Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Tan unten gemeiniglich ohne Knoten,oben aber knötig ist. Aus iedem Knoten wachsen vier oder auch mehr qver gegen einander stehen- de Aeste, so allmählig in die Hö- he steigen, daraus denn abermal zwey kleinere Zwerg-Aeste ent- spriessen. Die Blätter oder Tan- geln sind länglicht, schmal, und vorne spitzig und scharff. Die Früchte oder Tannen-Zapffen, so am Ende der Zweige wachsen, und in die Höhe stehen, bestehen aus vielen zusammengefügten hol- zichten Schuppen, darunter der Saamen verstecket lieget. Der weisse Tannen-Baum, so auch abies femina genennet wird, hat eine weißlichte und brüchige Rin- de, kleinere Zapffen, einen weiß- lichten Saamen, und etwas grös- sere Tangeln. Das fließige Hartz aus den Tangeln wird für Vene- tianischen Terpentin, das trocke- ne aber, welches die Ameisen samm- len, für Weyrauch gebrauchet, Der rothe oder schwartze Tannen- Baum, der auch an vielen Orten der Fichten-Baum, Lat. Picea, abies rubra sive mascula geheissen wird, hat eine röthlichte und zä- he Rinde; die Tangeln sind etwas kleiner, und stehen nicht Kamm- weise, auf beyden Seiten, son- dern fast rings um die kleinen Aestgen herum, der Saame ist bräunlicht und voll starck-riechen- den Oels. Die Abköpfung des Gipfels oder seiner Spitzen, in- gleichen die Abschelung der Rinde, verursachen dessen Tod und Ver- derben. Aus dem Hartz, welches in grosser Menge aus der geritz- ten Rinde heraus fliest, wird das gemeine Pech gemacht. Von den Tannen-Bäumen werden auch hin und wieder in Gär- [Spaltenumbruch] Tan ten, und sonsten zur Zierde, gan-tze Gänge und Alleen gepflan- tzet. Tantzen, Saltare, danser, ballare, ist, neuen Z z z 3
[Spaltenumbruch] Tan unten gemeiniglich ohne Knoten,oben aber knoͤtig iſt. Aus iedem Knoten wachſen vier oder auch mehr qver gegen einander ſtehen- de Aeſte, ſo allmaͤhlig in die Hoͤ- he ſteigen, daraus denn abermal zwey kleinere Zwerg-Aeſte ent- ſprieſſen. Die Blaͤtter oder Tan- geln ſind laͤnglicht, ſchmal, und vorne ſpitzig und ſcharff. Die Fruͤchte oder Tannen-Zapffen, ſo am Ende der Zweige wachſen, und in die Hoͤhe ſtehen, beſtehen aus vielen zuſammengefuͤgten hol- zichten Schuppen, darunter der Saamen verſtecket lieget. Der weiſſe Tannen-Baum, ſo auch abies femina genennet wird, hat eine weißlichte und bruͤchige Rin- de, kleinere Zapffen, einen weiß- lichten Saamen, und etwas groͤſ- ſere Tangeln. Das fließige Hartz aus den Tangeln wird fuͤr Vene- tianiſchen Terpentin, das trocke- ne aber, welches die Ameiſen ſamm- len, fuͤr Weyrauch gebrauchet, Der rothe oder ſchwartze Tannen- Baum, der auch an vielen Orten der Fichten-Baum, Lat. Picea, abies rubra ſive maſcula geheiſſen wird, hat eine roͤthlichte und zaͤ- he Rinde; die Tangeln ſind etwas kleiner, und ſtehen nicht Kamm- weiſe, auf beyden Seiten, ſon- dern faſt rings um die kleinen Aeſtgen herum, der Saame iſt braͤunlicht und voll ſtarck-riechen- den Oels. Die Abkoͤpfung des Gipfels oder ſeiner Spitzen, in- gleichen die Abſchelung der Rinde, verurſachen deſſen Tod und Ver- derben. Aus dem Hartz, welches in groſſer Menge aus der geritz- ten Rinde heraus flieſt, wird das gemeine Pech gemacht. Von den Tannen-Baͤumen werden auch hin und wieder in Gaͤr- [Spaltenumbruch] Tan ten, und ſonſten zur Zierde, gan-tze Gaͤnge und Alleen gepflan- tzet. Tantzen, Saltare, danſer, ballare, iſt, neuen Z z z 3
