Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.IN EINEM VERLASSENEN ZIMMER Fenster, bunte Blumenbeeten, Eine Orgel spielt herein. Schatten tanzen an Tapeten, Wunderlich ein toller Reihn. Lichterloh die Büsche wehen Und ein Schwarm von Mücken schwingt, Fern im Acker Sensen mähen Und ein altes Wasser singt. Wessen Atem kommt mich kosen? Schwalben irre Zeichen ziehn. Leise fließt im Grenzenlosen Dort das goldne Waldland hin. Flammen flackern in den Beeten. Wirr verzückt der tolle Reihn An den gelblichen Tapeten. Jemand schaut zur Tür herein. Weihrauch duftet süß und Birne Und es dämmern Glas und Truh. Langsam beugt die heiße Stirne Sich den weißen Sternen zu. IN EINEM VERLASSENEN ZIMMER Fenster, bunte Blumenbeeten, Eine Orgel spielt herein. Schatten tanzen an Tapeten, Wunderlich ein toller Reihn. Lichterloh die Büsche wehen Und ein Schwarm von Mücken schwingt, Fern im Acker Sensen mähen Und ein altes Wasser singt. Wessen Atem kommt mich kosen? Schwalben irre Zeichen ziehn. Leise fließt im Grenzenlosen Dort das goldne Waldland hin. Flammen flackern in den Beeten. Wirr verzückt der tolle Reihn An den gelblichen Tapeten. Jemand schaut zur Tür herein. Weihrauch duftet süß und Birne Und es dämmern Glas und Truh. Langsam beugt die heiße Stirne Sich den weißen Sternen zu. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0015" n="17"/> <div n="1"> <lg type="poem"> <head>IN EINEM VERLASSENEN ZIMMER</head><lb/> <lg n="1"> <l>Fenster, bunte Blumenbeeten,</l><lb/> <l>Eine Orgel spielt herein.</l><lb/> <l>Schatten tanzen an Tapeten,</l><lb/> <l>Wunderlich ein toller Reihn.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Lichterloh die Büsche wehen</l><lb/> <l>Und ein Schwarm von Mücken schwingt,</l><lb/> <l>Fern im Acker Sensen mähen</l><lb/> <l>Und ein altes Wasser singt.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wessen Atem kommt mich kosen?</l><lb/> <l>Schwalben irre Zeichen ziehn.</l><lb/> <l>Leise fließt im Grenzenlosen</l><lb/> <l>Dort das goldne Waldland hin.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Flammen flackern in den Beeten.</l><lb/> <l>Wirr verzückt der tolle Reihn</l><lb/> <l>An den gelblichen Tapeten.</l><lb/> <l>Jemand schaut zur Tür herein.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Weihrauch duftet süß und Birne</l><lb/> <l>Und es dämmern Glas und Truh.</l><lb/> <l>Langsam beugt die heiße Stirne</l><lb/> <l>Sich den weißen Sternen zu.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [17/0015]
IN EINEM VERLASSENEN ZIMMER
Fenster, bunte Blumenbeeten,
Eine Orgel spielt herein.
Schatten tanzen an Tapeten,
Wunderlich ein toller Reihn.
Lichterloh die Büsche wehen
Und ein Schwarm von Mücken schwingt,
Fern im Acker Sensen mähen
Und ein altes Wasser singt.
Wessen Atem kommt mich kosen?
Schwalben irre Zeichen ziehn.
Leise fließt im Grenzenlosen
Dort das goldne Waldland hin.
Flammen flackern in den Beeten.
Wirr verzückt der tolle Reihn
An den gelblichen Tapeten.
Jemand schaut zur Tür herein.
Weihrauch duftet süß und Birne
Und es dämmern Glas und Truh.
Langsam beugt die heiße Stirne
Sich den weißen Sternen zu.
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Zitationshilfe: | Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/15>, abgerufen am 22.02.2025. |