Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

blos zur Erhaltung des Individuums, bey den
Würmern, Zoophyten und Pflanzen aber auch
zur Fortpflanzung des Geschlechts dienet, und
wir zogen hieraus den Schluss, dass Reproduk-
tion und Propagation Wirkung einer und dersel-
ben Kraft sind. Bey der ausserordentlichen Re-
produktion bestätigt sich jener Satz noch auffal-
lender, und mit ihm diese Folgerung.

Die Erscheinungen der ausserordentlichen Re-
produktion endlich beweisen noch einleuchtender,
als die der natürlichen, dass mit der Abnahme
des Gehirns und der Zunahme der Nerven und
Nervenknoten das Vermögen, verlohren gegan-
gene Theile zu ersetzen, zunimmt, und über-
dies machen jene es wahrscheinlich, dass auch
bey einem und demselben Thiere die Reproduk-
tion um desto langsamer erfolgt, je nervenrei-
cher das verlohrne Organ ist. Denn nur aus
diesem Gesetze lässt es sich erklären, warum
bey den Säugthieren Haare, Nägel, Zellgewebe,
und Knochen wiedererzeugt werden, aber nicht
Muskeln und Eingeweide.

§. 11.

Wird das Wachsthum oder die Re-
produktion eines Theils verhindert, so
kömmt diejenige Substanz, die für ihn

be-

blos zur Erhaltung des Individuums, bey den
Würmern, Zoophyten und Pflanzen aber auch
zur Fortpflanzung des Geschlechts dienet, und
wir zogen hieraus den Schluſs, daſs Reproduk-
tion und Propagation Wirkung einer und dersel-
ben Kraft sind. Bey der ausserordentlichen Re-
produktion bestätigt sich jener Satz noch auffal-
lender, und mit ihm diese Folgerung.

Die Erscheinungen der ausserordentlichen Re-
produktion endlich beweisen noch einleuchtender,
als die der natürlichen, daſs mit der Abnahme
des Gehirns und der Zunahme der Nerven und
Nervenknoten das Vermögen, verlohren gegan-
gene Theile zu ersetzen, zunimmt, und über-
dies machen jene es wahrscheinlich, daſs auch
bey einem und demselben Thiere die Reproduk-
tion um desto langsamer erfolgt, je nervenrei-
cher das verlohrne Organ ist. Denn nur aus
diesem Gesetze läſst es sich erklären, warum
bey den Säugthieren Haare, Nägel, Zellgewebe,
und Knochen wiedererzeugt werden, aber nicht
Muskeln und Eingeweide.

§. 11.

Wird das Wachsthum oder die Re-
produktion eines Theils verhindert, so
kömmt diejenige Substanz, die für ihn

be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0532" n="522"/>
blos zur Erhaltung des Individuums, bey den<lb/>
Würmern, Zoophyten und Pflanzen aber auch<lb/>
zur Fortpflanzung des Geschlechts dienet, und<lb/>
wir zogen hieraus den Schlu&#x017F;s, da&#x017F;s Reproduk-<lb/>
tion und Propagation Wirkung einer und dersel-<lb/>
ben Kraft sind. Bey der ausserordentlichen Re-<lb/>
produktion bestätigt sich jener Satz noch auffal-<lb/>
lender, und mit ihm diese Folgerung.</p><lb/>
            <p>Die Erscheinungen der ausserordentlichen Re-<lb/>
produktion endlich beweisen noch einleuchtender,<lb/>
als die der natürlichen, da&#x017F;s mit der Abnahme<lb/>
des Gehirns und der Zunahme der Nerven und<lb/>
Nervenknoten das Vermögen, verlohren gegan-<lb/>
gene Theile zu ersetzen, zunimmt, und über-<lb/>
dies machen jene es wahrscheinlich, da&#x017F;s auch<lb/>
bey einem und demselben Thiere die Reproduk-<lb/>
tion um desto langsamer erfolgt, je nervenrei-<lb/>
cher das verlohrne Organ ist. Denn nur aus<lb/>
diesem Gesetze lä&#x017F;st es sich erklären, warum<lb/>
bey den Säugthieren Haare, Nägel, Zellgewebe,<lb/>
und Knochen wiedererzeugt werden, aber nicht<lb/>
Muskeln und Eingeweide.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 11.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#g">Wird das Wachsthum oder die Re-<lb/>
produktion eines Theils verhindert, so<lb/>
kömmt diejenige Substanz, die für ihn</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">be-</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522/0532] blos zur Erhaltung des Individuums, bey den Würmern, Zoophyten und Pflanzen aber auch zur Fortpflanzung des Geschlechts dienet, und wir zogen hieraus den Schluſs, daſs Reproduk- tion und Propagation Wirkung einer und dersel- ben Kraft sind. Bey der ausserordentlichen Re- produktion bestätigt sich jener Satz noch auffal- lender, und mit ihm diese Folgerung. Die Erscheinungen der ausserordentlichen Re- produktion endlich beweisen noch einleuchtender, als die der natürlichen, daſs mit der Abnahme des Gehirns und der Zunahme der Nerven und Nervenknoten das Vermögen, verlohren gegan- gene Theile zu ersetzen, zunimmt, und über- dies machen jene es wahrscheinlich, daſs auch bey einem und demselben Thiere die Reproduk- tion um desto langsamer erfolgt, je nervenrei- cher das verlohrne Organ ist. Denn nur aus diesem Gesetze läſst es sich erklären, warum bey den Säugthieren Haare, Nägel, Zellgewebe, und Knochen wiedererzeugt werden, aber nicht Muskeln und Eingeweide. §. 11. Wird das Wachsthum oder die Re- produktion eines Theils verhindert, so kömmt diejenige Substanz, die für ihn be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/532
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/532>, abgerufen am 22.12.2024.