Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Achte Scene. (Zimmer.) Daniel, Dietrich. Dietrich. Weint nicht, weint nicht so sehr, lieber Vater. Wir sind alle sterblich. Daniel. Aber daß sie so in der Blüthe ihrer Jahre davon muste! Dietrich. Ja, Vater; wißt Ihr nicht? wie die Blumen des Feldes, heute Blüthe, morgen Heu; ich sage Euch, es that's der Gram um den Benjamin. Daniel. Das ist wahr, seit dem Tage war sie wie von sich, nannte mich auch fast immer Benjamin. Dietrich. Drum ist sie vielleicht zur rechten Zeit gestorben. Seht, Vater, wenn Ihr auf Eure alten Tage in das Unglück gerathen wärt. Daniel. Hast gewissermaßen Recht. Ach, lieber Gott, wenn ich noch in die Jalusie hätte verfallen müssen, ich hätt' es ja nicht überlebt. -- Da, Dietrich, hab' ich endlich von Theodor Dein Geld bekommen. Dietrich. Seht, das ist doch auch ein klei- ner Trost. Daniel. Still, da kommt unser kranker Her Ampedo kömmt. Ampedo. Und keine Nachricht, keine Spur und Ahndun Der König weinte, so sehr liebt' er ihn -- Macht Feuer im Kamin, es ist heut kalt. -- Fortunat. Achte Scene. (Zimmer.) Daniel, Dietrich. Dietrich. Weint nicht, weint nicht ſo ſehr, lieber Vater. Wir ſind alle ſterblich. Daniel. Aber daß ſie ſo in der Bluͤthe ihrer Jahre davon muſte! Dietrich. Ja, Vater; wißt Ihr nicht? wie die Blumen des Feldes, heute Bluͤthe, morgen Heu; ich ſage Euch, es that's der Gram um den Benjamin. Daniel. Das iſt wahr, ſeit dem Tage war ſie wie von ſich, nannte mich auch faſt immer Benjamin. Dietrich. Drum iſt ſie vielleicht zur rechten Zeit geſtorben. Seht, Vater, wenn Ihr auf Eure alten Tage in das Ungluͤck gerathen waͤrt. Daniel. Haſt gewiſſermaßen Recht. Ach, lieber Gott, wenn ich noch in die Jaluſie haͤtte verfallen muͤſſen, ich haͤtt' es ja nicht uͤberlebt. — Da, Dietrich, hab' ich endlich von Theodor Dein Geld bekommen. Dietrich. Seht, das iſt doch auch ein klei- ner Troſt. Daniel. Still, da kommt unſer kranker Her Ampedo koͤmmt. Ampedo. Und keine Nachricht, keine Spur und Ahndun Der Koͤnig weinte, ſo ſehr liebt' er ihn — Macht Feuer im Kamin, es iſt heut kalt. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0495" n="485"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Achte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Zimmer</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Daniel, Dietrich</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>Weint nicht, weint nicht ſo ſehr,<lb/> lieber Vater. Wir ſind alle ſterblich.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Aber daß ſie ſo in der Bluͤthe<lb/> ihrer Jahre davon muſte!</p> </sp><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>Ja, Vater; wißt Ihr nicht?<lb/> wie die Blumen des Feldes, heute Bluͤthe, morgen<lb/> Heu; ich ſage Euch, es that's der Gram um den<lb/> Benjamin.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Das iſt wahr, ſeit dem Tage war<lb/> ſie wie von ſich, nannte mich auch faſt immer<lb/> Benjamin.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>Drum iſt ſie vielleicht zur rechten<lb/> Zeit geſtorben. Seht, Vater, wenn Ihr auf Eure<lb/> alten Tage in das Ungluͤck gerathen waͤrt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Haſt gewiſſermaßen Recht. Ach,<lb/> lieber Gott, wenn ich noch in die Jaluſie haͤtte<lb/> verfallen muͤſſen, ich haͤtt' es ja nicht uͤberlebt. —<lb/> Da, Dietrich, hab' ich endlich von Theodor Dein<lb/> Geld bekommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>Seht, das iſt doch auch ein klei-<lb/> ner Troſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Still, da kommt unſer kranker Her</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ampedo</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Ampedo"> <speaker><hi rendition="#g">Ampedo</hi>.</speaker><lb/> <p>Und keine Nachricht, keine Spur und Ahndun<lb/> Der Koͤnig weinte, ſo ſehr liebt' er ihn —<lb/> Macht Feuer im Kamin, es iſt heut kalt. —</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [485/0495]
Fortunat.
Achte Scene.
(Zimmer.)
Daniel, Dietrich.
Dietrich. Weint nicht, weint nicht ſo ſehr,
lieber Vater. Wir ſind alle ſterblich.
Daniel. Aber daß ſie ſo in der Bluͤthe
ihrer Jahre davon muſte!
Dietrich. Ja, Vater; wißt Ihr nicht?
wie die Blumen des Feldes, heute Bluͤthe, morgen
Heu; ich ſage Euch, es that's der Gram um den
Benjamin.
Daniel. Das iſt wahr, ſeit dem Tage war
ſie wie von ſich, nannte mich auch faſt immer
Benjamin.
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Zeit geſtorben. Seht, Vater, wenn Ihr auf Eure
alten Tage in das Ungluͤck gerathen waͤrt.
Daniel. Haſt gewiſſermaßen Recht. Ach,
lieber Gott, wenn ich noch in die Jaluſie haͤtte
verfallen muͤſſen, ich haͤtt' es ja nicht uͤberlebt. —
Da, Dietrich, hab' ich endlich von Theodor Dein
Geld bekommen.
Dietrich. Seht, das iſt doch auch ein klei-
ner Troſt.
Daniel. Still, da kommt unſer kranker Her
Ampedo koͤmmt.
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Der Koͤnig weinte, ſo ſehr liebt' er ihn —
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/495>, abgerufen am 23.02.2025. |