Nachdem wir die Gesetze des Wachsthums gefunden haben, würde der nächste Gegenstand unserer Untersuchungen der Weg seyn, den der lebende Organismus einschlägt, um die Form des Lebens, die er bey seinem Entstehen annahm, wieder zu verlassen. Diese Untersuchung setzt aber die Lehre von den verschiedenen Ursachen und Formen der Krankheiten voraus, womit wir uns hier noch nicht beschäftigen können. Wir müssen uns daher für jetzt begnügen, nur erst die allgemeinern Gesetze der Abnahme des Le- bens aufzusuchen.
In der Einleitung ist gezeigt worden, dass es zwey. Wege giebt, worauf der lebende Körper von der höhern Stufe des Lebens zu der niedern zurückkehrt. Der eine ist nothwendig, und die- sen betritt kein lebendes Wesen, ehe es nicht im Stande gewesen ist, sein Geschlecht fortzu- pflanzen; der andere ist zufällig, und diesen kann der lebende Körper in jeder Periode des Lebens einschlagen. Die Zufälligkeit des letztern aber findet nur für unsern Ge- sichtspunkt statt. In der Organisation des Weltalls ist auf ihn eben so wohl gerechnet, und er steht unter eben so strengen Gesetzen, als der erstere.
Hal-
§. 12.
Nachdem wir die Gesetze des Wachsthums gefunden haben, würde der nächste Gegenstand unserer Untersuchungen der Weg seyn, den der lebende Organismus einschlägt, um die Form des Lebens, die er bey seinem Entstehen annahm, wieder zu verlassen. Diese Untersuchung setzt aber die Lehre von den verschiedenen Ursachen und Formen der Krankheiten voraus, womit wir uns hier noch nicht beschäftigen können. Wir müssen uns daher für jetzt begnügen, nur erst die allgemeinern Gesetze der Abnahme des Le- bens aufzusuchen.
In der Einleitung ist gezeigt worden, daſs es zwey. Wege giebt, worauf der lebende Körper von der höhern Stufe des Lebens zu der niedern zurückkehrt. Der eine ist nothwendig, und die- sen betritt kein lebendes Wesen, ehe es nicht im Stande gewesen ist, sein Geschlecht fortzu- pflanzen; der andere ist zufällig, und diesen kann der lebende Körper in jeder Periode des Lebens einschlagen. Die Zufälligkeit des letztern aber findet nur für unsern Ge- sichtspunkt statt. In der Organisation des Weltalls ist auf ihn eben so wohl gerechnet, und er steht unter eben so strengen Gesetzen, als der erstere.
Hal-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0540"n="530"/><divn="3"><head>§. 12.</head><lb/><p>Nachdem wir die Gesetze des Wachsthums<lb/>
gefunden haben, würde der nächste Gegenstand<lb/>
unserer Untersuchungen der Weg seyn, den der<lb/>
lebende Organismus einschlägt, um die Form des<lb/>
Lebens, die er bey seinem Entstehen annahm,<lb/>
wieder zu verlassen. Diese Untersuchung setzt<lb/>
aber die Lehre von den verschiedenen Ursachen<lb/>
und Formen der Krankheiten voraus, womit wir<lb/>
uns hier noch nicht beschäftigen können. Wir<lb/>
müssen uns daher für jetzt begnügen, nur erst<lb/>
die allgemeinern Gesetze der Abnahme des Le-<lb/>
bens aufzusuchen.</p><lb/><p>In der Einleitung ist gezeigt worden, daſs<lb/>
es zwey. Wege giebt, worauf der lebende Körper<lb/>
von der höhern Stufe des Lebens zu der niedern<lb/>
zurückkehrt. Der eine ist nothwendig, und die-<lb/>
sen betritt kein lebendes Wesen, ehe es nicht<lb/>
im Stande gewesen ist, sein Geschlecht fortzu-<lb/>
pflanzen; der andere ist zufällig, und diesen<lb/>
kann der lebende Körper in jeder Periode des<lb/>
Lebens einschlagen. <hirendition="#g">Die Zufälligkeit des<lb/>
letztern aber findet nur für unsern Ge-<lb/>
sichtspunkt statt. In der Organisation<lb/>
des Weltalls ist auf ihn eben so wohl<lb/>
gerechnet, und er steht unter eben so<lb/>
strengen Gesetzen, als der erstere.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#k">Hal-</hi></fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[530/0540]
§. 12.
Nachdem wir die Gesetze des Wachsthums
gefunden haben, würde der nächste Gegenstand
unserer Untersuchungen der Weg seyn, den der
lebende Organismus einschlägt, um die Form des
Lebens, die er bey seinem Entstehen annahm,
wieder zu verlassen. Diese Untersuchung setzt
aber die Lehre von den verschiedenen Ursachen
und Formen der Krankheiten voraus, womit wir
uns hier noch nicht beschäftigen können. Wir
müssen uns daher für jetzt begnügen, nur erst
die allgemeinern Gesetze der Abnahme des Le-
bens aufzusuchen.
In der Einleitung ist gezeigt worden, daſs
es zwey. Wege giebt, worauf der lebende Körper
von der höhern Stufe des Lebens zu der niedern
zurückkehrt. Der eine ist nothwendig, und die-
sen betritt kein lebendes Wesen, ehe es nicht
im Stande gewesen ist, sein Geschlecht fortzu-
pflanzen; der andere ist zufällig, und diesen
kann der lebende Körper in jeder Periode des
Lebens einschlagen. Die Zufälligkeit des
letztern aber findet nur für unsern Ge-
sichtspunkt statt. In der Organisation
des Weltalls ist auf ihn eben so wohl
gerechnet, und er steht unter eben so
strengen Gesetzen, als der erstere.
Hal-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/540>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.