Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.MELANCHOLIE DES ABENDS -- Der Wald, der sich verstorben breitet -- Und Schatten sind um ihn, wie Hecken. Das Wild kommt zitternd aus Verstecken, Indes ein Bach ganz leise gleitet Und Farnen folgt und alten Steinen Und silbern glänzt aus Laubgewinden. Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden -- Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen. Der dunkle Plan scheint ohne Massen, Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher, Und etwas täuscht dir vor ein Feuer. Ein kalter Glanz huscht über Straßen. Am Himmel ahnet man Bewegung, Ein Heer von wilden Vögeln wandern Nach jenen Ländern, schönen, andern. Es steigt und sinkt des Rohres Regung. MELANCHOLIE DES ABENDS — Der Wald, der sich verstorben breitet — Und Schatten sind um ihn, wie Hecken. Das Wild kommt zitternd aus Verstecken, Indes ein Bach ganz leise gleitet Und Farnen folgt und alten Steinen Und silbern glänzt aus Laubgewinden. Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden — Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen. Der dunkle Plan scheint ohne Massen, Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher, Und etwas täuscht dir vor ein Feuer. Ein kalter Glanz huscht über Straßen. Am Himmel ahnet man Bewegung, Ein Heer von wilden Vögeln wandern Nach jenen Ländern, schönen, andern. Es steigt und sinkt des Rohres Regung. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0010" n="12"/> <div n="1"> <lg type="poem"> <head>MELANCHOLIE DES ABENDS</head><lb/> <lg n="1"> <l>— Der Wald, der sich verstorben breitet —</l><lb/> <l>Und Schatten sind um ihn, wie Hecken.</l><lb/> <l>Das Wild kommt zitternd aus Verstecken,</l><lb/> <l>Indes ein Bach ganz leise gleitet</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und Farnen folgt und alten Steinen</l><lb/> <l>Und silbern glänzt aus Laubgewinden.</l><lb/> <l>Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden —</l><lb/> <l>Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Der dunkle Plan scheint ohne Massen,</l><lb/> <l>Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher,</l><lb/> <l>Und etwas täuscht dir vor ein Feuer.</l><lb/> <l>Ein kalter Glanz huscht über Straßen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Am Himmel ahnet man Bewegung,</l><lb/> <l>Ein Heer von wilden Vögeln wandern</l><lb/> <l>Nach jenen Ländern, schönen, andern.</l><lb/> <l>Es steigt und sinkt des Rohres Regung.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [12/0010]
MELANCHOLIE DES ABENDS
— Der Wald, der sich verstorben breitet —
Und Schatten sind um ihn, wie Hecken.
Das Wild kommt zitternd aus Verstecken,
Indes ein Bach ganz leise gleitet
Und Farnen folgt und alten Steinen
Und silbern glänzt aus Laubgewinden.
Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden —
Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen.
Der dunkle Plan scheint ohne Massen,
Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher,
Und etwas täuscht dir vor ein Feuer.
Ein kalter Glanz huscht über Straßen.
Am Himmel ahnet man Bewegung,
Ein Heer von wilden Vögeln wandern
Nach jenen Ländern, schönen, andern.
Es steigt und sinkt des Rohres Regung.
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Zitationshilfe: | Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/10>, abgerufen am 22.02.2025. |