Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Schi Kugel nach Belieben wieder ausden Ohren heraus ziehen könne, doch daß ja nichts von dem puren Wachs ins Ohr falle, als welches dem Pferde sonsten höchst schädlich wäre. Von diesen nun stecket man in iedes Ohr eine, machet sie aber zuvor weich, um sie desto bes- ser hinein drucken zu können; als- denn legt man ihm die Schieß- Halffter an, und arbeitet ihm auf der Nase gemächlich damit, so wird es in einer oder zwey Stunden von sich selbst, und ohne Hülffe des Spring-Gezeugs, die Nase auf den Boden halten, auch den Schuß desto weniger hören, und solchen um so viel lieber vertra- gen. Wenn man dieses des Ta- ges zweymal treibt, so wird das Pferd, wenn man nur gelinde mit ihm umgehet, und es nicht mit Schlägen tractiret, den Kopf beständig an der Erde halten, auch in wenig Tagen sich zurücke ziehen und auf die Seite treiben lassen, wie es ihm vorhero unter dem Reuter gewiesen worden. Wenn nun ein solches Pferd, seine Dien- ste zu thun ausgeführet werden soll, muß man solches nicht also- bald gegen das Feder-Wild gera- de zu treiben, sondern es contrair gegen den Wind führen, bald von, bald zu dem Wild treiben, auch hin und her wenden, damit das Feder-Wild vor dem Pferde sicher gemacht werde, sonsten, wenn es den Wind von den Menschen ein wenig inne wird, stehet es also- bald auf, und die Federn tragen das Fleisch davon. Schifften, Heisset bey den Falckeniern den Schi Schild, Scutum, Jst das erste Haupt-Stück ei- nie-
[Spaltenumbruch] Schi Kugel nach Belieben wieder ausden Ohren heraus ziehen koͤnne, doch daß ja nichts von dem puren Wachs ins Ohr falle, als welches dem Pferde ſonſten hoͤchſt ſchaͤdlich waͤre. Von dieſen nun ſtecket man in iedes Ohr eine, machet ſie aber zuvor weich, um ſie deſto beſ- ſer hinein drucken zu koͤnnen; als- denn legt man ihm die Schieß- Halffter an, und arbeitet ihm auf der Naſe gemaͤchlich damit, ſo wird es in einer oder zwey Stunden von ſich ſelbſt, und ohne Huͤlffe des Spring-Gezeugs, die Naſe auf den Boden halten, auch den Schuß deſto weniger hoͤren, und ſolchen um ſo viel lieber vertra- gen. Wenn man dieſes des Ta- ges zweymal treibt, ſo wird das Pferd, wenn man nur gelinde mit ihm umgehet, und es nicht mit Schlaͤgen tractiret, den Kopf beſtaͤndig an der Erde halten, auch in wenig Tagen ſich zuruͤcke ziehen und auf die Seite treiben laſſen, wie es ihm vorhero unter dem Reuter gewieſen worden. Wenn nun ein ſolches Pferd, ſeine Dien- ſte zu thun ausgefuͤhret werden ſoll, muß man ſolches nicht alſo- bald gegen das Feder-Wild gera- de zu treiben, ſondern es contrair gegen den Wind fuͤhren, bald von, bald zu dem Wild treiben, auch hin und her wenden, damit das Feder-Wild vor dem Pferde ſicher gemacht werde, ſonſten, wenn es den Wind von den Menſchen ein wenig inne wird, ſtehet es alſo- bald auf, und die Federn tragen das Fleiſch davon. Schifften, Heiſſet bey den Falckeniern den Schi Schild, Scutum, Jſt das erſte Haupt-Stuͤck ei- nie-
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Schi
