Bey den Säugthieren, deren Speisen gekäuet in den Schlund gelangen, wird das Verschlucken der letztern durch einen sehr zusammengesetzten Mechanismus bewirkt. An dem Schlundkopf (Pha- rynx) jener Thiere befinden sich mehrere ver- schiedene Muskeln, und diese, unterstützt von den Bewegungen der Zunge, sind es, durch deren Zusammenziehung die gekäueten Speisen in den Schlund (Oesophagus) gebracht werden. Bey dem Menschen lassen sich jene Muskeln auf vier zu- rückführen; auf drey, durch welche der Schlund- kopf verengert wird, und Ein Paar, welches zum Heraufziehen desselben dient. Bey dem Elephan- ten, dem Bären und einigen andern Säugthieren gehen ausserdem noch die longitudinalen und kreisförmigen Fasern des Oesophagus bis in den Pharynx fort, und bilden hier eine eigene mus- kulöse Haut h). Diesen Muskeln wird die ge- käuete Speise durch die Zunge zugeführt. Die letztere schwillt an, indem sie zugleich kürzer und oben hohl wird; sie fasst in dieser Höhlung den Bissen, drückt ihn gegen den Gaumen und macht ihn zum Schlundkopf herabgleiten; dieser wird in dem nehmlichen Augenblick durch das Muskelpaar, welches zum Aufheben desselben
dient,
h)Cuvier Lecons d'Anat. comp. T. 3. p. 286.
§. 6. Das Verschlucken der Speisen. Der Speichel.
Bey den Säugthieren, deren Speisen gekäuet in den Schlund gelangen, wird das Verschlucken der letztern durch einen sehr zusammengesetzten Mechanismus bewirkt. An dem Schlundkopf (Pha- rynx) jener Thiere befinden sich mehrere ver- schiedene Muskeln, und diese, unterstützt von den Bewegungen der Zunge, sind es, durch deren Zusammenziehung die gekäueten Speisen in den Schlund (Oesophagus) gebracht werden. Bey dem Menschen lassen sich jene Muskeln auf vier zu- rückführen; auf drey, durch welche der Schlund- kopf verengert wird, und Ein Paar, welches zum Heraufziehen desselben dient. Bey dem Elephan- ten, dem Bären und einigen andern Säugthieren gehen ausserdem noch die longitudinalen und kreisförmigen Fasern des Oesophagus bis in den Pharynx fort, und bilden hier eine eigene mus- kulöse Haut h). Diesen Muskeln wird die ge- käuete Speise durch die Zunge zugeführt. Die letztere schwillt an, indem sie zugleich kürzer und oben hohl wird; sie faſst in dieser Höhlung den Bissen, drückt ihn gegen den Gaumen und macht ihn zum Schlundkopf herabgleiten; dieser wird in dem nehmlichen Augenblick durch das Muskelpaar, welches zum Aufheben desselben
dient,
h)Cuvier Leçons d’Anat. comp. T. 3. p. 286.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0335"n="319"/><divn="5"><head>§. 6.<lb/>
Das Verschlucken der Speisen. Der Speichel.</head><lb/><p>Bey den Säugthieren, deren Speisen gekäuet<lb/>
in den Schlund gelangen, wird das Verschlucken<lb/>
der letztern durch einen sehr zusammengesetzten<lb/>
Mechanismus bewirkt. An dem Schlundkopf (Pha-<lb/>
rynx) jener Thiere befinden sich mehrere ver-<lb/>
schiedene Muskeln, und diese, unterstützt von<lb/>
den Bewegungen der Zunge, sind es, durch deren<lb/>
Zusammenziehung die gekäueten Speisen in den<lb/>
Schlund (Oesophagus) gebracht werden. Bey dem<lb/>
Menschen lassen sich jene Muskeln auf vier zu-<lb/>
rückführen; auf drey, durch welche der Schlund-<lb/>
kopf verengert wird, und Ein Paar, welches zum<lb/>
Heraufziehen desselben dient. Bey dem Elephan-<lb/>
ten, dem Bären und einigen andern Säugthieren<lb/>
gehen ausserdem noch die longitudinalen und<lb/>
kreisförmigen Fasern des Oesophagus bis in den<lb/>
Pharynx fort, und bilden hier eine eigene mus-<lb/>
kulöse Haut <noteplace="foot"n="h)"><hirendition="#k">Cuvier</hi> Leçons d’Anat. comp. T. 3. p. 286.</note>. Diesen Muskeln wird die ge-<lb/>
käuete Speise durch die Zunge zugeführt. Die<lb/>
letztere schwillt an, indem sie zugleich kürzer<lb/>
und oben hohl wird; sie faſst in dieser Höhlung<lb/>
den Bissen, drückt ihn gegen den Gaumen und<lb/>
macht ihn zum Schlundkopf herabgleiten; dieser<lb/>
wird in dem nehmlichen Augenblick durch das<lb/>
Muskelpaar, welches zum Aufheben desselben<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dient,</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[319/0335]
§. 6.
Das Verschlucken der Speisen. Der Speichel.
Bey den Säugthieren, deren Speisen gekäuet
in den Schlund gelangen, wird das Verschlucken
der letztern durch einen sehr zusammengesetzten
Mechanismus bewirkt. An dem Schlundkopf (Pha-
rynx) jener Thiere befinden sich mehrere ver-
schiedene Muskeln, und diese, unterstützt von
den Bewegungen der Zunge, sind es, durch deren
Zusammenziehung die gekäueten Speisen in den
Schlund (Oesophagus) gebracht werden. Bey dem
Menschen lassen sich jene Muskeln auf vier zu-
rückführen; auf drey, durch welche der Schlund-
kopf verengert wird, und Ein Paar, welches zum
Heraufziehen desselben dient. Bey dem Elephan-
ten, dem Bären und einigen andern Säugthieren
gehen ausserdem noch die longitudinalen und
kreisförmigen Fasern des Oesophagus bis in den
Pharynx fort, und bilden hier eine eigene mus-
kulöse Haut h). Diesen Muskeln wird die ge-
käuete Speise durch die Zunge zugeführt. Die
letztere schwillt an, indem sie zugleich kürzer
und oben hohl wird; sie faſst in dieser Höhlung
den Bissen, drückt ihn gegen den Gaumen und
macht ihn zum Schlundkopf herabgleiten; dieser
wird in dem nehmlichen Augenblick durch das
Muskelpaar, welches zum Aufheben desselben
dient,
h) Cuvier Leçons d’Anat. comp. T. 3. p. 286.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/335>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.