Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Sel muß ein Wappen also betrachten,als wenn ein Ritter zu Pferde sitzend es auf seinem lincken Arm hangend hätte. Was nun in sol- cher Stellung gegen seine rechte Seite gewandt zu sehen, das heißt auch die rechte Seite, und was zur lincken, das ist die lincke Seite. Sela, Jst ein Poetisches, oder musi- Selb-Geschoß, Jst ein Feuer-Gewehr, also zu- Sel Schloß daran gemachet. Mer-cket man nun einen Wolf oder Luchs, oder ein wild Schwein, oder sonst was, das der Mühe werth, und man vor Kälte nicht vergebens aufpassen will, auch vor Finsterkeit nichts sehen kan, so wird dieses Selb-Geschoß mit kleinen Lauf-Kugeln ordentlich ge- laden, und an den verlangten Ort gebracht, eine härene Schnur von fünff bis sechs Ellen lang über die Suhle gezogen, oder vor dem Luder angebunden, nach dem Selb-Geschoß gezogen, und am Abzug leise angeknüpft. Wenn man nun in der Mitten desselben solches nach der Höhe des Thieres gerichtet, und den Zug-Faden hinter den Stifft geleget, span- net man das Rad, schüttet Zünd- kraut darauf, und setzet den Hahn mählig, stehet unberühret leise auf, und decket eine starcke Holtz- Rinde darüber, so ist es fertig. Wenn nun in der Nacht etwas, es sey woher es wolle, kömmt, und an den Faden rühret, so gehet alles los, und wird dasselbe ent- weder gleich liegen bleiben, oder doch nicht weit lauffen. Des Ta- ges, so man nichts vermuthet, kan man wol hingehen, die Rinde sachte aufheben, den Hahn zurücke schlagen und abspannen, denn wieder vor der Nässe zudecken, so kan weder dem Viehe, noch dem Menschen Schaden gesche- hen, und daferne künftige Nacht was zu vermuthen, kan es, wie vorgemeldt, wieder aufgestellet, und vor der Nässe bedecket wer- den. Selle, Sattel, Jst ein Sitz, so auf dem Rücken qvem-
[Spaltenumbruch] Sel muß ein Wappen alſo betrachten,als wenn ein Ritter zu Pferde ſitzend es auf ſeinem lincken Arm hangend haͤtte. Was nun in ſol- cher Stellung gegen ſeine rechte Seite gewandt zu ſehen, das heißt auch die rechte Seite, und was zur lincken, das iſt die lincke Seite. Sela, Jſt ein Poetiſches, oder muſi- Selb-Geſchoß, Jſt ein Feuer-Gewehr, alſo zu- Sel Schloß daran gemachet. Mer-cket man nun einen Wolf oder Luchs, oder ein wild Schwein, oder ſonſt was, das der Muͤhe werth, und man vor Kaͤlte nicht vergebens aufpaſſen will, auch vor Finſterkeit nichts ſehen kan, ſo wird dieſes Selb-Geſchoß mit kleinen Lauf-Kugeln ordentlich ge- laden, und an den verlangten Ort gebracht, eine haͤrene Schnur von fuͤnff bis ſechs Ellen lang uͤber die Suhle gezogen, oder vor dem Luder angebunden, nach dem Selb-Geſchoß gezogen, und am Abzug leiſe angeknuͤpft. Wenn man nun in der Mitten deſſelben ſolches nach der Hoͤhe des Thieres gerichtet, und den Zug-Faden hinter den Stifft geleget, ſpan- net man das Rad, ſchuͤttet Zuͤnd- kraut darauf, und ſetzet den Hahn maͤhlig, ſtehet unberuͤhret leiſe auf, und decket eine ſtarcke Holtz- Rinde daruͤber, ſo iſt es fertig. Wenn nun in der Nacht etwas, es ſey woher es wolle, koͤmmt, und an den Faden ruͤhret, ſo gehet alles los, und wird daſſelbe ent- weder gleich liegen bleiben, oder doch nicht weit lauffen. Des Ta- ges, ſo man nichts vermuthet, kan man wol hingehen, die Rinde ſachte aufheben, den Hahn zuruͤcke ſchlagen und abſpannen, denn wieder vor der Naͤſſe zudecken, ſo kan weder dem Viehe, noch dem Menſchen Schaden geſche- hen, und daferne kuͤnftige Nacht was zu vermuthen, kan es, wie vorgemeldt, wieder aufgeſtellet, und vor der Naͤſſe bedecket wer- den. Selle, Sattel, Jſt ein Sitz, ſo auf dem Ruͤcken qvem-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f1080"/><cb n="2111"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sel</hi></hi></fw><lb/> muß ein Wappen alſo betrachten,<lb/> als wenn ein Ritter zu Pferde<lb/> ſitzend es auf ſeinem lincken Arm<lb/> hangend haͤtte. Was nun in ſol-<lb/> cher Stellung gegen ſeine rechte<lb/> Seite gewandt zu ſehen, das<lb/> heißt auch die rechte Seite, und<lb/> was zur lincken, das iſt die lincke<lb/> Seite.