Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Und laß' an mir arbeiten das Getriebe?
Geh' ich zum Messerschmiedt, zum Kammacher,
Und laß' aus mir Geräthe fertigen?
Häng' ich mich auf? So gebt doch Trost und
Hülfe.
L. Herbert.
Mein einzig Kind, die Thränen mögen sagen,
Wie ich mir selbst nicht Rath weiß und nicht Trost.

(geht ab.)
Theodor..
Ich wette, der Papa hat seine Freude,
Höhnt mich noch aus mit dieser neuen Mode.
Ei was! wie leicht gewöhnt man sich an alles:
Ich lege mich ins Bett und heul' mich satt;
Nur muß ich darauf denken, nicht die Pfühle
Mit diesem saubern Kopfschmuck zu zerreißen:
Schlafmützen kann ich auch für jetzt nicht brauchen.

(geht ab.)


Sechste Scene.
(Stube.)


Dietrich, Bertha.
Dietrich. Also immer und täglich soll ich
den Verdruß einschlucken?
Bertha. Schlucke, was Du willst, ich weiß
nicht, was ich Dir gethan habe.
Dietrich. Was? Daß Du mir nicht ewige
Treue und Liebe schwören willst; daß Du nicht
einsehn willst, daß der Mann des Weibes Haupt ist.
Bertha. Des Weibes Narr, mein Bester:
Fortunat.
Und laß' an mir arbeiten das Getriebe?
Geh' ich zum Meſſerſchmiedt, zum Kammacher,
Und laß' aus mir Geraͤthe fertigen?
Haͤng' ich mich auf? So gebt doch Troſt und
Huͤlfe.
L. Herbert.
Mein einzig Kind, die Thraͤnen moͤgen ſagen,
Wie ich mir ſelbſt nicht Rath weiß und nicht Troſt.

(geht ab.)
Theodor..
Ich wette, der Papa hat ſeine Freude,
Hoͤhnt mich noch aus mit dieſer neuen Mode.
Ei was! wie leicht gewoͤhnt man ſich an alles:
Ich lege mich ins Bett und heul' mich ſatt;
Nur muß ich darauf denken, nicht die Pfuͤhle
Mit dieſem ſaubern Kopfſchmuck zu zerreißen:
Schlafmuͤtzen kann ich auch fuͤr jetzt nicht brauchen.

(geht ab.)


Sechſte Scene.
(Stube.)


Dietrich, Bertha.
Dietrich. Alſo immer und taͤglich ſoll ich
den Verdruß einſchlucken?
Bertha. Schlucke, was Du willſt, ich weiß
nicht, was ich Dir gethan habe.
Dietrich. Was? Daß Du mir nicht ewige
Treue und Liebe ſchwoͤren willſt; daß Du nicht
einſehn willſt, daß der Mann des Weibes Haupt iſt.
Bertha. Des Weibes Narr, mein Beſter:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#THEO">
                <p><pb facs="#f0391" n="381"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
Und laß' an mir arbeiten das Getriebe?<lb/>
Geh' ich zum Me&#x017F;&#x017F;er&#x017F;chmiedt, zum Kammacher,<lb/>
Und laß' aus mir Gera&#x0364;the fertigen?<lb/>
Ha&#x0364;ng' ich mich auf? So gebt doch Tro&#x017F;t und<lb/><hi rendition="#et">Hu&#x0364;lfe.</hi></p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LHerbert">
                <speaker>L. <hi rendition="#g">Herbert</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Mein einzig Kind, die Thra&#x0364;nen mo&#x0364;gen &#x017F;agen,<lb/>
Wie ich mir &#x017F;elb&#x017F;t nicht Rath weiß und nicht Tro&#x017F;t.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(geht ab.)</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p>Ich wette, der Papa hat &#x017F;eine Freude,<lb/>
Ho&#x0364;hnt mich noch aus mit die&#x017F;er neuen Mode.<lb/>
Ei was! wie leicht gewo&#x0364;hnt man &#x017F;ich an alles:<lb/>
Ich lege mich ins Bett und heul' mich &#x017F;att;<lb/>
Nur muß ich darauf denken, nicht die Pfu&#x0364;hle<lb/>
Mit die&#x017F;em &#x017F;aubern Kopf&#x017F;chmuck zu zerreißen:<lb/>
Schlafmu&#x0364;tzen kann ich auch fu&#x0364;r jetzt nicht brauchen.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(geht ab.)</hi> </stage>
              </sp>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Sech&#x017F;te Scene</hi>.</hi> </head><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Stube</hi>.)</hi> </stage><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Dietrich, Bertha</hi>.</hi> </stage><lb/>
              <sp who="#Dietrich">
                <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker>
                <p>Al&#x017F;o immer und ta&#x0364;glich &#x017F;oll ich<lb/>
den Verdruß ein&#x017F;chlucken?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Bertha">
                <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker>
                <p>Schlucke, was Du will&#x017F;t, ich weiß<lb/>
nicht, was ich Dir gethan habe.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dietrich">
                <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker>
                <p>Was? Daß Du mir nicht ewige<lb/>
Treue und Liebe &#x017F;chwo&#x0364;ren will&#x017F;t; daß Du nicht<lb/>
ein&#x017F;ehn will&#x017F;t, daß der Mann des Weibes Haupt i&#x017F;t.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Bertha">
                <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker>
                <p>Des Weibes Narr, mein Be&#x017F;ter:<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0391] Fortunat. Und laß' an mir arbeiten das Getriebe? Geh' ich zum Meſſerſchmiedt, zum Kammacher, Und laß' aus mir Geraͤthe fertigen? Haͤng' ich mich auf? So gebt doch Troſt und Huͤlfe. L. Herbert. Mein einzig Kind, die Thraͤnen moͤgen ſagen, Wie ich mir ſelbſt nicht Rath weiß und nicht Troſt. (geht ab.) Theodor.. Ich wette, der Papa hat ſeine Freude, Hoͤhnt mich noch aus mit dieſer neuen Mode. Ei was! wie leicht gewoͤhnt man ſich an alles: Ich lege mich ins Bett und heul' mich ſatt; Nur muß ich darauf denken, nicht die Pfuͤhle Mit dieſem ſaubern Kopfſchmuck zu zerreißen: Schlafmuͤtzen kann ich auch fuͤr jetzt nicht brauchen. (geht ab.) Sechſte Scene. (Stube.) Dietrich, Bertha. Dietrich. Alſo immer und taͤglich ſoll ich den Verdruß einſchlucken? Bertha. Schlucke, was Du willſt, ich weiß nicht, was ich Dir gethan habe. Dietrich. Was? Daß Du mir nicht ewige Treue und Liebe ſchwoͤren willſt; daß Du nicht einſehn willſt, daß der Mann des Weibes Haupt iſt. Bertha. Des Weibes Narr, mein Beſter:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/391
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/391>, abgerufen am 21.11.2024.