Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite
ROSENKRANZLIEDER
AN DIE SCHWESTER
Wo du gehst wird Herbst und Abend,
Blaues Wild, das unter Bäumen tönt,
Einsamer Weiher am Abend.
Leise der Flug der Vögel tönt,
Die Schwermut über deinen Augenbogen.
Dein schmales Lächeln tönt.
Gott hat deine Lider verbogen.
Sterne suchen nachts, Karfreitagskind,
Deinen Stirnenbogen.
NÄHE DES TODES
O der Abend, der in die finsteren Dörfer der Kindheit geht.
Der Weiher unter den Weiden
Füllt sich mit den verpesteten Seufzern der Schwermut.
O der Wald, der leise die braunen Augen senkt,
Da aus des Einsamen knöchernen Händen
Der Purpur seiner verzückten Tage hinsinkt.
O die Nähe des Todes. Laß uns beten.
In dieser Nacht lösen auf lauen Kissen
Vergilbt von Weihrauch sich der Liebenden schmächtige Glieder.
ROSENKRANZLIEDER
AN DIE SCHWESTER
Wo du gehst wird Herbst und Abend,
Blaues Wild, das unter Bäumen tönt,
Einsamer Weiher am Abend.
Leise der Flug der Vögel tönt,
Die Schwermut über deinen Augenbogen.
Dein schmales Lächeln tönt.
Gott hat deine Lider verbogen.
Sterne suchen nachts, Karfreitagskind,
Deinen Stirnenbogen.
NÄHE DES TODES
O der Abend, der in die finsteren Dörfer der Kindheit geht.
Der Weiher unter den Weiden
Füllt sich mit den verpesteten Seufzern der Schwermut.
O der Wald, der leise die braunen Augen senkt,
Da aus des Einsamen knöchernen Händen
Der Purpur seiner verzückten Tage hinsinkt.
O die Nähe des Todes. Laß uns beten.
In dieser Nacht lösen auf lauen Kissen
Vergilbt von Weihrauch sich der Liebenden schmächtige Glieder.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0047" n="49"/>
      <div n="1">
        <head>ROSENKRANZLIEDER</head><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>AN DIE SCHWESTER</head><lb/>
          <lg n="1">
            <l>Wo du gehst wird Herbst und Abend,</l><lb/>
            <l>Blaues Wild, das unter Bäumen tönt,</l><lb/>
            <l>Einsamer Weiher am Abend.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="2">
            <l>Leise der Flug der Vögel tönt,</l><lb/>
            <l>Die Schwermut über deinen Augenbogen.</l><lb/>
            <l>Dein schmales Lächeln tönt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="3">
            <l>Gott hat deine Lider verbogen.</l><lb/>
            <l>Sterne suchen nachts, Karfreitagskind,</l><lb/>
            <l>Deinen Stirnenbogen.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
        <lg type="poem">
          <head>NÄHE DES TODES</head><lb/>
          <lg n="1">
            <l>O der Abend, der in die finsteren Dörfer der Kindheit geht.</l><lb/>
            <l>Der Weiher unter den Weiden</l><lb/>
            <l>Füllt sich mit den verpesteten Seufzern der Schwermut.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="2">
            <l>O der Wald, der leise die braunen Augen senkt,</l><lb/>
            <l>Da aus des Einsamen knöchernen Händen</l><lb/>
            <l>Der Purpur seiner verzückten Tage hinsinkt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="3">
            <l>O die Nähe des Todes. Laß uns beten.</l><lb/>
            <l>In dieser Nacht lösen auf lauen Kissen</l><lb/>
            <l>Vergilbt von Weihrauch sich der Liebenden schmächtige Glieder.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0047] ROSENKRANZLIEDER AN DIE SCHWESTER Wo du gehst wird Herbst und Abend, Blaues Wild, das unter Bäumen tönt, Einsamer Weiher am Abend. Leise der Flug der Vögel tönt, Die Schwermut über deinen Augenbogen. Dein schmales Lächeln tönt. Gott hat deine Lider verbogen. Sterne suchen nachts, Karfreitagskind, Deinen Stirnenbogen. NÄHE DES TODES O der Abend, der in die finsteren Dörfer der Kindheit geht. Der Weiher unter den Weiden Füllt sich mit den verpesteten Seufzern der Schwermut. O der Wald, der leise die braunen Augen senkt, Da aus des Einsamen knöchernen Händen Der Purpur seiner verzückten Tage hinsinkt. O die Nähe des Todes. Laß uns beten. In dieser Nacht lösen auf lauen Kissen Vergilbt von Weihrauch sich der Liebenden schmächtige Glieder.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-14T09:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-14T09:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-14T09:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/47
Zitationshilfe: Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/47>, abgerufen am 22.12.2024.