- Blut-Fincke, Welcher auch Gimpel, Dum- Blu Lieder zeiget, von denen Liebha-bern der Voͤgel aͤſtimiret wird. Er hat bis an die Augen herunter ei- nen Kohl-ſchwartzen Kopff, als wenn er eine ſchwartze Muͤtze auf- geſetzet haͤtte, und einen ſchwar- tzen dicken und ſtumpffen Schna- bel. Die gantze Bruſt iſt recht hoch Ziegel-roth, welche Roͤthe ſich bis hinauf zu denen Augen er- ſtrecket, ſo daß die Backen zu bey- den Seiten des Kopffes ſowol roth ſind, als die Bruſt. Wo die Roͤ- the unten am Bauche aufhoͤret, da fangen hellweiſſe Federn an, welche ſich bis hinunter an den Schwantz erſtrecken. Der Schwantz iſt, wie oben der Kopff, Kohl-ſchwartz, ohne daß der ge- ringſte Spiegel zu ſehen. Gleich bey dem Anfang des Halſes faͤn- get ſich auch eine feine blaue Far- be an, welche iedoch nicht ſo ſchei- nend und angenehm iſt, als das Blau bey einer Blau-Meiſe; Dieſe nimmet den gantzen Ruͤcken, auch etwas von denen Fluͤgeln ein, deren lange Federn iedoch gantz ſchwartz ſind. Wo die blaue Far- be unten am Ruͤcken nahe beym Schwantze aufhoͤret, da faͤngt ſich eine weiſſe Farbe an, welche dem Vogel, wenn man ihn fliegen ſie- het, eine beſondere Zierde giebet. Das Weiblein iſt von ſeinem Maͤnnlein gar viel unterſchieden, und alſo ſehr kenntbar; Denn den Kohl-ſchwartzen Kopff hat es zwar ſo wohl als das Maͤnnlein, und wo dieſes weiß iſt, findet ſich jenes ebenfalls mit weiſſen Federn bewachſen, aber es hat weder ro- the noch blaue Federn, ſondern die Bruſt iſt wie die Bruſt eines Fincken-Weibleins, und zwar noch dunckler, nicht anders, als wenn das rothe mit Koth beſchmieret wor-
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Blo
Blu
Blockt,
Oder er hat geblockt, ſagt man
vom Falcken, wenn er ſich, nach-
dem er ein Rebhun aufgetrieben,
nach ſeinem Vortheil, auf einen
Baum oder Buſch ſetzet, und daſ-
ſelbige verwahret.
Bloͤſſe,
Heißt in der Fecht-Kunſt eine
Gelegenheit zum Stoſſen, daß
man nehmlich mit Sicherheit an
einem Orte fortſtoſſen kan, wenn
des Feindes Coͤrper daſelbſt offen
iſt. Man ſagt alſo, Bloͤſſe ha-
ben, ſich Bloͤſſe machen, dieſelbe
vertheidigen und dergleichen.
Blume,
Bey den Jaͤgern wird die Spi-
tze des Schwantzes an dem Fuch-
ſe und Hirſche alſo genennet; wie-
wol ſie bey dem Hirſche den Buͤr-
tzel oder Schwantz ſelbſt darunter
verſtehen. Von dieſem iſt ange-
merckt worden, daß er gantz Gal-
len-gruͤn ausſehe, und eines der-
geſtalt bittern Geſchmackes ſey, daß
ihn auch die Hunde nicht freſſen
moͤgen. Weil man nun an der
Leber des Hirſches keine Galle an-
trifft, ſo haben einige die Blume
fuͤr das Behaͤltniß der Galle bey
ihm halten wollen.
Blut-Fincke,
Welcher auch Gimpel, Dum-
oder Thum-Pfaffe, Roth-Fincke u.
Roth-Schlaͤgel genennet wird, iſt
ein kleiner Vogel, welcher nicht
ſowohl wegen ſeines natuͤrlichen
Geſangs (denn ſolcher iſt ſehr
ſchlecht und mehr ein verdruͤßli-
ches Geſchrey als Geſang zu nen-
nen) als ſeiner ſchoͤnen Farbe und
Geſchicklichkeit halber, welche er
in Erlernung der vorgepfiffenen
Lieder zeiget, von denen Liebha-
bern der Voͤgel aͤſtimiret wird. Er
hat bis an die Augen herunter ei-
nen Kohl-ſchwartzen Kopff, als
wenn er eine ſchwartze Muͤtze auf-
geſetzet haͤtte, und einen ſchwar-
tzen dicken und ſtumpffen Schna-
bel. Die gantze Bruſt iſt recht
hoch Ziegel-roth, welche Roͤthe
ſich bis hinauf zu denen Augen er-
ſtrecket, ſo daß die Backen zu bey-
den Seiten des Kopffes ſowol roth
ſind, als die Bruſt. Wo die Roͤ-
the unten am Bauche aufhoͤret,
da fangen hellweiſſe Federn an,
welche ſich bis hinunter an den
Schwantz erſtrecken. Der
Schwantz iſt, wie oben der Kopff,
Kohl-ſchwartz, ohne daß der ge-
ringſte Spiegel zu ſehen. Gleich
bey dem Anfang des Halſes faͤn-
get ſich auch eine feine blaue Far-
be an, welche iedoch nicht ſo ſchei-
nend und angenehm iſt, als das
Blau bey einer Blau-Meiſe;
Dieſe nimmet den gantzen Ruͤcken,
auch etwas von denen Fluͤgeln ein,
deren lange Federn iedoch gantz
ſchwartz ſind. Wo die blaue Far-
be unten am Ruͤcken nahe beym
Schwantze aufhoͤret, da faͤngt ſich
eine weiſſe Farbe an, welche dem
Vogel, wenn man ihn fliegen ſie-
het, eine beſondere Zierde giebet.
Das Weiblein iſt von ſeinem
Maͤnnlein gar viel unterſchieden,
und alſo ſehr kenntbar; Denn den
Kohl-ſchwartzen Kopff hat es
zwar ſo wohl als das Maͤnnlein,
und wo dieſes weiß iſt, findet ſich
jenes ebenfalls mit weiſſen Federn
bewachſen, aber es hat weder ro-
the noch blaue Federn, ſondern
die Bruſt iſt wie die Bruſt eines
Fincken-Weibleins, und zwar noch
dunckler, nicht anders, als wenn
das rothe mit Koth beſchmieret
wor-
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