Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Die verkehrte Welt. Vierte Scene. (Das Meer.) Ein Kriegesschiff segelt vorüber, Pantalon der Admiral auf dem Verdecke, Soldaten. Pantalon. Ihr meine lieben Soldaten, heut muß das Seegefecht nothwendig vorgenommen werden, denn der Wind ist uns überaus günstig. Auch können wir uns nicht länger halten, weil uns der Proviant ausgeht. Ein Soldat. Soll es ein scharfes See- gefecht werden? Pantalon. Wir fechten bis auf den letzten Mann. Und daß nur keiner zu desertiren gedenkt! Soldat. Davor soll uns Gott behüten. Pantalon. Der fremde Admiral kann un- möglich Stand halten, denn seine Flotte ist viel schwächer, er wird sich ergeben müssen, und dann fahren wir im Triumph nach Hause. Soldat. Wenn nur keiner von uns dabei umkömmt! Pantalon. Da muß man schon die Augen zudrücken und Fünfe gerade seyn lassen, denn das steht nicht zu ändern. Soldat. Aber wens trifft, der hat doch den Schaden. Pantalon. Sprich beherzter, sonst bist Du ein erbärmlicher Soldat. (Sie fahren vorbei, die übrige Flotte folgt.) Die verkehrte Welt. Vierte Scene. (Das Meer.) Ein Kriegesſchiff ſegelt voruͤber, Pantalon der Admiral auf dem Verdecke, Soldaten. Pantalon. Ihr meine lieben Soldaten, heut muß das Seegefecht nothwendig vorgenommen werden, denn der Wind iſt uns uͤberaus guͤnſtig. Auch koͤnnen wir uns nicht laͤnger halten, weil uns der Proviant ausgeht. Ein Soldat. Soll es ein ſcharfes See- gefecht werden? Pantalon. Wir fechten bis auf den letzten Mann. Und daß nur keiner zu deſertiren gedenkt! Soldat. Davor ſoll uns Gott behuͤten. Pantalon. Der fremde Admiral kann un- moͤglich Stand halten, denn ſeine Flotte iſt viel ſchwaͤcher, er wird ſich ergeben muͤſſen, und dann fahren wir im Triumph nach Hauſe. Soldat. Wenn nur keiner von uns dabei umkoͤmmt! Pantalon. Da muß man ſchon die Augen zudruͤcken und Fuͤnfe gerade ſeyn laſſen, denn das ſteht nicht zu aͤndern. Soldat. Aber wens trifft, der hat doch den Schaden. Pantalon. Sprich beherzter, ſonſt biſt Du ein erbaͤrmlicher Soldat. (Sie fahren vorbei, die uͤbrige Flotte folgt.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0354" n="345"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die verkehrte Welt</hi>.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Vierte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Das Meer</hi>.)</hi> </stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ein Kriegesſchiff</hi> ſegelt voruͤber, <hi rendition="#g">Pantalon<lb/> der Admiral</hi> auf dem Verdecke, <hi rendition="#g">Soldaten</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#PAN"> <speaker><hi rendition="#g">Pantalon</hi>.</speaker> <p>Ihr meine lieben Soldaten,<lb/> heut muß das Seegefecht nothwendig vorgenommen<lb/> werden, denn der Wind iſt uns uͤberaus guͤnſtig.<lb/> Auch koͤnnen wir uns nicht laͤnger halten, weil uns<lb/> der Proviant ausgeht.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOLDAT"> <speaker><hi rendition="#g">Ein Soldat</hi>.</speaker> <p>Soll es ein ſcharfes See-<lb/> gefecht werden?</p> </sp><lb/> <sp who="#PAN"> <speaker><hi rendition="#g">Pantalon</hi>.</speaker> <p>Wir fechten bis auf den letzten<lb/> Mann. Und daß nur keiner zu deſertiren gedenkt!</p> </sp><lb/> <sp who="#SOL"> <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker> <p>Davor ſoll uns Gott behuͤten.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAN"> <speaker><hi rendition="#g">Pantalon</hi>.</speaker> <p>Der fremde Admiral kann un-<lb/> moͤglich Stand halten, denn ſeine Flotte iſt viel<lb/> ſchwaͤcher, er wird ſich ergeben muͤſſen, und dann<lb/> fahren wir im Triumph nach Hauſe.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOL"> <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker> <p>Wenn nur keiner von uns dabei<lb/> umkoͤmmt!</p> </sp><lb/> <sp who="#PAN"> <speaker><hi rendition="#g">Pantalon</hi>.</speaker> <p>Da muß man ſchon die Augen<lb/> zudruͤcken und Fuͤnfe gerade ſeyn laſſen, denn das<lb/> ſteht nicht zu aͤndern.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOL"> <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker> <p>Aber wens trifft, der hat doch<lb/> den Schaden.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAN"> <speaker><hi rendition="#g">Pantalon</hi>.</speaker> <p>Sprich beherzter, ſonſt biſt Du<lb/> ein erbaͤrmlicher Soldat.</p> <stage>(Sie fahren vorbei, die uͤbrige<lb/> Flotte folgt.)</stage><lb/> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [345/0354]
Die verkehrte Welt.
Vierte Scene.
(Das Meer.)
Ein Kriegesſchiff ſegelt voruͤber, Pantalon
der Admiral auf dem Verdecke, Soldaten.
Pantalon. Ihr meine lieben Soldaten,
heut muß das Seegefecht nothwendig vorgenommen
werden, denn der Wind iſt uns uͤberaus guͤnſtig.
Auch koͤnnen wir uns nicht laͤnger halten, weil uns
der Proviant ausgeht.
Ein Soldat. Soll es ein ſcharfes See-
gefecht werden?
Pantalon. Wir fechten bis auf den letzten
Mann. Und daß nur keiner zu deſertiren gedenkt!
Soldat. Davor ſoll uns Gott behuͤten.
Pantalon. Der fremde Admiral kann un-
moͤglich Stand halten, denn ſeine Flotte iſt viel
ſchwaͤcher, er wird ſich ergeben muͤſſen, und dann
fahren wir im Triumph nach Hauſe.
Soldat. Wenn nur keiner von uns dabei
umkoͤmmt!
Pantalon. Da muß man ſchon die Augen
zudruͤcken und Fuͤnfe gerade ſeyn laſſen, denn das
ſteht nicht zu aͤndern.
Soldat. Aber wens trifft, der hat doch
den Schaden.
Pantalon. Sprich beherzter, ſonſt biſt Du
ein erbaͤrmlicher Soldat. (Sie fahren vorbei, die uͤbrige
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/354>, abgerufen am 23.02.2025. |