Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch]
Bey Beytritt, Jst eines der vornehmsten Zei- Beyzeichnung, Jst, wenn die Accidenti musi- Bezirck, in Bezirck bringen, Wird bey der Jägerey genennet, Bezoar, Bezoar-Stein, Es giebt solcher zweyerley, ei- Bez indem solcher Stein, wenn er sichim Magen an etwas hänget, seine über einander liegende Schalen nach und nach in vielen Jahren ziehet, so von den besten Kräutern, die das Thier frisset, entstehen. Der Farbe nach sind sie insge- mein weiß, grau, schwärtzlich, mit weiß vermenget, oder grün- lich bunt. Der Grösse nach über- treffen sie den Orientalischen Be- zoar, daß sie zuweilen öffters wie Hüner-Eyer sind, manchmahl rund oder oval, öffters auch vier- eckigt. Diejenigen, so etwas grünlicher Farbe, und wie die Orientalischen aussehen, wenn sie inwendig zumahlen gläntzende Streiffe haben, und aus Peru gebracht werden, sind die besten. Die allerbesten aber sind die Orien- talischen Bezoar, welche von ei- ner gewissen fremden Art Thiere, absonderlich Geis oder Ziegen, so im Königreich Golconda zu fin- den, herkommen. Es sind dieser Art Steine gantz glatt, iedoch et- was mürb, und bestehen inwen- dig aus vielen zarten Schalen, so wie die Zwiebel-Schalen über ein- ander gewachsen; von Farben grünlicht oder grünschwartz. Sie werden aber nicht bloß in den Magen oder den Excrementen ge- funden, sondern in einem härich- ten Säcklein oder Haut, so von aussen voller rauhen, kurtzen und braunen Haare, und in der Grösse eines Gans-Eyes ist; wachsen auch noch mit einer andern dün- nen Haut und weisser Schalen. Weilen nun dieser Stein sehr pre- tiös, als wird er auch sehr nach- gemachet und verfälschet; einem solchen aber zu entgehen, werden verschiedene Proben vorgeschlagen. z. E. Wenn er mit einem spitzi- gen
[Spaltenumbruch]
Bey Beytritt, Jſt eines der vornehmſten Zei- Beyzeichnung, Jſt, wenn die Accidenti muſi- Bezirck, in Bezirck bringen, Wird bey der Jaͤgerey genennet, Bezoar, Bezoar-Stein, Es giebt ſolcher zweyerley, ei- Bez indem ſolcher Stein, wenn er ſichim Magen an etwas haͤnget, ſeine uͤber einander liegende Schalen nach und nach in vielen Jahren ziehet, ſo von den beſten Kraͤutern, die das Thier friſſet, entſtehen. Der Farbe nach ſind ſie insge- mein weiß, grau, ſchwaͤrtzlich, mit weiß vermenget, oder gruͤn- lich bunt. Der Groͤſſe nach uͤber- treffen ſie den Orientaliſchen Be- zoar, daß ſie zuweilen oͤffters wie Huͤner-Eyer ſind, manchmahl rund oder oval, oͤffters auch vier- eckigt. Diejenigen, ſo etwas gruͤnlicher Farbe, und wie die Orientaliſchen ausſehen, wenn ſie inwendig zumahlen glaͤntzende Streiffe haben, und aus Peru gebracht werden, ſind die beſten. Die allerbeſten aber ſind die Orien- taliſchen Bezoar, welche von ei- ner gewiſſen fremden Art Thiere, abſonderlich Geis oder Ziegen, ſo im Koͤnigreich Golconda zu fin- den, herkommen. Es ſind dieſer Art Steine gantz glatt, iedoch et- was muͤrb, und beſtehen inwen- dig aus vielen zarten Schalen, ſo wie die Zwiebel-Schalen uͤber ein- ander gewachſen; von Farben gruͤnlicht oder gruͤnſchwartz. Sie werden aber nicht bloß in den Magen oder den Excrementen ge- funden, ſondern in einem haͤrich- ten Saͤcklein oder Haut, ſo von auſſen voller rauhen, kurtzen und braunen Haare, und in der Groͤſſe eines Gans-Eyes iſt; wachſen auch noch mit einer andern duͤn- nen Haut und weiſſer Schalen. Weilen nun dieſer Stein ſehr pre- tioͤs, als wird er auch ſehr nach- gemachet und verfaͤlſchet; einem ſolchen aber zu entgehen, werden verſchiedene Proben vorgeſchlagen. z. E. Wenn er mit einem ſpitzi- gen
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Bey
Bez
Beytritt,
Jſt eines der vornehmſten Zei-
chen, ſo der Hirſch in der Faͤhrte
vor einem Thiere thut, woraus
man die Guͤte oder Feiſte des Hir-
ſches vermuthen kan, und geſchie-
het, wenn der Hirſch mit dem hin-
tern Fuß mehr als einen Finger
breit, neben dem vordern tritt,
weil das Creutz und der Zimmel
hinten feiſt und dicke ſind.
