Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Schi Länge und Breite richtet sich nachder Herrschaft hohen Gefallen, und nach Proportion des Abja- gens, sonderlich des Lauf-Platzes, und muß ein solcher Schirm ma- nierlich angeordnet werden, da- mit er nicht zu groß, auch nicht gar zu schwach oder klein sey. Der Schirm wird gemeiniglich auf dem Lauft solchergestalt ge- stellet, daß die Distantz zwischen dem Schirm und dem Jagen ei- nen dritten Theil des gantzen Lauffes beträget; iedoch wenn der Lauft gar zu lang ist, so wird der Schirm höchstens über hundert und zwantzig Schritte vom Jagen nicht gesetzt. Nach geendigtem Jagen muß alles, was zu solchem Schirm gehöret, auf Wagen ge- laden, und im Zeug-Hause bey dem andern Jagd-Gezeug, zu fer- nerem Gebrauch wohl verwahrlich aufgehoben werden. Schirmer, s. Retter. Schlägel, Heist bey den Jägern die Keule, Schlaflosigkeit, Ein Zufall, welcher die Pferde Schlafsucht, Bey dieser gefährlichen Kranck- Schl heit der Pferde, entstehen zu Zei-ten Tubercula im Hirne, welche dasselbe endlich klemmen, und also eine beständige Schläfrigkeit ver- ursachen. Diejenige Schlafsucht, welche von den untern Gliedern herrühret, ist nicht so gefährlich, als die, welche auf eine hitzige Kranckheit folget; denn diese zei- get eine Austilgung der natürli- chen Wärme oder eine schädliche gifftige Qvalität an, dergleichen in ansteckenden gefährlichen Fie- bern dem Hirne gemeiniglich zu- zusetzen pfleget. Von auswen- dig wird diese Kranckheit durch grosse Kälte und unmäßiges Schlagen auf das Haupt verur- sachet, auch wenn ein Pferd lan- ge im Mondenschein stehet. Die Kennzeichen dieser Kranckheit ha- ben wir oben unter Lethargie d' un cheval beygebracht. Vor al- len Dingen soll man solchen Pfer- den den Leib suchen offen zu halten, hernach die Hals-Spor- und Schranck-Adern lassen, und ihnen folgenden Tags diesen Tranck: Ylli- rische Camillen, Thracae genen- net, 4 Loth, rothe Bucken 8 Loth, in 3 Maaß fliessend Wasser auf die Helffte eingesotten, auf ein- mal eingiessen, und etliche Tage damit anhalten. Oder nehmet Calmus 5 Unzen, Rhapontick, Spicanard und Gall-Aepffel iedes 3 Unzen, 3 oder 4 Löffel voll Baum- Oel, und rothen Beyfuß, zerstos- sets klein, und mischets durch ein- ander, und gebet dem Pferde 3 Löffel voll in 2 Qvartier laulichten Wasser ein. Reibet ihm alle vier Schenckel wohl mit warmen Eßig, Saltz und Kleyen untermengt, denn es ist sonst nicht wohl auf die Beine zu bringen; man mags ihm auch fein warm überschlagen, und T t t 4
[Spaltenumbruch] Schi Laͤnge und Breite richtet ſich nachder Herrſchaft hohen Gefallen, und nach Proportion des Abja- gens, ſonderlich des Lauf-Platzes, und muß ein ſolcher Schirm ma- nierlich angeordnet werden, da- mit er nicht zu groß, auch nicht gar zu ſchwach oder klein ſey. Der Schirm wird gemeiniglich auf dem Lauft ſolchergeſtalt ge- ſtellet, daß die Diſtantz zwiſchen dem Schirm und dem Jagen ei- nen dritten Theil des gantzen Lauffes betraͤget; iedoch wenn der Lauft gar zu lang iſt, ſo wird der Schirm hoͤchſtens uͤber hundert und zwantzig Schritte vom Jagen nicht geſetzt. Nach geendigtem Jagen muß alles, was zu ſolchem Schirm gehoͤret, auf Wagen ge- laden, und im Zeug-Hauſe bey dem andern Jagd-Gezeug, zu fer- nerem Gebrauch wohl verwahrlich aufgehoben werden. Schirmer, ſ. Retter. Schlaͤgel, Heiſt bey den Jaͤgern die Keule, Schlafloſigkeit, Ein Zufall, welcher die Pferde Schlafſucht, Bey dieſer gefaͤhrlichen Kranck- Schl heit der Pferde, entſtehen zu Zei-ten Tubercula im Hirne, welche daſſelbe endlich klemmen, und alſo eine beſtaͤndige Schlaͤfrigkeit ver- urſachen. Diejenige Schlafſucht, welche von den untern Gliedern herruͤhret, iſt nicht ſo gefaͤhrlich, als die, welche auf eine hitzige Kranckheit folget; denn dieſe zei- get eine Austilgung der natuͤrli- chen Waͤrme oder eine ſchaͤdliche gifftige Qvalitaͤt an, dergleichen in anſteckenden gefaͤhrlichen Fie- bern dem Hirne gemeiniglich zu- zuſetzen pfleget. Von auswen- dig wird dieſe Kranckheit durch groſſe Kaͤlte und unmaͤßiges Schlagen auf das Haupt verur- ſachet, auch wenn ein Pferd lan- ge im Mondenſchein ſtehet. Die Kennzeichen dieſer Kranckheit ha- ben wir oben unter Lethargie d’ un cheval beygebracht. Vor al- len Dingen ſoll man ſolchen Pfer- den den Leib ſuchen offen zu halten, hernach die Hals-Spor- und Schranck-Adern laſſen, und ihnen folgenden Tags dieſen Tranck: Ylli- riſche Camillen, Thracæ genen- net, 4 Loth, rothe Bucken 8 Loth, in 3 Maaß flieſſend Waſſer auf die Helffte eingeſotten, auf ein- mal eingieſſen, und etliche Tage damit anhalten. Oder nehmet Calmus 5 Unzen, Rhapontick, Spicanard und Gall-Aepffel iedes 3 Unzen, 3 oder 4 Loͤffel voll Baum- Oel, und rothen Beyfuß, zerſtoſ- ſets klein, und miſchets durch ein- ander, und gebet dem Pferde 3 Loͤffel voll in 2 Qvartier laulichten Waſſer ein. Reibet ihm alle vier Schenckel wohl mit warmen Eßig, Saltz und Kleyen untermengt, denn es iſt ſonſt nicht wohl auf die Beine zu bringen; man mags ihm auch fein warm uͤberſchlagen, und T t t 4
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Schi
Schl
Laͤnge und Breite richtet ſich nach
der Herrſchaft hohen Gefallen,
und nach Proportion des Abja-
gens, ſonderlich des Lauf-Platzes,
und muß ein ſolcher Schirm ma-
nierlich angeordnet werden, da-
mit er nicht zu groß, auch nicht
gar zu ſchwach oder klein ſey.
