Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Achte Scene. (Straße.) Herbert, Wilhelm. Herbert. Und noch keine Nachricht? Wilhelm. Nicht die mindeste, unsre gnädige Frau ist in Verzweiflung, sie fällt aus einer Ohn- macht in die andre, und sie, wie wir alle, besorgen schon das Schlimmste. Herbert. Ich habe einen Sheriff und Ge- richtsdiener zum Hieronymus gesandt, um Haus- suchung anzustellen. Die Sache ist mir selber äußerst verdächtig. Ein Haufen Volks tritt lärmend auf. Erster. O gräulich! gräulich! o zum Ent- setzen! Herbert. Was giebt's? Zweiter. Gott hat's entdeckt, wunderbar! Ja trau' einer doch den Italiänern, diesen Wuche- rern, Pfänderleihern: Mord und Todtschlag, Gift und Ehebruch ist ihre Sitte, ihr Zeitvertreib. Dritter. Den alten Herrn hat man gefunden, mit abgeschnittnem Hals. Zweiter. Vergraben, mit Steinen zugedeckt. Erster. Plündern muß man das Haus, und aller Lombarden Häuser, die ganze Straße anzün- den, keinen von den ausländischen Hunden leben lassen. Zweite Abtheilung. Achte Scene. (Straße.) Herbert, Wilhelm. Herbert. Und noch keine Nachricht? Wilhelm. Nicht die mindeſte, unſre gnaͤdige Frau iſt in Verzweiflung, ſie faͤllt aus einer Ohn- macht in die andre, und ſie, wie wir alle, beſorgen ſchon das Schlimmſte. Herbert. Ich habe einen Sheriff und Ge- richtsdiener zum Hieronymus geſandt, um Haus- ſuchung anzuſtellen. Die Sache iſt mir ſelber aͤußerſt verdaͤchtig. Ein Haufen Volks tritt laͤrmend auf. Erſter. O graͤulich! graͤulich! o zum Ent- ſetzen! Herbert. Was giebt's? Zweiter. Gott hat's entdeckt, wunderbar! Ja trau' einer doch den Italiaͤnern, dieſen Wuche- rern, Pfaͤnderleihern: Mord und Todtſchlag, Gift und Ehebruch iſt ihre Sitte, ihr Zeitvertreib. Dritter. Den alten Herrn hat man gefunden, mit abgeſchnittnem Hals. Zweiter. Vergraben, mit Steinen zugedeckt. Erſter. Pluͤndern muß man das Haus, und aller Lombarden Haͤuſer, die ganze Straße anzuͤn- den, keinen von den auslaͤndiſchen Hunden leben laſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0104" n="94"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Achte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Straße</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Herbert, Wilhelm</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#Herbert"> <speaker><hi rendition="#g">Herbert</hi>.</speaker> <p>Und noch keine Nachricht?</p> </sp><lb/> <sp who="#Wilhelm"> <speaker><hi rendition="#g">Wilhelm</hi>.</speaker> <p>Nicht die mindeſte, unſre gnaͤdige<lb/> Frau iſt in Verzweiflung, ſie faͤllt aus einer Ohn-<lb/> macht in die andre, und ſie, wie wir alle, beſorgen<lb/> ſchon das Schlimmſte.</p> </sp><lb/> <sp who="#Herbert"> <speaker><hi rendition="#g">Herbert</hi>.</speaker> <p>Ich habe einen Sheriff und Ge-<lb/> richtsdiener zum Hieronymus geſandt, um Haus-<lb/> ſuchung anzuſtellen. Die Sache iſt mir ſelber aͤußerſt<lb/> verdaͤchtig.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ein Haufen Volks</hi> tritt laͤrmend auf.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Erſter"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter</hi>.</speaker> <p>O graͤulich! graͤulich! o zum Ent-<lb/> ſetzen!</p> </sp><lb/> <sp who="#Herbert"> <speaker><hi rendition="#g">Herbert</hi>.</speaker> <p>Was giebt's?</p> </sp><lb/> <sp who="#Zweiter"> <speaker><hi rendition="#g">Zweiter</hi>.</speaker> <p>Gott hat's entdeckt, wunderbar!<lb/> Ja trau' einer doch den Italiaͤnern, dieſen Wuche-<lb/> rern, Pfaͤnderleihern: Mord und Todtſchlag, Gift<lb/> und Ehebruch iſt ihre Sitte, ihr Zeitvertreib.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dritter"> <speaker><hi rendition="#g">Dritter</hi>.</speaker> <p>Den alten Herrn hat man gefunden,<lb/> mit abgeſchnittnem Hals.</p> </sp><lb/> <sp who="#Zweiter"> <speaker><hi rendition="#g">Zweiter</hi>.</speaker> <p>Vergraben, mit Steinen zugedeckt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Erſter"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter</hi>.</speaker> <p>Pluͤndern muß man das Haus, und<lb/> aller Lombarden Haͤuſer, die ganze Straße anzuͤn-<lb/> den, keinen von den auslaͤndiſchen Hunden leben<lb/> laſſen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0104]
Zweite Abtheilung.
Achte Scene.
(Straße.)
Herbert, Wilhelm.
Herbert. Und noch keine Nachricht?
Wilhelm. Nicht die mindeſte, unſre gnaͤdige
Frau iſt in Verzweiflung, ſie faͤllt aus einer Ohn-
macht in die andre, und ſie, wie wir alle, beſorgen
ſchon das Schlimmſte.
Herbert. Ich habe einen Sheriff und Ge-
richtsdiener zum Hieronymus geſandt, um Haus-
ſuchung anzuſtellen. Die Sache iſt mir ſelber aͤußerſt
verdaͤchtig.
Ein Haufen Volks tritt laͤrmend auf.
Erſter. O graͤulich! graͤulich! o zum Ent-
ſetzen!
Herbert. Was giebt's?
Zweiter. Gott hat's entdeckt, wunderbar!
Ja trau' einer doch den Italiaͤnern, dieſen Wuche-
rern, Pfaͤnderleihern: Mord und Todtſchlag, Gift
und Ehebruch iſt ihre Sitte, ihr Zeitvertreib.
Dritter. Den alten Herrn hat man gefunden,
mit abgeſchnittnem Hals.
Zweiter. Vergraben, mit Steinen zugedeckt.
Erſter. Pluͤndern muß man das Haus, und
aller Lombarden Haͤuſer, die ganze Straße anzuͤn-
den, keinen von den auslaͤndiſchen Hunden leben
laſſen.
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