Gott Jehovah! Heiligster! Du verzeihst den Uebertretern Alle Schuld! Gott Jehovah! Gütigster! Du erzeigst den Missethätern Tausend Huld: Selig, wer dir ähnlich ist!
Wie tief erniedriget sich der Mensch, der sich blos nach Men- schen bildet! Die besten unter ihnen sind ja nur schlechte Kopien von Gott! Das vollkommenste Wesen stellte uns kein ge- ringeres Muster vor, als sich selbst. Seyd vollkommen, wie euer Vater im Himmel! -- Gott ist unser Muster.
Es ist wahr, wir können nicht allen Eigenschaften der Gott- heit nachahmen, und keine einzige derselben nur einigermassen er- reichen: aber auch die entfernteste Aehnlichkeit erhöhet den Men- schen zu einem Heiligen, und ist Vollkommenheit. Einige gött- liche Eigenschaften können wir gar nicht an uns tragen, z. E. die Ewigkeit, Majestät, Einheit, Unermeßlichkeit. Andre können wir, oder vielmehr unsre Monarchen, nur sehr entfernt nachah- men, als Gottes Allmacht, Allwissenheit, Allweisheit und All- gegenwart. Wir können uns diesen Eigenschaften durch Fleiß und Würksamkeit ein wenig nähern; und wir schämen uns auch nicht, an mächtige und grosse Leute sehr ähnliche Beiwörter zu verschwenden. Aber die Verschiedenheit ist so groß, als unter der Sonne, und einem Gemälde von ihr. Hingegen die Liebe, die Erbarmung, Güte, Langmut Gottes, seine Heiligkeit, Wahr- heit und Gerechtigkeit: das sind Eigenschaften, nach denen wir
uns
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Der 29te April.
Gott Jehovah! Heiligſter! Du verzeihſt den Uebertretern Alle Schuld! Gott Jehovah! Guͤtigſter! Du erzeigſt den Miſſethaͤtern Tauſend Huld: Selig, wer dir aͤhnlich iſt!
Wie tief erniedriget ſich der Menſch, der ſich blos nach Men- ſchen bildet! Die beſten unter ihnen ſind ja nur ſchlechte Kopien von Gott! Das vollkommenſte Weſen ſtellte uns kein ge- ringeres Muſter vor, als ſich ſelbſt. Seyd vollkommen, wie euer Vater im Himmel! — Gott iſt unſer Muſter.
Es iſt wahr, wir koͤnnen nicht allen Eigenſchaften der Gott- heit nachahmen, und keine einzige derſelben nur einigermaſſen er- reichen: aber auch die entfernteſte Aehnlichkeit erhoͤhet den Men- ſchen zu einem Heiligen, und iſt Vollkommenheit. Einige goͤtt- liche Eigenſchaften koͤnnen wir gar nicht an uns tragen, z. E. die Ewigkeit, Majeſtaͤt, Einheit, Unermeßlichkeit. Andre koͤnnen wir, oder vielmehr unſre Monarchen, nur ſehr entfernt nachah- men, als Gottes Allmacht, Allwiſſenheit, Allweisheit und All- gegenwart. Wir koͤnnen uns dieſen Eigenſchaften durch Fleiß und Wuͤrkſamkeit ein wenig naͤhern; und wir ſchaͤmen uns auch nicht, an maͤchtige und groſſe Leute ſehr aͤhnliche Beiwoͤrter zu verſchwenden. Aber die Verſchiedenheit iſt ſo groß, als unter der Sonne, und einem Gemaͤlde von ihr. Hingegen die Liebe, die Erbarmung, Guͤte, Langmut Gottes, ſeine Heiligkeit, Wahr- heit und Gerechtigkeit: das ſind Eigenſchaften, nach denen wir
uns
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[247[277]/0284]
Der 29te April.
Gott Jehovah! Heiligſter!
Du verzeihſt den Uebertretern
Alle Schuld!
Gott Jehovah! Guͤtigſter!
Du erzeigſt den Miſſethaͤtern
Tauſend Huld:
Selig, wer dir aͤhnlich iſt!
Wie tief erniedriget ſich der Menſch, der ſich blos nach Men-
ſchen bildet! Die beſten unter ihnen ſind ja nur ſchlechte
Kopien von Gott! Das vollkommenſte Weſen ſtellte uns kein ge-
ringeres Muſter vor, als ſich ſelbſt. Seyd vollkommen, wie euer
Vater im Himmel! — Gott iſt unſer Muſter.
Es iſt wahr, wir koͤnnen nicht allen Eigenſchaften der Gott-
heit nachahmen, und keine einzige derſelben nur einigermaſſen er-
reichen: aber auch die entfernteſte Aehnlichkeit erhoͤhet den Men-
ſchen zu einem Heiligen, und iſt Vollkommenheit. Einige goͤtt-
liche Eigenſchaften koͤnnen wir gar nicht an uns tragen, z. E. die
Ewigkeit, Majeſtaͤt, Einheit, Unermeßlichkeit. Andre koͤnnen
wir, oder vielmehr unſre Monarchen, nur ſehr entfernt nachah-
men, als Gottes Allmacht, Allwiſſenheit, Allweisheit und All-
gegenwart. Wir koͤnnen uns dieſen Eigenſchaften durch Fleiß
und Wuͤrkſamkeit ein wenig naͤhern; und wir ſchaͤmen uns auch
nicht, an maͤchtige und groſſe Leute ſehr aͤhnliche Beiwoͤrter zu
verſchwenden. Aber die Verſchiedenheit iſt ſo groß, als unter
der Sonne, und einem Gemaͤlde von ihr. Hingegen die Liebe,
die Erbarmung, Guͤte, Langmut Gottes, ſeine Heiligkeit, Wahr-
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 247[277]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/284>, abgerufen am 21.11.2024.
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