Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Sto Stollen, Sind die an einem Hufeisen Storch, Ciconia, Ein bekannter Vogel, von wel- Strahl, Tendon, Heist bey den Hufschmieden der Straßburg, Grosse, schöne und feste Stadt Str dieses Thurms, dessen Höhe 695Staffeln hoch, und soll andere Gipffel der Thürme in Europa überreichen, er ist gantz offen, und von einem Stein sehr künstlich gearbeitet mit erhabenen Figuren; oben wo die Wächter wohnen, hat es einen weiten Platz, daß man allda Kegel schieben kan. Jn der Kirche siehet man das künstli- che Uhrwerck. Die Orgel steht sehr hoch, hat 157 Staffeln, und 2136 Pfeiffen. Das Rath-Haus, die Pfaltz genennet, und der neue Bau, sind sehenswürdig. Dieser Ort war vormals einer der reich- sten und vornehmsten Reichs- Städte, und hatte einen gantz Lutherischen Rath und Einwoh- ner; nachdem aber die Cron Franckreich denselben ohne Ver- lust eines Mannes und mitten im Frieden An. 1681 weggenommen, und im Ryßwickischen Frieden be- halten, ist nicht allein das Mün- ster dem Bischoffe eingeräumet, sondern auch der halbe Rath mit Catholischen besetzet, die Forti- fication sehr verstärcket, und die feste Citadelle von sechs Bastionen angeleget worden, so daß, wenn man Straßburg von aussen an- siehet, man sagen kan, es sey ein Ort, allwo sich so viel Festungs- Gebäue, als an einem Ort in Europa, befinden. Die Lutheri- sche hohe Schuhe hat iederzeit be- rühmte Leute gehabt; 1702 ist ei- ne Jesuiter-Universität angelegt. Der Bischoff hat seine Lande im Elsaß zerstreuet liegen, und al- terniret im Range mit dem Bi- schoffe zu Costnitz. Das Bischöf- liche Wappen ist ein silbernes Band im rothen Felde, wegen des Stiffts Straßburg; und ein silbernes Band mit silbernen Za- cken Y y y 5
[Spaltenumbruch]
Sto Stollen, Sind die an einem Hufeiſen Storch, Ciconia, Ein bekannter Vogel, von wel- Strahl, Tendon, Heiſt bey den Hufſchmieden der Straßburg, Groſſe, ſchoͤne und feſte Stadt Str dieſes Thurms, deſſen Hoͤhe 695Staffeln hoch, und ſoll andere Gipffel der Thuͤrme in Europa uͤberreichen, er iſt gantz offen, und von einem Stein ſehr kuͤnſtlich gearbeitet mit erhabenen Figuren; oben wo die Waͤchter wohnen, hat es einen weiten Platz, daß man allda Kegel ſchieben kan. Jn der Kirche ſiehet man das kuͤnſtli- che Uhrwerck. Die Orgel ſteht ſehr hoch, hat 157 Staffeln, und 2136 Pfeiffen. Das Rath-Haus, die Pfaltz genennet, und der neue Bau, ſind ſehenswuͤrdig. Dieſer Ort war vormals einer der reich- ſten und vornehmſten Reichs- Staͤdte, und hatte einen gantz Lutheriſchen Rath und Einwoh- ner; nachdem aber die Cron Franckreich denſelben ohne Ver- luſt eines Mannes und mitten im Frieden An. 1681 weggenommen, und im Ryßwickiſchen Frieden be- halten, iſt nicht allein das Muͤn- ſter dem Biſchoffe eingeraͤumet, ſondern auch der halbe Rath mit Catholiſchen beſetzet, die Forti- fication ſehr verſtaͤrcket, und die feſte Citadelle von ſechs Baſtionen angeleget worden, ſo daß, wenn man Straßburg von auſſen an- ſiehet, man ſagen kan, es ſey ein Ort, allwo ſich ſo viel Feſtungs- Gebaͤue, als an einem Ort in Europa, befinden. Die Lutheri- ſche hohe Schuhe hat iederzeit be- ruͤhmte Leute gehabt; 1702 iſt ei- ne Jeſuiter-Univerſitaͤt angelegt. Der Biſchoff hat ſeine Lande im Elſaß zerſtreuet liegen, und al- terniret im Range mit dem Bi- ſchoffe zu Coſtnitz. Das Biſchoͤf- liche Wappen iſt ein ſilbernes Band im rothen Felde, wegen des Stiffts Straßburg; und ein ſilbernes Band mit ſilbernen Za- cken Y y y 5
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Sto
Str
Stollen,
Sind die an einem Hufeiſen
hinten unter ſich geſchmiedete En-
den, ſo gleichſam die Abſaͤtze an
dieſen eiſernen Schuhen ſind.