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Tan
Tan
unten gemeiniglich ohne Knoten,
oben aber knoͤtig iſt. Aus iedem
Knoten wachſen vier oder auch
mehr qver gegen einander ſtehen-
de Aeſte, ſo allmaͤhlig in die Hoͤ-
he ſteigen, daraus denn abermal
zwey kleinere Zwerg-Aeſte ent-
ſprieſſen. Die Blaͤtter oder Tan-
geln ſind laͤnglicht, ſchmal, und
vorne ſpitzig und ſcharff. Die
Fruͤchte oder Tannen-Zapffen,
ſo am Ende der Zweige wachſen,
und in die Hoͤhe ſtehen, beſtehen
aus vielen zuſammengefuͤgten hol-
zichten Schuppen, darunter der
Saamen verſtecket lieget. Der
weiſſe Tannen-Baum, ſo auch
abies femina genennet wird, hat
eine weißlichte und bruͤchige Rin-
de, kleinere Zapffen, einen weiß-
lichten Saamen, und etwas groͤſ-
ſere Tangeln. Das fließige Hartz
aus den Tangeln wird fuͤr Vene-
tianiſchen Terpentin, das trocke-
ne aber, welches die Ameiſen ſamm-
len, fuͤr Weyrauch gebrauchet,
Der rothe oder ſchwartze Tannen-
Baum, der auch an vielen Orten
der Fichten-Baum, Lat. Picea,
abies rubra ſive maſcula geheiſſen
wird, hat eine roͤthlichte und zaͤ-
he Rinde; die Tangeln ſind etwas
kleiner, und ſtehen nicht Kamm-
weiſe, auf beyden Seiten, ſon-
dern faſt rings um die kleinen
Aeſtgen herum, der Saame iſt
braͤunlicht und voll ſtarck-riechen-
den Oels. Die Abkoͤpfung des
Gipfels oder ſeiner Spitzen, in-
gleichen die Abſchelung der Rinde,
verurſachen deſſen Tod und Ver-
derben. Aus dem Hartz, welches
in groſſer Menge aus der geritz-
ten Rinde heraus flieſt, wird das
gemeine Pech gemacht. Von
den Tannen-Baͤumen werden
auch hin und wieder in Gaͤr-
ten, und ſonſten zur Zierde, gan-
tze Gaͤnge und Alleen gepflan-
tzet.
Tantzen,
Saltare, danſer, ballare, iſt,
wenn es in gebuͤhrender Maaß
geſchiehet, eine dem Leibe nuͤtzliche
und das Gemuͤth ergoͤtzende Be-
wegung, welches gar wohl kan
zugelaſſen werden, und wenn ſon-
derlich des Tantzenden Leibes-Po-
ſitur, Addreſſe und Geſchicklich-
keit darzu kommt, fuͤr angenehm
gehalten wird. Es ſind aber ſol-
che Taͤntze und ihre Arten unter-
ſchiedlich, als nemlich ſerieuſes
oder ernſthafte, luſtige, oder gail-
lardes, kuͤnſtliche und theatraliſche,
grotesques, bizarres, baͤuriſche,
harmoniſche, leichtfertige, ſchaͤnd-
liche und laſterhafte Taͤntze. Und
zwar das luſtige Tantzen betref-
fend, welches bey vergoͤnnter Er-
goͤtzlichkeit jungen und Sorgfreyen
Gemuͤthern gemein, iſt entweder
der Kunſt, oder auch der Natur
und Land-uͤblichen Gewohnheit
gemaͤß. Das erſte beſtehet in
Tantzen einiger Frantzoͤſiſchen
Taͤntze, als Gavotten, Gaillarden,
Bourreen, und Menuetten &c.
Das andere in der Geſchicklich-
keit, welche die Natur, einem ie-
den geſunden, wohlgewachſenen
Coͤrper, ſich hurtig zu drehen, zu
ſpringen, und mit geſchliffenen
oder uͤberhuͤpfften Schritten fort-
zuruͤcken, gegeben hat, ſonderlich-
wenn dazu die Hand und Huͤlf,
leiſtung des Mit-Tantzenden und
bey der Hand Fuͤhrenden das be-
ſte thut, worzu hernach die Lands-
und Standes-Art das ihrige mit
beytraͤget, alſo, daß Franckreich
anders nichts, als von ſeinen ob-
bemeldten Frantzoͤſiſchen Taͤntzen,
neuen
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