Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.DER GEWITTERABEND O die roten Abendstunden! Flimmernd schwankt am offenen Fenster Weinlaub wirr ins Blau gewunden, Drinnen nisten Angstgespenster. Staub tanzt im Gestank der Gossen. Klirrend stößt der Wind in Scheiben. Einen Zug von wilden Rossen Blitze grelle Wolken treiben. Laut zerspringt der Weiherspiegel. Möven schrein am Fensterrahmen. Feuerreiter sprengt vom Hügel Und zerschellt im Tann zu Flammen. Kranke kreischen im Spitale. Bläulich schwirrt der Nacht Gefieder. Glitzernd braust mit einem Male Regen auf die Dächer nieder. DER GEWITTERABEND O die roten Abendstunden! Flimmernd schwankt am offenen Fenster Weinlaub wirr ins Blau gewunden, Drinnen nisten Angstgespenster. Staub tanzt im Gestank der Gossen. Klirrend stößt der Wind in Scheiben. Einen Zug von wilden Rossen Blitze grelle Wolken treiben. Laut zerspringt der Weiherspiegel. Möven schrein am Fensterrahmen. Feuerreiter sprengt vom Hügel Und zerschellt im Tann zu Flammen. Kranke kreischen im Spitale. Bläulich schwirrt der Nacht Gefieder. Glitzernd braust mit einem Male Regen auf die Dächer nieder. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0017" n="19"/> <div n="1"> <lg type="poem"> <head>DER GEWITTERABEND</head><lb/> <lg n="1"> <l>O die roten Abendstunden!</l><lb/> <l>Flimmernd schwankt am offenen Fenster</l><lb/> <l>Weinlaub wirr ins Blau gewunden,</l><lb/> <l>Drinnen nisten Angstgespenster.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Staub tanzt im Gestank der Gossen.</l><lb/> <l>Klirrend stößt der Wind in Scheiben.</l><lb/> <l>Einen Zug von wilden Rossen</l><lb/> <l>Blitze grelle Wolken treiben.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Laut zerspringt der Weiherspiegel.</l><lb/> <l>Möven schrein am Fensterrahmen.</l><lb/> <l>Feuerreiter sprengt vom Hügel</l><lb/> <l>Und zerschellt im Tann zu Flammen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Kranke kreischen im Spitale.</l><lb/> <l>Bläulich schwirrt der Nacht Gefieder.</l><lb/> <l>Glitzernd braust mit einem Male</l><lb/> <l>Regen auf die Dächer nieder.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [19/0017]
DER GEWITTERABEND
O die roten Abendstunden!
Flimmernd schwankt am offenen Fenster
Weinlaub wirr ins Blau gewunden,
Drinnen nisten Angstgespenster.
Staub tanzt im Gestank der Gossen.
Klirrend stößt der Wind in Scheiben.
Einen Zug von wilden Rossen
Blitze grelle Wolken treiben.
Laut zerspringt der Weiherspiegel.
Möven schrein am Fensterrahmen.
Feuerreiter sprengt vom Hügel
Und zerschellt im Tann zu Flammen.
Kranke kreischen im Spitale.
Bläulich schwirrt der Nacht Gefieder.
Glitzernd braust mit einem Male
Regen auf die Dächer nieder.
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Zitationshilfe: | Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/17>, abgerufen am 22.02.2025. |