Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Vierte Scene. (Garten.) Der König, Agrippina, Andalosia. König. Wie freu' ich mich, daß ihr dem Sinn gebietet, Und nicht allein dem Blut und Zorn vergönnt Das Wort zu führen: edel nenn' ich den, Der auch im Recht den Eifer zügeln kann, Noch 'edler den, der um der Freunde Willen Sich seines Rechtes selbst entäußern mag, Er hat den Gegner und auch sich besiegt. Andalosia. Mein edler Herr, Ihr rechnet viel zu hoch Den leichten Sinn, der gern dem Mann verzeiht, Der immer nur der Leidenschaft gehorcht, Glaubt mir, er weiß nur selten, was er spricht, Er findet nie das Wort, das er bedarf, So muß er nehmen, was sich im Gedränge Zuerst der ungelenken Zunge bietet: Auch hat er kein so rohes Wort gesprochen, Das nicht der Edelmann vergessen dürfte. Agrippina. Das Volk war Zeuge, Andalosia, Daß Ihr den ersten Preis und Dank verdientet, Man zweifelt nicht, wer von der edlen Jugend Der beste Ritter sey in jeder Uebung, Daß dies durch lauten allgemeinen Zuruf, Daß Euch der Vorzug von den Damm all, Ja selbst von seiner Gattin Dorothea Einstimmig ward erkannt, das war es, was III.[ 30 ]
Fortunat. Vierte Scene. (Garten.) Der Koͤnig, Agrippina, Andaloſia. Koͤnig. Wie freu' ich mich, daß ihr dem Sinn gebietet, Und nicht allein dem Blut und Zorn vergoͤnnt Das Wort zu fuͤhren: edel nenn' ich den, Der auch im Recht den Eifer zuͤgeln kann, Noch 'edler den, der um der Freunde Willen Sich ſeines Rechtes ſelbſt entaͤußern mag, Er hat den Gegner und auch ſich beſiegt. Andaloſia. Mein edler Herr, Ihr rechnet viel zu hoch Den leichten Sinn, der gern dem Mann verzeiht, Der immer nur der Leidenſchaft gehorcht, Glaubt mir, er weiß nur ſelten, was er ſpricht, Er findet nie das Wort, das er bedarf, So muß er nehmen, was ſich im Gedraͤnge Zuerſt der ungelenken Zunge bietet: Auch hat er kein ſo rohes Wort geſprochen, Das nicht der Edelmann vergeſſen duͤrfte. Agrippina. Das Volk war Zeuge, Andaloſia, Daß Ihr den erſten Preis und Dank verdientet, Man zweifelt nicht, wer von der edlen Jugend Der beſte Ritter ſey in jeder Uebung, Daß dies durch lauten allgemeinen Zuruf, Daß Euch der Vorzug von den Damm all, Ja ſelbſt von ſeiner Gattin Dorothea Einſtimmig ward erkannt, das war es, was III.[ 30 ]
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0475" n="465"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Vierte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Garten</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Koͤnig, Agrippina, Andaloſia</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#Koͤnig"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie freu' ich mich, daß ihr dem Sinn gebietet,<lb/> Und nicht allein dem Blut und Zorn vergoͤnnt<lb/> Das Wort zu fuͤhren: edel nenn' ich den,<lb/> Der auch im Recht den Eifer zuͤgeln kann,<lb/> Noch 'edler den, der um der Freunde Willen<lb/> Sich ſeines Rechtes ſelbſt entaͤußern mag,<lb/> Er hat den Gegner und auch ſich beſiegt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein edler Herr, Ihr rechnet viel zu hoch<lb/> Den leichten Sinn, der gern dem Mann verzeiht,<lb/> Der immer nur der Leidenſchaft gehorcht,<lb/> Glaubt mir, er weiß nur ſelten, was er ſpricht,<lb/> Er findet nie das Wort, das er bedarf,<lb/> So muß er nehmen, was ſich im Gedraͤnge<lb/> Zuerſt der ungelenken Zunge bietet:<lb/> Auch hat er kein ſo rohes Wort geſprochen,<lb/> Das nicht der Edelmann vergeſſen duͤrfte.</p> </sp><lb/> <sp who="#Agrippina"> <speaker><hi rendition="#g">Agrippina</hi>.</speaker><lb/> <p>Das Volk war Zeuge, Andaloſia,<lb/> Daß Ihr den erſten Preis und Dank verdientet,<lb/> Man zweifelt nicht, wer von der edlen Jugend<lb/> Der beſte Ritter ſey in jeder Uebung,<lb/> Daß dies durch lauten allgemeinen Zuruf,<lb/> Daß Euch der Vorzug von den Damm all,<lb/> Ja ſelbſt von ſeiner Gattin Dorothea<lb/> Einſtimmig ward erkannt, das war es, was<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III.</hi>[ 30 ]</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [465/0475]
Fortunat.
Vierte Scene.
(Garten.)
Der Koͤnig, Agrippina, Andaloſia.
Koͤnig.
Wie freu' ich mich, daß ihr dem Sinn gebietet,
Und nicht allein dem Blut und Zorn vergoͤnnt
Das Wort zu fuͤhren: edel nenn' ich den,
Der auch im Recht den Eifer zuͤgeln kann,
Noch 'edler den, der um der Freunde Willen
Sich ſeines Rechtes ſelbſt entaͤußern mag,
Er hat den Gegner und auch ſich beſiegt.
Andaloſia.
Mein edler Herr, Ihr rechnet viel zu hoch
Den leichten Sinn, der gern dem Mann verzeiht,
Der immer nur der Leidenſchaft gehorcht,
Glaubt mir, er weiß nur ſelten, was er ſpricht,
Er findet nie das Wort, das er bedarf,
So muß er nehmen, was ſich im Gedraͤnge
Zuerſt der ungelenken Zunge bietet:
Auch hat er kein ſo rohes Wort geſprochen,
Das nicht der Edelmann vergeſſen duͤrfte.
Agrippina.
Das Volk war Zeuge, Andaloſia,
Daß Ihr den erſten Preis und Dank verdientet,
Man zweifelt nicht, wer von der edlen Jugend
Der beſte Ritter ſey in jeder Uebung,
Daß dies durch lauten allgemeinen Zuruf,
Daß Euch der Vorzug von den Damm all,
Ja ſelbſt von ſeiner Gattin Dorothea
Einſtimmig ward erkannt, das war es, was
III.[ 30 ]
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |