Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Ihr Euch aus Eitelkeit so leicht bethören ließet.Schweigt! Er spricht, als wenn er ein König wäre, der fremde unbekannte, wetterwendische junge Herr. (geht ab.) Neunte Scene. (Zimmer.) Andalosia. allein. So wandelt dumpf ein Thier in Paradiesen, Und sieht nicht Blum' und Frucht, so reißt der Wahnsinn Den Freund und die Geliebte roh zerfleischend Sich selbst mit grimmen Biß die Glieder wund, So bin ich selbst mein eigner dummer Feind, Durch eigne Schuld aus meinem Paradies Schmachvoll vertrieben, ich im bölden Sinn Zerriß selbst meine Liebe. -- Wie nur war es, Wie möglich nur, daß dieser thiersche Schlaf, Der dumpfe Sklave der Natur, den Geist, Der himmelan mich trug, bewältgen konnte? Die schwere Schuld muß ich sogleich versühnen, Ein prächtiges Bankett soll wiederum Den ganzen Hof in meine Gärten ziehn, Die schöne Fürstinn wird durch Flehn erweicht, So schnell kann Herzensliebe nicht ersterben, Sie übersieht den Fehl und Venus sendet Aus ihrem Himmel meine Wonnestunde. Doch wenig Gold hab' ich in Vorrath noch, Zweite Abtheilung. Ihr Euch aus Eitelkeit ſo leicht bethoͤren ließet.Schweigt! Er ſpricht, als wenn er ein Koͤnig waͤre, der fremde unbekannte, wetterwendiſche junge Herr. (geht ab.) Neunte Scene. (Zimmer.) Andaloſia. allein. So wandelt dumpf ein Thier in Paradieſen, Und ſieht nicht Blum' und Frucht, ſo reißt der Wahnſinn Den Freund und die Geliebte roh zerfleiſchend Sich ſelbſt mit grimmen Biß die Glieder wund, So bin ich ſelbſt mein eigner dummer Feind, Durch eigne Schuld aus meinem Paradies Schmachvoll vertrieben, ich im boͤlden Sinn Zerriß ſelbſt meine Liebe. — Wie nur war es, Wie moͤglich nur, daß dieſer thierſche Schlaf, Der dumpfe Sklave der Natur, den Geiſt, Der himmelan mich trug, bewaͤltgen konnte? Die ſchwere Schuld muß ich ſogleich verſuͤhnen, Ein praͤchtiges Bankett ſoll wiederum Den ganzen Hof in meine Gaͤrten ziehn, Die ſchoͤne Fuͤrſtinn wird durch Flehn erweicht, So ſchnell kann Herzensliebe nicht erſterben, Sie uͤberſieht den Fehl und Venus ſendet Aus ihrem Himmel meine Wonneſtunde. Doch wenig Gold hab' ich in Vorrath noch, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Margarethe"> <p><pb facs="#f0332" n="322"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Ihr Euch aus Eitelkeit ſo leicht bethoͤren ließet.<lb/> Schweigt! Er ſpricht, als wenn er ein Koͤnig<lb/> waͤre, der fremde unbekannte, wetterwendiſche junge<lb/> Herr.</p> <stage>(geht ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Neunte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Zimmer</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker> <stage>allein.</stage><lb/> <p>So wandelt dumpf ein Thier in Paradieſen,<lb/> Und ſieht nicht Blum' und Frucht, ſo reißt der<lb/><hi rendition="#et">Wahnſinn</hi><lb/> Den Freund und die Geliebte roh zerfleiſchend<lb/> Sich ſelbſt mit grimmen Biß die Glieder wund,<lb/> So bin ich ſelbſt mein eigner dummer Feind,<lb/> Durch eigne Schuld aus meinem Paradies<lb/> Schmachvoll vertrieben, ich im boͤlden Sinn<lb/> Zerriß ſelbſt meine Liebe. — Wie nur war es,<lb/> Wie moͤglich nur, daß dieſer thierſche Schlaf,<lb/> Der dumpfe Sklave der Natur, den Geiſt,<lb/> Der himmelan mich trug, bewaͤltgen konnte?<lb/> Die ſchwere Schuld muß ich ſogleich verſuͤhnen,<lb/> Ein praͤchtiges Bankett ſoll wiederum<lb/> Den ganzen Hof in meine Gaͤrten ziehn,<lb/> Die ſchoͤne Fuͤrſtinn wird durch Flehn erweicht,<lb/> So ſchnell kann Herzensliebe nicht erſterben,<lb/> Sie uͤberſieht den Fehl und Venus ſendet<lb/> Aus ihrem Himmel meine Wonneſtunde.<lb/> Doch wenig Gold hab' ich in Vorrath noch,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [322/0332]
Zweite Abtheilung.
Ihr Euch aus Eitelkeit ſo leicht bethoͤren ließet.
Schweigt! Er ſpricht, als wenn er ein Koͤnig
waͤre, der fremde unbekannte, wetterwendiſche junge
Herr. (geht ab.)
Neunte Scene.
(Zimmer.)
Andaloſia. allein.
So wandelt dumpf ein Thier in Paradieſen,
Und ſieht nicht Blum' und Frucht, ſo reißt der
Wahnſinn
Den Freund und die Geliebte roh zerfleiſchend
Sich ſelbſt mit grimmen Biß die Glieder wund,
So bin ich ſelbſt mein eigner dummer Feind,
Durch eigne Schuld aus meinem Paradies
Schmachvoll vertrieben, ich im boͤlden Sinn
Zerriß ſelbſt meine Liebe. — Wie nur war es,
Wie moͤglich nur, daß dieſer thierſche Schlaf,
Der dumpfe Sklave der Natur, den Geiſt,
Der himmelan mich trug, bewaͤltgen konnte?
Die ſchwere Schuld muß ich ſogleich verſuͤhnen,
Ein praͤchtiges Bankett ſoll wiederum
Den ganzen Hof in meine Gaͤrten ziehn,
Die ſchoͤne Fuͤrſtinn wird durch Flehn erweicht,
So ſchnell kann Herzensliebe nicht erſterben,
Sie uͤberſieht den Fehl und Venus ſendet
Aus ihrem Himmel meine Wonneſtunde.
Doch wenig Gold hab' ich in Vorrath noch,
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