Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Blä mit sich aufs Wasser und zurNahrung anführet, welche in Was- ser-Mücken, Gewürme und Ge- würtzel darinnen bestehet. Jm Sommer hält er sich beständig an einem Orte auf, und hält nicht viel vom Fliegen, wenn er nicht mit Gewalt aufgetrieben wird. Da ihm nun der Flug, wenn er hier gesprenget wird, so schwer anzu- kommen scheinet, so ist zu bewun- dern, wie er im Herbste nebst an- dern Vögeln von hier fortziehen kan; wiewohl er auch wegen des Frostes den Winter nicht ausdau- ren könte. Seine Rückkunfft ge- schiehet im Frühling, sobald nur die Wasser wieder offen sind. Er hat einen widrigen pfulichten Ge- schmack, und darff dahero der De- licatesse wegen nicht geschossen werden. Blässonier-Kunst, s. Blaso- nier-Kunst. Blästigkeit, s. Flatulences. Blarack, Blarock, Blau- rock, s. Mandel Krähe. Blasnirung, Blasniren, Durch diese Worte, welche oft Blasonier-Kunst, Welches eben so viel als Wap- Bla solches zu erkennen; gieng dasTurnier an, so ward ebenfalls mit den Trompeten Lermen geblasen, worauf die Blasnirung der Wap- pen, das ist, die Wappen-Schau vorgenommen worden. Andern scheinet die Ursache zu weit herge- holt zu seyn, warum von diesem Umstande des Blasens die Wap- pen-Kunst auch Blasonier-Kunst genennet worden. Weßwegen sie die Meinung des Herrn von Leib- nitz für wahrscheinlicher halten, welcher es herleitet von Blässe, so ein alt-deutsches Wort ist und ein Zeichen, Marqve bedeutet. Daß also die Wappen-Kunst auch Bla- sonier-Kunst oder vielmehr Bläs- sonier-Kunst hiesse, weil sie eine Wissenschaft der Blässen, das ist, der Zeichen, Figuren und Farben in den Wappen sey. Die Fran- tzosen nennen diese Kunst Art du Blason, und gestehen selbst, daß solches vom Deutschen herkomme, ohngeachtet ihnen sonsten ihr Hoch- muth nicht zuläßt, zu bekennen, daß sie von den Deutschen etwas erborget. Blat, Heissen die Jäger das grosse Blatt, Heißt das meßingene Blättlein und F 5
[Spaltenumbruch] Blaͤ mit ſich aufs Waſſer und zurNahrung anfuͤhret, welche in Waſ- ſer-Muͤcken, Gewuͤrme und Ge- wuͤrtzel darinnen beſtehet. Jm Sommer haͤlt er ſich beſtaͤndig an einem Orte auf, und haͤlt nicht viel vom Fliegen, wenn er nicht mit Gewalt aufgetrieben wird. Da ihm nun der Flug, wenn er hier geſprenget wird, ſo ſchwer anzu- kommen ſcheinet, ſo iſt zu bewun- dern, wie er im Herbſte nebſt an- dern Voͤgeln von hier fortziehen kan; wiewohl er auch wegen des Froſtes den Winter nicht ausdau- ren koͤnte. Seine Ruͤckkunfft ge- ſchiehet im Fruͤhling, ſobald nur die Waſſer wieder offen ſind. Er hat einen widrigen pfulichten Ge- ſchmack, und darff dahero der De- licateſſe wegen nicht geſchoſſen werden. Blaͤſſonier-Kunſt, ſ. Blaſo- nier-Kunſt. Blaͤſtigkeit, ſ. Flatulences. Blarack, Blarock, Blau- rock, ſ. Mandel Kraͤhe. Blaſnirung, Blaſniren, Durch dieſe Worte, welche oft Blaſonier-Kunſt, Welches eben ſo viel als Wap- Bla ſolches zu erkennen; gieng dasTurnier an, ſo ward ebenfalls mit den Trompeten Lermen geblaſen, worauf die Blaſnirung der Wap- pen, das iſt, die Wappen-Schau vorgenommen worden. Andern ſcheinet die Urſache zu weit herge- holt zu ſeyn, warum von dieſem Umſtande des Blaſens die Wap- pen-Kunſt auch Blaſonier-Kunſt genennet worden. Weßwegen ſie die Meinung des Herrn von Leib- nitz fuͤr wahrſcheinlicher halten, welcher es herleitet von Blaͤſſe, ſo ein alt-deutſches Wort iſt und ein Zeichen, Marqve bedeutet. Daß alſo die Wappen-Kunſt auch Bla- ſonier-Kunſt oder vielmehr Blaͤſ- ſonier-Kunſt hieſſe, weil ſie eine Wiſſenſchaft der Blaͤſſen, das iſt, der Zeichen, Figuren und Farben in den Wappen ſey. Die Fran- tzoſen nennen dieſe Kunſt Art du Blaſon, und geſtehen ſelbſt, daß ſolches vom Deutſchen herkomme, ohngeachtet ihnen ſonſten ihr Hoch- muth nicht zulaͤßt, zu bekennen, daß ſie von den Deutſchen etwas erborget. Blat, Heiſſen die Jaͤger das groſſe Blatt, Heißt das meßingene Blaͤttlein und F 5
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Blaͤ
Bla
mit ſich aufs Waſſer und zur
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wuͤrtzel darinnen beſtehet. Jm
Sommer haͤlt er ſich beſtaͤndig an
einem Orte auf, und haͤlt nicht viel
vom Fliegen, wenn er nicht mit
Gewalt aufgetrieben wird. Da
ihm nun der Flug, wenn er hier
geſprenget wird, ſo ſchwer anzu-
kommen ſcheinet, ſo iſt zu bewun-
dern, wie er im Herbſte nebſt an-
dern Voͤgeln von hier fortziehen
kan; wiewohl er auch wegen des
Froſtes den Winter nicht ausdau-
ren koͤnte. Seine Ruͤckkunfft ge-
ſchiehet im Fruͤhling, ſobald nur
die Waſſer wieder offen ſind. Er
hat einen widrigen pfulichten Ge-
ſchmack, und darff dahero der De-
licateſſe wegen nicht geſchoſſen
werden.
Blaͤſſonier-Kunſt, ſ. Blaſo-
nier-Kunſt.
Blaͤſtigkeit, ſ. Flatulences.
Blarack, Blarock, Blau-
rock, ſ. Mandel Kraͤhe.
Blaſnirung, Blaſniren,
Durch dieſe Worte, welche oft
in den Adels-Briefen vorkom-
men, wird angedeutet, wie ein
Wappen ſolle gemacht werden.
Davon wollen einige herleiten
Blaſonier-Kunſt,
Welches eben ſo viel als Wap-
pen-Kunſt, aber nicht ſo gebraͤuch-
lich iſt. Jnsgemein ſagt man, es
komme von blaſen her. Denn ſo
oft in den Turnieren ein Ritter
vor den Schrancken des Rennpla-
tzes ankam, und ſich zum Turnie-
ren angab, ſo ſtieß er in ſein Horn,
und gab alſo durch das Blaſen
ſolches zu erkennen; gieng das
Turnier an, ſo ward ebenfalls mit
den Trompeten Lermen geblaſen,
worauf die Blaſnirung der Wap-
pen, das iſt, die Wappen-Schau
vorgenommen worden. Andern
ſcheinet die Urſache zu weit herge-
holt zu ſeyn, warum von dieſem
Umſtande des Blaſens die Wap-
pen-Kunſt auch Blaſonier-Kunſt
genennet worden. Weßwegen ſie
die Meinung des Herrn von Leib-
nitz fuͤr wahrſcheinlicher halten,
welcher es herleitet von Blaͤſſe, ſo
ein alt-deutſches Wort iſt und ein
Zeichen, Marqve bedeutet. Daß
alſo die Wappen-Kunſt auch Bla-
ſonier-Kunſt oder vielmehr Blaͤſ-
ſonier-Kunſt hieſſe, weil ſie eine
Wiſſenſchaft der Blaͤſſen, das iſt,
der Zeichen, Figuren und Farben
in den Wappen ſey. Die Fran-
tzoſen nennen dieſe Kunſt Art du
Blaſon, und geſtehen ſelbſt, daß
ſolches vom Deutſchen herkomme,
ohngeachtet ihnen ſonſten ihr Hoch-
muth nicht zulaͤßt, zu bekennen,
daß ſie von den Deutſchen etwas
erborget.
Blat,
Heiſſen die Jaͤger das groſſe
Weide-Meſſer, womit das Wild-
pret zerhauen und in Braten zer-
theilet wird.
Blatt,
Heißt das meßingene Blaͤttlein
oder Blechlein, ſo auf den Roͤh-
ren in den Schnarrwercken der Or-
geln, oder der Regale liegt. Wenn
man dieſe Blaͤtter zu hart ſtrei-
chet, kan ſie der Wind nicht uͤber-
waͤltigen, und zum Ton bringen.
Wenn man ſie zu gelinde ſtreichet,
und zu weich machet, ſo druͤckt ſie
der Wind gar auf die Roͤhren,
und
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