Storch, Ciconia,
Ein bekannter Vogel, von wel-
chem man ſonderlich ruͤhmet 1)
die Liebe der Eltern gegen die Jun-
gen, und dieſer wieder gegen jene,
2) die Treue gegen ihren Haus-
wirth, 3) die Danckbarkeit gegen
ihre Gutthaͤter, 4) die Keuſch-
heit, und 5) die Wachſamkeit.
Strahl, Tendon,
Heiſt bey den Hufſchmieden der
mittlere Strich in des Pferdes
Huf. Denn der Theil, ſo weicher
und hoͤher iſt, als das Jnwendige
des Fuſſes, und zwiſchen dem
Huf-Eiſen ſoll mittelmaͤßig ſeyn,
weder zu fett noch zu mager; denn
iſt er zu fett, ſo raget er uͤber das
Huf-Eiſen, woran das Pferd auf
ſteinigtem Grunde hincket; iſt er
zu mager, daß er ſchwindet, ſo
ſchwuͤret er auch gemeiniglich da-
bey, kommet her von uͤberfluͤßiger
Feuchtigkeit, von naſſen Staͤllen
und Weide.
Straßburg,
Groſſe, ſchoͤne und feſte Stadt
im Nieder-Elſaß, nicht weit vom
Rhein jenſeit, wo die kleinen
Fluͤſſe Jll und Bruſche zuſam-
men flieſſen, und uͤber den Rhein
eine hoͤltzerne Bruͤcke gehet. Die
Gaſſen, deren 195 gezehlet wer-
den, ſind breit und ſchoͤn, die Haͤu-
ſer luſtig und artig gebauet, das
Muͤnſter, und deſſen Thurn, paſ-
ſiren fuͤr ein recht Wunder-Ge-
baͤue; man kan ihm nichts ver-
wegners einbilden, als die Spitze
dieſes Thurms, deſſen Hoͤhe 695
Staffeln hoch, und ſoll andere
Gipffel der Thuͤrme in Europa
uͤberreichen, er iſt gantz offen, und
von einem Stein ſehr kuͤnſtlich
gearbeitet mit erhabenen Figuren;
oben wo die Waͤchter wohnen,
hat es einen weiten Platz, daß
man allda Kegel ſchieben kan. Jn
der Kirche ſiehet man das kuͤnſtli-
che Uhrwerck. Die Orgel ſteht
ſehr hoch, hat 157 Staffeln, und
2136 Pfeiffen. Das Rath-Haus,
die Pfaltz genennet, und der neue
Bau, ſind ſehenswuͤrdig. Dieſer
Ort war vormals einer der reich-
ſten und vornehmſten Reichs-
Staͤdte, und hatte einen gantz
Lutheriſchen Rath und Einwoh-
ner; nachdem aber die Cron
Franckreich denſelben ohne Ver-
luſt eines Mannes und mitten im
Frieden An. 1681 weggenommen,
und im Ryßwickiſchen Frieden be-
halten, iſt nicht allein das Muͤn-
ſter dem Biſchoffe eingeraͤumet,
ſondern auch der halbe Rath mit
Catholiſchen beſetzet, die Forti-
fication ſehr verſtaͤrcket, und die
feſte Citadelle von ſechs Baſtionen
angeleget worden, ſo daß, wenn
man Straßburg von auſſen an-
ſiehet, man ſagen kan, es ſey ein
Ort, allwo ſich ſo viel Feſtungs-
Gebaͤue, als an einem Ort in
Europa, befinden. Die Lutheri-
ſche hohe Schuhe hat iederzeit be-
ruͤhmte Leute gehabt; 1702 iſt ei-
ne Jeſuiter-Univerſitaͤt angelegt.
Der Biſchoff hat ſeine Lande im
Elſaß zerſtreuet liegen, und al-
terniret im Range mit dem Bi-
ſchoffe zu Coſtnitz. Das Biſchoͤf-
liche Wappen iſt ein ſilbernes
Band im rothen Felde, wegen
des Stiffts Straßburg; und ein
ſilbernes Band mit ſilbernen Za-
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