Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Sil durch man ein Stricklein ziehet,dasselbe durch den Gurt gehen läst, und es am Sattel-Knopf in solcher Länge, wie man will, daß es den Kopf tragen oder hal- ten soll, befestiget. Silber, Bedeutet in den Wappen die Silentiarii, Hiessen in den mittlern Zeiten ge- Siller, cheval qui sille, Ein Pferd, so weisse Brillen Sillet, Ein länglicht Stückgen Hel- Simple, cheval simple, Nennen die Frantzosen ein Sin Singen, Canere, chanter, Heisset so viel als Gott mit schö- Sing-Spiele, Da das gantze musicalische We- Sintzendorff, Grafen von Sintzendorff, un- ten X x x 4
[Spaltenumbruch] Sil durch man ein Stricklein ziehet,daſſelbe durch den Gurt gehen laͤſt, und es am Sattel-Knopf in ſolcher Laͤnge, wie man will, daß es den Kopf tragen oder hal- ten ſoll, befeſtiget. Silber, Bedeutet in den Wappen die Silentiarii, Hieſſen in den mittlern Zeiten ge- Siller, cheval qui ſille, Ein Pferd, ſo weiſſe Brillen Sillet, Ein laͤnglicht Stuͤckgen Hel- Simple, cheval ſimple, Nennen die Frantzoſen ein Sin Singen, Canere, chanter, Heiſſet ſo viel als Gott mit ſchoͤ- Sing-Spiele, Da das gantze muſicaliſche We- Sintzendorff, Grafen von Sintzendorff, un- ten X x x 4
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Sil
Sin
durch man ein Stricklein ziehet,
daſſelbe durch den Gurt gehen
laͤſt, und es am Sattel-Knopf
in ſolcher Laͤnge, wie man will,
daß es den Kopf tragen oder hal-
ten ſoll, befeſtiget.
Silber,
Bedeutet in den Wappen die
weiſſe Farbe.
Silentiarii,
Hieſſen in den mittlern Zeiten ge-
heime Raͤthe, welche in ihren Colle-
giis von wichtigen Sachen zu rathe
gezogen worden. Sie hatten ihren
Nahmen von dem Ort, wo ſie zu-
ſammen kamen, welcher Silentia-
rium hieß, weil ſie ihre Sachen
gantz heimlich halten muſten.
Siller, cheval qui ſille,
Ein Pferd, ſo weiſſe Brillen
um die Augbraunen bekoͤmmt,
welches ein Zeichen eines hohen
Alters iſt: z. E. euer Pferd ſillirt,
das bedeutet, daß es ſchon lange
dencket, und alſo 20 bis 30 Jahr
auf ſich hat; doch wenn es in der
Jugend geſchonet iſt, kan es im
Alter noch wol gute Dienſte thun.
Wie denn Albertus bezeuget, daß
ein auslaͤndiſches Pferd 40 bis 50
Jahr alt werden kan; Andere wol-
len es gar bis auf 60 Jahr hinauf
treiben.
Sillet,
Ein laͤnglicht Stuͤckgen Hel-
fenbein oben an einer Laute, wor-
auf die Saiten liegen.
Simple, cheval ſimple,
Nennen die Frantzoſen ein
Pferd von einer Farbe, das gar
nichts weiſſes, weder Stern, noch
weiſſen Fuß hat, ſo ſie entweder
fuͤr ein recht gut, oder fuͤr ein laſches
Pferd urtheilen.
Singen, Canere, chanter,
Heiſſet ſo viel als Gott mit ſchoͤ-
nen, lieblichen und anmuthigen
Geſang-Weiſen loben und preiſen.
Sing-Spiele,
Da das gantze muſicaliſche We-
ſen ſein groͤſtes Anſehen den geiſt-
lichen und weltlichen Schaubuͤh-
nen ſchuldig iſt, und zerfallen
muͤſte, wo dieſe uͤbel beſtellet ſind:
So verdient der Urſprung der
Singſpiele unterſucht zu werden:
Die Ehre der Erfindung und Aus-
breitung der Dramatiſchen Ton-
Kunſt kan niemand den Welſchen
ſtreitig machen. Es hat ſchon im
Jahr 1480 Franceſco Beverini zu
Zeiten Pabſtes Sixti IV ſchon ein
Singſpiel, oder eine Oper, von der
Bekehrung Pauli vorgeſtellet,
und ſeit der Zeit iſt kein Carneval
verſtrichen, da nicht dergleichen
theatraliſche Stuͤcke, ja oft ſehr
anſehnliche Opern, in Rom auf-
gefuͤhret worden. Dem P. Marco
Antonio Ceſti, Kayſers Ferdi-
nandi III Capellmeiſter, welcher
ſeine erſte Oper Orontea 1649 zu
Venedig hoͤren ließ, kan man alſo
dieſe Erfindung nicht zuſchreiben.
Sintzendorff,
Grafen von Sintzendorff, un-
ter welchen der aͤlteſte des Heil.
Roͤmiſchen Reichs Erb-Schatz-
meiſter iſt, und hiernaͤchſt das
Erb-Schildtraͤger-Erb-Kampff-
Richter, und Erb-Schencken-Amt
in Oeſterreich ob der Ens beſitzet.
Dieſes Geſchlecht muß mit den
Grafen von Zintzendorff nicht
confundiret werden. Sie theilen
ſich in die Ernſtbrunniſche oder
Feuerecciſche, und Friedauiſche
oder Neuburgiſche Linie. Dieſe
Grafen haben in einem getheil-
ten
X x x 4
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