Der Schirm wird gemeiniglich
auf dem Lauft ſolchergeſtalt ge-
ſtellet, daß die Diſtantz zwiſchen
dem Schirm und dem Jagen ei-
nen dritten Theil des gantzen
Lauffes betraͤget; iedoch wenn der
Lauft gar zu lang iſt, ſo wird der
Schirm hoͤchſtens uͤber hundert
und zwantzig Schritte vom Jagen
nicht geſetzt. Nach geendigtem
Jagen muß alles, was zu ſolchem
Schirm gehoͤret, auf Wagen ge-
laden, und im Zeug-Hauſe bey
dem andern Jagd-Gezeug, zu fer-
nerem Gebrauch wohl verwahrlich
aufgehoben werden.
Schirmer, ſ. Retter.
Schlaͤgel,
Heiſt bey den Jaͤgern die Keule,
damit man einen Haſpel einſchlaͤ-
get; item der hintere Lauf von ei-
nem Rehe oder Hirſch.
Schlafloſigkeit,
Ein Zufall, welcher die Pferde
zuweilen befaͤllt und abmattet.
Solchem abzuhelfen, nehme man
friſchen Mahn-Saamen 1 Loth,
Dille ſo viel man mit 4 Fingern
faſſen kan, Cardamomen, Bil-
ſen-Saamen und Honig iedes
4 Unzen, alles wohl klein geſtoſſen,
und nebſt dem Honig unter 4 Un-
zen Oel geruͤhret, und ſodenn dem
Pferde eingegoſſen.
Schlafſucht,
Bey dieſer gefaͤhrlichen Kranck-
heit der Pferde, entſtehen zu Zei-
ten Tubercula im Hirne, welche
daſſelbe endlich klemmen, und alſo
eine beſtaͤndige Schlaͤfrigkeit ver-
urſachen. Diejenige Schlafſucht,
welche von den untern Gliedern
herruͤhret, iſt nicht ſo gefaͤhrlich,
als die, welche auf eine hitzige
Kranckheit folget; denn dieſe zei-
get eine Austilgung der natuͤrli-
chen Waͤrme oder eine ſchaͤdliche
gifftige Qvalitaͤt an, dergleichen
in anſteckenden gefaͤhrlichen Fie-
bern dem Hirne gemeiniglich zu-
zuſetzen pfleget. Von auswen-
dig wird dieſe Kranckheit durch
groſſe Kaͤlte und unmaͤßiges
Schlagen auf das Haupt verur-
ſachet, auch wenn ein Pferd lan-
ge im Mondenſchein ſtehet. Die
Kennzeichen dieſer Kranckheit ha-
ben wir oben unter Lethargie d’
un cheval beygebracht. Vor al-
len Dingen ſoll man ſolchen Pfer-
den den Leib ſuchen offen zu halten,
hernach die Hals-Spor- und
Schranck-Adern laſſen, und ihnen
folgenden Tags dieſen Tranck: Ylli-
riſche Camillen, Thracæ genen-
net, 4 Loth, rothe Bucken 8 Loth,
in 3 Maaß flieſſend Waſſer auf
die Helffte eingeſotten, auf ein-
mal eingieſſen, und etliche Tage
damit anhalten. Oder nehmet
Calmus 5 Unzen, Rhapontick,
Spicanard und Gall-Aepffel iedes
3 Unzen, 3 oder 4 Loͤffel voll Baum-
Oel, und rothen Beyfuß, zerſtoſ-
ſets klein, und miſchets durch ein-
ander, und gebet dem Pferde 3
Loͤffel voll in 2 Qvartier laulichten
Waſſer ein. Reibet ihm alle vier
Schenckel wohl mit warmen Eßig,
Saltz und Kleyen untermengt,
denn es iſt ſonſt nicht wohl auf
die Beine zu bringen; man mags
ihm auch fein warm uͤberſchlagen,
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