Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Die verkehrte Welt. Vierter Akt. Erste Scene. (Gerichtssaal.) Skaramuz, Räthe. Skaramuz. Meine Herren, Sie sind doch noch immer überzeugt, daß ich mein Land glücklich mache? Rath. Durchaus, Ihro Majestät können gar nicht anders. Skaramuz. Wir müssen unermüdet fort- fahren, die Sitten des Landes umzuarbeiten. Alle ehemalige Barbarei muß man mit Stumpf und Stiel ausrotten, daß auch kein Gebein davon übrig bleibt. Rath. Allerdings, man muß nicht nur das auf- geschossene Unkraut ausjäten, sondern auch nach dem kleinen sehn, damit nichts zur Saat stehn bleibe. Skaramuz. So ist auch mein Wille. Das Verfeinern und Cultiviren der Leute kommt doch so ziemlich in den Gang. -- Jetzt laßt die Parteien vortreten. Ein Schriftsteller und ein Leser treten auf. Skaramuz. Was wollt Ihr? Leser. Herr König, ich habe eine große und gegründete Klage über den Mann da zu führen. Die verkehrte Welt. Vierter Akt. Erſte Scene. (Gerichtsſaal.) Skaramuz, Raͤthe. Skaramuz. Meine Herren, Sie ſind doch noch immer uͤberzeugt, daß ich mein Land gluͤcklich mache? Rath. Durchaus, Ihro Majeſtaͤt koͤnnen gar nicht anders. Skaramuz. Wir muͤſſen unermuͤdet fort- fahren, die Sitten des Landes umzuarbeiten. Alle ehemalige Barbarei muß man mit Stumpf und Stiel ausrotten, daß auch kein Gebein davon uͤbrig bleibt. Rath. Allerdings, man muß nicht nur das auf- geſchoſſene Unkraut ausjaͤten, ſondern auch nach dem kleinen ſehn, damit nichts zur Saat ſtehn bleibe. Skaramuz. So iſt auch mein Wille. Das Verfeinern und Cultiviren der Leute kommt doch ſo ziemlich in den Gang. — Jetzt laßt die Parteien vortreten. Ein Schriftſteller und ein Leſer treten auf. Skaramuz. Was wollt Ihr? Leſer. Herr Koͤnig, ich habe eine große und gegruͤndete Klage uͤber den Mann da zu fuͤhren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0342" n="333"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die verkehrte Welt</hi>.</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vierter Akt</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Erſte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage>(<hi rendition="#g">Gerichtsſaal</hi>.)</stage><lb/> <stage><hi rendition="#g">Skaramuz, Raͤthe</hi>.</stage><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Meine Herren, Sie ſind doch<lb/> noch immer uͤberzeugt, daß ich mein Land gluͤcklich<lb/> mache?</p> </sp><lb/> <sp who="#RATH"> <speaker><hi rendition="#g">Rath</hi>.</speaker> <p>Durchaus, Ihro Majeſtaͤt koͤnnen gar<lb/> nicht anders.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Wir muͤſſen unermuͤdet fort-<lb/> fahren, die Sitten des Landes umzuarbeiten. Alle<lb/> ehemalige Barbarei muß man mit Stumpf und<lb/> Stiel ausrotten, daß auch kein Gebein davon uͤbrig<lb/> bleibt.</p> </sp><lb/> <sp who="#RATH"> <speaker><hi rendition="#g">Rath</hi>.</speaker> <p>Allerdings, man muß nicht nur das auf-<lb/> geſchoſſene Unkraut ausjaͤten, ſondern auch nach dem<lb/> kleinen ſehn, damit nichts zur Saat ſtehn bleibe.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>So iſt auch mein Wille. Das<lb/> Verfeinern und Cultiviren der Leute kommt doch<lb/> ſo ziemlich in den Gang. — Jetzt laßt die Parteien<lb/> vortreten.</p><lb/> <stage><hi rendition="#g">Ein Schriftſteller</hi> und <hi rendition="#g">ein Leſer</hi> treten auf.</stage> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Was wollt Ihr?</p> </sp><lb/> <sp who="#LESER"> <speaker><hi rendition="#g">Leſer</hi>.</speaker> <p>Herr Koͤnig, ich habe eine große und<lb/> gegruͤndete Klage uͤber den Mann da zu fuͤhren.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0342]
Die verkehrte Welt.
Vierter Akt.
Erſte Scene.
(Gerichtsſaal.)
Skaramuz, Raͤthe.
Skaramuz. Meine Herren, Sie ſind doch
noch immer uͤberzeugt, daß ich mein Land gluͤcklich
mache?
Rath. Durchaus, Ihro Majeſtaͤt koͤnnen gar
nicht anders.
Skaramuz. Wir muͤſſen unermuͤdet fort-
fahren, die Sitten des Landes umzuarbeiten. Alle
ehemalige Barbarei muß man mit Stumpf und
Stiel ausrotten, daß auch kein Gebein davon uͤbrig
bleibt.
Rath. Allerdings, man muß nicht nur das auf-
geſchoſſene Unkraut ausjaͤten, ſondern auch nach dem
kleinen ſehn, damit nichts zur Saat ſtehn bleibe.
Skaramuz. So iſt auch mein Wille. Das
Verfeinern und Cultiviren der Leute kommt doch
ſo ziemlich in den Gang. — Jetzt laßt die Parteien
vortreten.
Ein Schriftſteller und ein Leſer treten auf.
Skaramuz. Was wollt Ihr?
Leſer. Herr Koͤnig, ich habe eine große und
gegruͤndete Klage uͤber den Mann da zu fuͤhren.
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