Beyzeichnung,
Jſt, wenn die Accidenti muſi-
cali nicht unmittelbar hinter dem
vorgezeichneten Muſic-Schluͤſſel
ſtehen, ſondern nur dann und
wann innerhalb des Syſtematis
vor die Noten geſetzt vorkommen.
Bezirck, in Bezirck bringen,
Wird bey der Jaͤgerey genennet,
wenn ein Jaͤger um ein Gebuͤſch
herum gehet, um zu ſehen, ob das-
jenige Thier oder Wild, welches
er an einem Orte hinein geſpuͤret,
nicht heraus ſey. Sie pflegen es
auch bekreiſen zu nennen.
Bezoar, Bezoar-Stein,
Es giebt ſolcher zweyerley, ei-
ner koͤmmt aus Egypten, Perſien,
Jndien, China, der andere iſt ein
Occidentaliſcher, und koͤmmt aus
America. Dieſer aber iſt ein rau-
her, insgemein grauer Stein, von
unterſchiedener Groͤſſe und Ge-
ſtalt, und welcher aus vielen uͤber
einander liegenden Schalen zu-
ſammen gewachſen, welche inwen-
dig entweder hohl, oder einigen
Saamen, oder ſonſt was in ſich
halten; werden meiſtens aus Peru
von den Portugieſen und Spa-
niern gebracht. Es werden ſolche
Steine in verſchiedenen Thieren,
meiſtens aber in einer Art Gemſen
gefunden, vornemlich in den alten,
indem ſolcher Stein, wenn er ſich
im Magen an etwas haͤnget, ſeine
uͤber einander liegende Schalen
nach und nach in vielen Jahren
ziehet, ſo von den beſten Kraͤutern,
die das Thier friſſet, entſtehen.
Der Farbe nach ſind ſie insge-
mein weiß, grau, ſchwaͤrtzlich,
mit weiß vermenget, oder gruͤn-
lich bunt. Der Groͤſſe nach uͤber-
treffen ſie den Orientaliſchen Be-
zoar, daß ſie zuweilen oͤffters wie
Huͤner-Eyer ſind, manchmahl
rund oder oval, oͤffters auch vier-
eckigt. Diejenigen, ſo etwas
gruͤnlicher Farbe, und wie die
Orientaliſchen ausſehen, wenn ſie
inwendig zumahlen glaͤntzende
Streiffe haben, und aus Peru
gebracht werden, ſind die beſten.
Die allerbeſten aber ſind die Orien-
taliſchen Bezoar, welche von ei-
ner gewiſſen fremden Art Thiere,
abſonderlich Geis oder Ziegen, ſo
im Koͤnigreich Golconda zu fin-
den, herkommen. Es ſind dieſer
Art Steine gantz glatt, iedoch et-
was muͤrb, und beſtehen inwen-
dig aus vielen zarten Schalen, ſo
wie die Zwiebel-Schalen uͤber ein-
ander gewachſen; von Farben
gruͤnlicht oder gruͤnſchwartz. Sie
werden aber nicht bloß in den
Magen oder den Excrementen ge-
funden, ſondern in einem haͤrich-
ten Saͤcklein oder Haut, ſo von
auſſen voller rauhen, kurtzen und
braunen Haare, und in der Groͤſſe
eines Gans-Eyes iſt; wachſen
auch noch mit einer andern duͤn-
nen Haut und weiſſer Schalen.
Weilen nun dieſer Stein ſehr pre-
tioͤs, als wird er auch ſehr nach-
gemachet und verfaͤlſchet; einem
ſolchen aber zu entgehen, werden
verſchiedene Proben vorgeſchlagen.
z. E. Wenn er mit einem ſpitzi-
gen
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