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Sela,</hi> </hi> </head><lb/> <p>Jſt ein Poetiſches, oder muſi-<lb/> caliſches <hi rendition="#aq">Notabene</hi> in den Pſal-<lb/> men. Einige meinen, es ſey ein<lb/> Vermahnungs-Wort, daß ſich<lb/> bey ſolchen die Stimmen der<lb/> Saͤnger und die Andacht der Zu-<lb/> hoͤrer erheben ſolle. Andere hal-<lb/> ten dafuͤr, es ſey ein Wort, ſo<lb/> aus der Singe-Kunſt genommen,<lb/> und ein <hi rendition="#aq">Signum repetitionis, (da<lb/> capo)</hi> oder ein Zeichen, daß da-<lb/> ſelbſt eine Verwechſelung der Me-<lb/> lodie geſchehen; oder auch, daß<lb/> daſelbſt die Trompeter das Sin-<lb/> gen mit Blaſen <hi rendition="#aq">Tutti</hi> beantwor-<lb/> ten ſollen; dieſes Wort ſteht <supplied>1</supplied>mal<lb/> in Pſalmen, und 3mal im Pro-<lb/> pheten Habacuc, und zwar uͤber-<lb/> all bey nachdencklicher Materie,<lb/> da man ein wenig zu <hi rendition="#aq">pauſi</hi>ren, zu<lb/><hi rendition="#aq">repeti</hi>ren und der Sachen nachzu-<lb/> ſinnen Urſach hat.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Selb-Geſchoß,</hi> </head><lb/> <p>Jſt ein Feuer-Gewehr, alſo zu-<lb/> gerichtet, daß ein niedriges Stuͤcke<lb/> Wild, als Schwein, Wolf, Luchs<lb/> und dergleichen, bey finſterer<lb/> Nacht, durch Beruͤhrung des<lb/> Zug-Fadens ſolches losbrennet,<lb/> und ſich dadurch ſelbſten faͤllet.<lb/> Ein ſolches Selb-Geſchoß wird<lb/> von drey oder vier ſtarcken kurtzen<lb/> Laͤuften in ein laͤnglicht Holtz ge-<lb/> ſchaͤfftet, die Zuͤnd-Loͤcher zuſam-<lb/> men gefuͤget, und ein klein Feuer-<lb/><cb n="2112"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sel</hi></hi></fw><lb/> Schloß daran gemachet. Mer-<lb/> cket man nun einen Wolf oder<lb/> Luchs, oder ein wild Schwein,<lb/> oder ſonſt was, das der Muͤhe<lb/> werth, und man vor Kaͤlte nicht<lb/> vergebens aufpaſſen will, auch<lb/> vor Finſterkeit nichts ſehen kan,<lb/> ſo wird dieſes Selb-Geſchoß mit<lb/> kleinen Lauf-Kugeln ordentlich ge-<lb/> laden, und an den verlangten Ort<lb/> gebracht, eine haͤrene Schnur von<lb/> fuͤnff bis ſechs Ellen lang uͤber die<lb/> Suhle gezogen, oder vor dem<lb/> Luder angebunden, nach dem<lb/> Selb-Geſchoß gezogen, und am<lb/> Abzug leiſe angeknuͤpft. Wenn<lb/> man nun in der Mitten deſſelben<lb/> ſolches nach der Hoͤhe des Thieres<lb/> gerichtet, und den Zug-Faden<lb/> hinter den Stifft geleget, ſpan-<lb/> net man das Rad, ſchuͤttet Zuͤnd-<lb/> kraut darauf, und ſetzet den Hahn<lb/> maͤhlig, ſtehet unberuͤhret leiſe<lb/> auf, und decket eine ſtarcke Holtz-<lb/> Rinde daruͤber, ſo iſt es fertig.<lb/> Wenn nun in der Nacht etwas,<lb/> es ſey woher es wolle, koͤmmt,<lb/> und an den Faden ruͤhret, ſo gehet<lb/> alles los, und wird daſſelbe ent-<lb/> weder gleich liegen bleiben, oder<lb/> doch nicht weit lauffen. Des Ta-<lb/> ges, ſo man nichts vermuthet,<lb/> kan man wol hingehen, die Rinde<lb/> ſachte aufheben, den Hahn zuruͤcke<lb/> ſchlagen und abſpannen, denn<lb/> wieder vor der Naͤſſe zudecken,<lb/> ſo kan weder dem Viehe, noch<lb/> dem Menſchen Schaden geſche-<lb/> hen, und daferne kuͤnftige Nacht<lb/> was zu vermuthen, kan es, wie<lb/> vorgemeldt, wieder aufgeſtellet,<lb/> und vor der Naͤſſe bedecket wer-<lb/> den.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Selle,</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Sattel,</hi> </head><lb/> <p>Jſt ein Sitz, ſo auf dem Ruͤcken<lb/> des Pferdes, zur Sicher- und Be-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">qvem-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1080]
Sel
Sel
muß ein Wappen alſo betrachten,
als wenn ein Ritter zu Pferde
ſitzend es auf ſeinem lincken Arm
hangend haͤtte. Was nun in ſol-
cher Stellung gegen ſeine rechte
Seite gewandt zu ſehen, das
heißt auch die rechte Seite, und
was zur lincken, das iſt die lincke
Seite.
Sela,
Jſt ein Poetiſches, oder muſi-
caliſches Notabene in den Pſal-
men. Einige meinen, es ſey ein
Vermahnungs-Wort, daß ſich
bey ſolchen die Stimmen der
Saͤnger und die Andacht der Zu-
hoͤrer erheben ſolle. Andere hal-
ten dafuͤr, es ſey ein Wort, ſo
aus der Singe-Kunſt genommen,
und ein Signum repetitionis, (da
capo) oder ein Zeichen, daß da-
ſelbſt eine Verwechſelung der Me-
lodie geſchehen; oder auch, daß
daſelbſt die Trompeter das Sin-
gen mit Blaſen Tutti beantwor-
ten ſollen; dieſes Wort ſteht 1mal
in Pſalmen, und 3mal im Pro-
pheten Habacuc, und zwar uͤber-
all bey nachdencklicher Materie,
da man ein wenig zu pauſiren, zu
repetiren und der Sachen nachzu-
ſinnen Urſach hat.
Selb-Geſchoß,
Jſt ein Feuer-Gewehr, alſo zu-
gerichtet, daß ein niedriges Stuͤcke
Wild, als Schwein, Wolf, Luchs
und dergleichen, bey finſterer
Nacht, durch Beruͤhrung des
Zug-Fadens ſolches losbrennet,
und ſich dadurch ſelbſten faͤllet.
Ein ſolches Selb-Geſchoß wird
von drey oder vier ſtarcken kurtzen
Laͤuften in ein laͤnglicht Holtz ge-
ſchaͤfftet, die Zuͤnd-Loͤcher zuſam-
men gefuͤget, und ein klein Feuer-
Schloß daran gemachet. Mer-
cket man nun einen Wolf oder
Luchs, oder ein wild Schwein,
oder ſonſt was, das der Muͤhe
werth, und man vor Kaͤlte nicht
vergebens aufpaſſen will, auch
vor Finſterkeit nichts ſehen kan,
ſo wird dieſes Selb-Geſchoß mit
kleinen Lauf-Kugeln ordentlich ge-
laden, und an den verlangten Ort
gebracht, eine haͤrene Schnur von
fuͤnff bis ſechs Ellen lang uͤber die
Suhle gezogen, oder vor dem
Luder angebunden, nach dem
Selb-Geſchoß gezogen, und am
Abzug leiſe angeknuͤpft. Wenn
man nun in der Mitten deſſelben
ſolches nach der Hoͤhe des Thieres
gerichtet, und den Zug-Faden
hinter den Stifft geleget, ſpan-
net man das Rad, ſchuͤttet Zuͤnd-
kraut darauf, und ſetzet den Hahn
maͤhlig, ſtehet unberuͤhret leiſe
auf, und decket eine ſtarcke Holtz-
Rinde daruͤber, ſo iſt es fertig.
Wenn nun in der Nacht etwas,
es ſey woher es wolle, koͤmmt,
und an den Faden ruͤhret, ſo gehet
alles los, und wird daſſelbe ent-
weder gleich liegen bleiben, oder
doch nicht weit lauffen. Des Ta-
ges, ſo man nichts vermuthet,
kan man wol hingehen, die Rinde
ſachte aufheben, den Hahn zuruͤcke
ſchlagen und abſpannen, denn
wieder vor der Naͤſſe zudecken,
ſo kan weder dem Viehe, noch
dem Menſchen Schaden geſche-
hen, und daferne kuͤnftige Nacht
was zu vermuthen, kan es, wie
vorgemeldt, wieder aufgeſtellet,
und vor der Naͤſſe bedecket wer-
den.
Selle, Sattel,
Jſt ein Sitz, ſo auf dem Ruͤcken
des Pferdes, zur Sicher- und Be-
qvem-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |