Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite
VERFALL
Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.
Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.
Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,
Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.
VERFALL
Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.
Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.
Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,
Indes wie blasser Kinder Todesreigen
Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,
Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0049" n="51"/>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <head>VERFALL</head><lb/>
          <lg n="1">
            <l>Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,</l><lb/>
            <l>Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,</l><lb/>
            <l>Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,</l><lb/>
            <l>Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="2">
            <l>Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten</l><lb/>
            <l>Träum ich nach ihren helleren Geschicken</l><lb/>
            <l>Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.</l><lb/>
            <l>So folg ich über Wolken ihren Fahrten.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="3">
            <l>Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.</l><lb/>
            <l>Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.</l><lb/>
            <l>Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="4">
            <l>Indes wie blasser Kinder Todesreigen</l><lb/>
            <l>Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,</l><lb/>
            <l>Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0049] VERFALL Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten, Folg ich der Vögel wundervollen Flügen, Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen, Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten. Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten Träum ich nach ihren helleren Geschicken Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken. So folg ich über Wolken ihren Fahrten. Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern. Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen. Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern, Indes wie blasser Kinder Todesreigen Um dunkle Brunnenränder, die verwittern, Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-14T09:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-14T09:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-14T09:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/49
Zitationshilfe: Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/49>, abgerufen am 21.11.2024.