Schi
Kugel nach Belieben wieder aus
den Ohren heraus ziehen koͤnne,
doch daß ja nichts von dem puren
Wachs ins Ohr falle, als welches
dem Pferde ſonſten hoͤchſt ſchaͤdlich
waͤre. Von dieſen nun ſtecket
man in iedes Ohr eine, machet ſie
aber zuvor weich, um ſie deſto beſ-
ſer hinein drucken zu koͤnnen; als-
denn legt man ihm die Schieß-
Halffter an, und arbeitet ihm auf
der Naſe gemaͤchlich damit, ſo wird
es in einer oder zwey Stunden
von ſich ſelbſt, und ohne Huͤlffe
des Spring-Gezeugs, die Naſe
auf den Boden halten, auch den
Schuß deſto weniger hoͤren, und
ſolchen um ſo viel lieber vertra-
gen. Wenn man dieſes des Ta-
ges zweymal treibt, ſo wird das
Pferd, wenn man nur gelinde
mit ihm umgehet, und es nicht
mit Schlaͤgen tractiret, den Kopf
beſtaͤndig an der Erde halten, auch
in wenig Tagen ſich zuruͤcke ziehen
und auf die Seite treiben laſſen,
wie es ihm vorhero unter dem
Reuter gewieſen worden. Wenn
nun ein ſolches Pferd, ſeine Dien-
ſte zu thun ausgefuͤhret werden
ſoll, muß man ſolches nicht alſo-
bald gegen das Feder-Wild gera-
de zu treiben, ſondern es contrair
gegen den Wind fuͤhren, bald von,
bald zu dem Wild treiben, auch
hin und her wenden, damit das
Feder-Wild vor dem Pferde ſicher
gemacht werde, ſonſten, wenn es
den Wind von den Menſchen ein
wenig inne wird, ſtehet es alſo-
bald auf, und die Federn tragen
das Fleiſch davon.
Schifften,
Heiſſet bey den Falckeniern den
Habichten friſche Schwing-Federn
aufſetzen, wenn ſie die alten zu
Zeiten zerſtoſſen.
Schild, Scutum,
Jſt das erſte Haupt-Stuͤck ei-
nes Wappens, worinne die ei-
gentliche Wappen-Figuren er-
ſcheinen, und von ſolcher Wich-
tigkeit, daß die Wappen gar oft
nur allein aus dem Schilde beſte-
hen, und ohne alle Helme auf
dieſer und jener Sache praͤſenti-
ret werden. Jhrer aͤuſſerlichen
Geſtalt nach werden ſie ſehr un-
terſchiedlich befunden. Denn
man ſiehet dreyeckigte Wappen-
Schilde, und zwar ſo, daß 2
Winckel oben, und die Spitze un-
ten ſtehet; andere in Geſtalt eines
Hertzens, wieder andere, da die
Raͤnde einiger maſſen ausgehoͤlet
ſind. Den Jtaliaͤnern will man
Oval-Schilde zueignen, ob ſich
ſolche gleich nicht bey ihnen, wol
aber in vieler Biſchoͤfe Wappen
finden. Die Frantzoſen ſollen
vor alters eckigte im Gebrauch
gehabt haben, und ihre Damen
pflegen ihre Wappen in Rauten-
foͤrmigen Schilden zu praͤſentiren.
Man hat auch Exempel, da der
Rand des Schildes mit allerhand
krauſen Zierathen, ſo die Fran-
zoſen Cartouches nennen, gemacht
worden; welches aber nur eine
bloſſe Phantaſie der Mahler und
Bildhauer iſt, die ſich eingebil-
det, es ſtuͤnde nicht fein, wenn
der Rand des Schildes ſo bloß
gelaſſen wuͤrde. Heut zu Tage
macht man ſie meiſtens auf zwey-
erley Art, daß der Schild oben
2 Winckel hat, und unten die Win-
ckel ausgerundet, in der Mitte
des Fuſſes eine Spitze gemacht
wird, dagegen andere die Spitze
weg laſſen. Die Stellung der Wap-
pen belangend, ſo wurden dieſelben
ehedeſſen gemeiniglich gelehnt,
das iſt, gegen die rechte Seite er-
nie-
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