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Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887.

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auf nothwendige Weise verbunden. Und der Wille kann
ebensowohl als Beziehung auf jene Gegenstände -- d. h.
aber auf ihre Perception und folglich auf solche Thätigkeit
-- als auch als Beziehung auf diese von innen nach aussen
gerichtete Thätigkeit verstanden werden. In beiden Be-
ziehungen, sofern sie positive oder bejahende sind, ist er
durch seine eigene Natur und Norm gesetzmässig bestimmt:
mit den Gegenständen selber verbunden, zu den ent-
sprechenden Thätigkeiten geneigt und bereit.

§ 6.

Die angeborene Lust an gewissen Gegenständen und
zu gewissen Thätigkeiten nenne ich im menschlichen Wesen
seine Artung des allgemein thierischen Instinctes oder sein
Gefallen. Hieraus erklären wir Alles, was nicht anders
zu erklären ist als durch Entwicklung und normales Wachs-
thum einer mit der Keimanlage gegebenen psychischen
Constitution. Dies ist also der Complex der organischen
Triebe insofern, als sie das gesammte Leben und Weben,
Tichten und Trachten auch des Menschen durchdringen
und beherrschen. Hier sind alle vereinzelten Ideen oder
Empfindungen aus solcher ursprünglichen Einheit abzuleiten
und bleiben in nothwendigem Zusammenhange mit einander.
Und diese Einheit wird unter einem dreifachen Attribute
begriffen: A) als Wille zum Leben schlechthin, also zur
Bejahung der es fördernden, Verneinung der es hemmenden
Thätigkeiten oder Empfindungen, B) als Wille zur Nahrung
und darauf bezogenen Thätigkeiten oder Empfindungen,
C) als Wille zur Fortpflanzung -- in dieser Bestimmung
erfüllt sich der Begriff: denn Reproduction ist das Leben
überhaupt; zum Inhalt eines besonderen Willens wird sie
erst in dem Maasse, als besondere Empfindungen oder
Thätigkeiten zu ihrem Behuf nothwendig werden. Diese
Bedürfnisse und Begierden, welchen entsprechende Func-
tionen allen Organismen gemeinsam sind, machen den
Grundton auch im Accorde der menschlichen Triebe aus.
In dem Kraftzustande ihrer Organe und in dem Maasse
ihrer Befriedigung beruhen alle jene Unterschiede der Nei-

auf nothwendige Weise verbunden. Und der Wille kann
ebensowohl als Beziehung auf jene Gegenstände — d. h.
aber auf ihre Perception und folglich auf solche Thätigkeit
— als auch als Beziehung auf diese von innen nach aussen
gerichtete Thätigkeit verstanden werden. In beiden Be-
ziehungen, sofern sie positive oder bejahende sind, ist er
durch seine eigene Natur und Norm gesetzmässig bestimmt:
mit den Gegenständen selber verbunden, zu den ent-
sprechenden Thätigkeiten geneigt und bereit.

§ 6.

Die angeborene Lust an gewissen Gegenständen und
zu gewissen Thätigkeiten nenne ich im menschlichen Wesen
seine Artung des allgemein thierischen Instinctes oder sein
Gefallen. Hieraus erklären wir Alles, was nicht anders
zu erklären ist als durch Entwicklung und normales Wachs-
thum einer mit der Keimanlage gegebenen psychischen
Constitution. Dies ist also der Complex der organischen
Triebe insofern, als sie das gesammte Leben und Weben,
Tichten und Trachten auch des Menschen durchdringen
und beherrschen. Hier sind alle vereinzelten Ideen oder
Empfindungen aus solcher ursprünglichen Einheit abzuleiten
und bleiben in nothwendigem Zusammenhange mit einander.
Und diese Einheit wird unter einem dreifachen Attribute
begriffen: A) als Wille zum Leben schlechthin, also zur
Bejahung der es fördernden, Verneinung der es hemmenden
Thätigkeiten oder Empfindungen, B) als Wille zur Nahrung
und darauf bezogenen Thätigkeiten oder Empfindungen,
C) als Wille zur Fortpflanzung — in dieser Bestimmung
erfüllt sich der Begriff: denn Reproduction ist das Leben
überhaupt; zum Inhalt eines besonderen Willens wird sie
erst in dem Maasse, als besondere Empfindungen oder
Thätigkeiten zu ihrem Behuf nothwendig werden. Diese
Bedürfnisse und Begierden, welchen entsprechende Func-
tionen allen Organismen gemeinsam sind, machen den
Grundton auch im Accorde der menschlichen Triebe aus.
In dem Kraftzustande ihrer Organe und in dem Maasse
ihrer Befriedigung beruhen alle jene Unterschiede der Nei-

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[106/0142] auf nothwendige Weise verbunden. Und der Wille kann ebensowohl als Beziehung auf jene Gegenstände — d. h. aber auf ihre Perception und folglich auf solche Thätigkeit — als auch als Beziehung auf diese von innen nach aussen gerichtete Thätigkeit verstanden werden. In beiden Be- ziehungen, sofern sie positive oder bejahende sind, ist er durch seine eigene Natur und Norm gesetzmässig bestimmt: mit den Gegenständen selber verbunden, zu den ent- sprechenden Thätigkeiten geneigt und bereit. § 6. Die angeborene Lust an gewissen Gegenständen und zu gewissen Thätigkeiten nenne ich im menschlichen Wesen seine Artung des allgemein thierischen Instinctes oder sein Gefallen. Hieraus erklären wir Alles, was nicht anders zu erklären ist als durch Entwicklung und normales Wachs- thum einer mit der Keimanlage gegebenen psychischen Constitution. Dies ist also der Complex der organischen Triebe insofern, als sie das gesammte Leben und Weben, Tichten und Trachten auch des Menschen durchdringen und beherrschen. Hier sind alle vereinzelten Ideen oder Empfindungen aus solcher ursprünglichen Einheit abzuleiten und bleiben in nothwendigem Zusammenhange mit einander. Und diese Einheit wird unter einem dreifachen Attribute begriffen: A) als Wille zum Leben schlechthin, also zur Bejahung der es fördernden, Verneinung der es hemmenden Thätigkeiten oder Empfindungen, B) als Wille zur Nahrung und darauf bezogenen Thätigkeiten oder Empfindungen, C) als Wille zur Fortpflanzung — in dieser Bestimmung erfüllt sich der Begriff: denn Reproduction ist das Leben überhaupt; zum Inhalt eines besonderen Willens wird sie erst in dem Maasse, als besondere Empfindungen oder Thätigkeiten zu ihrem Behuf nothwendig werden. Diese Bedürfnisse und Begierden, welchen entsprechende Func- tionen allen Organismen gemeinsam sind, machen den Grundton auch im Accorde der menschlichen Triebe aus. In dem Kraftzustande ihrer Organe und in dem Maasse ihrer Befriedigung beruhen alle jene Unterschiede der Nei-

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Zitationshilfe: Tönnies, Ferdinand: Gemeinschaft und Gesellschaft. Berlin, 1887, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_gemeinschaft_1887/142>, abgerufen am 19.11.2024.