Daniel. Macht nur das Essen, Kinder, deckt den Tisch, denn Ihr wißt wohl, wenn der gnädige Herr zu Hause kömmt und findet nicht gleich alles fertig, daß er sich nur hin zu setzen braucht, so mault er den ganzen Tag. (Diener ab.) Das ist eine Noth mit solchem simpeln, stillen, langweiligen Herrn! Der Alte hatte noch auf seinem Sterbebette mehr Leben. -- Aber, seh ich recht? Wahrlich, der Herr Andalosia! So ganz allein? Ohne Gefolge? Was hat das zu bedeuten? Andalosia tritt ein.
Daniel. Ists möglich, gnädiger Herr, daß meine alten Augen Euch so unvermuthet wieder sehn? Ach, welche Freude! so wird doch nun hier einmal die alte traurige Langweile und Einsamkeit etwas aufgeheitert werden!
Zweite Abtheilung.
Zweiter Akt.
Erſte Scene.
(Zimmer.)
Daniel, Diener.
Daniel. Macht nur das Eſſen, Kinder, deckt den Tiſch, denn Ihr wißt wohl, wenn der gnaͤdige Herr zu Hauſe koͤmmt und findet nicht gleich alles fertig, daß er ſich nur hin zu ſetzen braucht, ſo mault er den ganzen Tag. (Diener ab.) Das iſt eine Noth mit ſolchem ſimpeln, ſtillen, langweiligen Herrn! Der Alte hatte noch auf ſeinem Sterbebette mehr Leben. — Aber, ſeh ich recht? Wahrlich, der Herr Andaloſia! So ganz allein? Ohne Gefolge? Was hat das zu bedeuten? Andaloſia tritt ein.
Daniel. Iſts moͤglich, gnaͤdiger Herr, daß meine alten Augen Euch ſo unvermuthet wieder ſehn? Ach, welche Freude! ſo wird doch nun hier einmal die alte traurige Langweile und Einſamkeit etwas aufgeheitert werden!
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Zweite Abtheilung.
Zweiter Akt.
Erſte Scene.
(Zimmer.)
Daniel, Diener.
Daniel.
Macht nur das Eſſen, Kinder, deckt den Tiſch,
denn Ihr wißt wohl, wenn der gnaͤdige Herr zu
Hauſe koͤmmt und findet nicht gleich alles fertig,
daß er ſich nur hin zu ſetzen braucht, ſo mault er
den ganzen Tag. (Diener ab.) Das iſt eine Noth
mit ſolchem ſimpeln, ſtillen, langweiligen Herrn!
Der Alte hatte noch auf ſeinem Sterbebette mehr
Leben. — Aber, ſeh ich recht? Wahrlich, der
Herr Andaloſia! So ganz allein? Ohne Gefolge?
Was hat das zu bedeuten?
Andaloſia tritt ein.
Daniel. Iſts moͤglich, gnaͤdiger Herr, daß
meine alten Augen Euch ſo unvermuthet wieder
ſehn? Ach, welche Freude! ſo wird doch nun hier
einmal die alte traurige Langweile und Einſamkeit
etwas aufgeheitert werden!
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/338>, abgerufen am 23.02.2025.
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