Admet. So sind wir denn gezwungen fort zu wandern, Die süße Heimath zu verlassen, alles Was mein war, ist mir grausam nun entrissen; Durch fremdes Elend zieht sich unsre Bahn, Und daß Du, theure Gattin, mit mir leidest, Ist meiner schweren Leiden größre Hälfte.
Alceste. Dem Manne muß die treue Gattin folgen, Nicht bloß zur Lust ward ich Dir zugesellt, Denn mir gehört wie Dir Dein Leid und Glück.
Admet. Wie hold das Abendroth den Thurm beglänzt, Daß alle Zinnen purpurroth erfunkeln, Und sieh, ein prächtiger Regenbogen kränzt Den Pallast, und er leuchtet hell im Dunkeln, Die Bienen sumsen nun der Heimath zu, Die Nachtigall läßt ihre Lieder klingen, Nur wir, wir Armen, finden keine Ruh; Das Glück entfloh auf blitzesschnellen Schwingen, Das falsche, tückische, erboßte Glück, Und ließ als Beute uns dem Feind zurück.
Zweite Abtheilung.
Dritte Scene.
(Feld, in der Ferne ein Pallaſt.)
Admet. Alceſte.
Admet. So ſind wir denn gezwungen fort zu wandern, Die ſuͤße Heimath zu verlaſſen, alles Was mein war, iſt mir grauſam nun entriſſen; Durch fremdes Elend zieht ſich unſre Bahn, Und daß Du, theure Gattin, mit mir leideſt, Iſt meiner ſchweren Leiden groͤßre Haͤlfte.
Alceſte. Dem Manne muß die treue Gattin folgen, Nicht bloß zur Luſt ward ich Dir zugeſellt, Denn mir gehoͤrt wie Dir Dein Leid und Gluͤck.
Admet. Wie hold das Abendroth den Thurm beglaͤnzt, Daß alle Zinnen purpurroth erfunkeln, Und ſieh, ein praͤchtiger Regenbogen kraͤnzt Den Pallaſt, und er leuchtet hell im Dunkeln, Die Bienen ſumſen nun der Heimath zu, Die Nachtigall laͤßt ihre Lieder klingen, Nur wir, wir Armen, finden keine Ruh; Das Gluͤck entfloh auf blitzesſchnellen Schwingen, Das falſche, tuͤckiſche, erboßte Gluͤck, Und ließ als Beute uns dem Feind zuruͤck.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0315"n="306"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/><divn="4"><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Dritte Scene</hi>.</hi></head><lb/><stage><hirendition="#c">(<hirendition="#g">Feld, in der Ferne ein Pallaſt</hi>.)</hi></stage><lb/><stage><hirendition="#c"><hirendition="#g">Admet</hi>. <hirendition="#g">Alceſte</hi>.</hi></stage><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><spwho="#ADM"><speaker><hirendition="#g">Admet</hi>.</speaker><lb/><p>So ſind wir denn gezwungen fort zu wandern,<lb/>
Die ſuͤße Heimath zu verlaſſen, alles<lb/>
Was mein war, iſt mir grauſam nun entriſſen;<lb/>
Durch fremdes Elend zieht ſich unſre Bahn,<lb/>
Und daß Du, theure Gattin, mit mir leideſt,<lb/>
Iſt meiner ſchweren Leiden groͤßre Haͤlfte.</p></sp><lb/><spwho="#ALC"><speaker><hirendition="#g">Alceſte</hi>.</speaker><lb/><p>Dem Manne muß die treue Gattin folgen,<lb/>
Nicht bloß zur Luſt ward ich Dir zugeſellt,<lb/>
Denn mir gehoͤrt wie Dir Dein Leid und Gluͤck.</p></sp><lb/><spwho="#ADM"><speaker><hirendition="#g">Admet</hi>.</speaker><lb/><p>Wie hold das Abendroth den Thurm beglaͤnzt,<lb/>
Daß alle Zinnen purpurroth erfunkeln,<lb/>
Und ſieh, ein praͤchtiger Regenbogen kraͤnzt<lb/>
Den Pallaſt, und er leuchtet hell im Dunkeln,<lb/>
Die Bienen ſumſen nun der Heimath zu,<lb/>
Die Nachtigall laͤßt ihre Lieder klingen,<lb/>
Nur wir, wir Armen, finden keine Ruh;<lb/>
Das Gluͤck entfloh auf blitzesſchnellen Schwingen,<lb/>
Das falſche, tuͤckiſche, erboßte Gluͤck,<lb/>
Und ließ als Beute uns dem Feind zuruͤck.</p><lb/></sp></div></div></div></div></body></text></TEI>
[306/0315]
Zweite Abtheilung.
Dritte Scene.
(Feld, in der Ferne ein Pallaſt.)
Admet. Alceſte.
Admet.
So ſind wir denn gezwungen fort zu wandern,
Die ſuͤße Heimath zu verlaſſen, alles
Was mein war, iſt mir grauſam nun entriſſen;
Durch fremdes Elend zieht ſich unſre Bahn,
Und daß Du, theure Gattin, mit mir leideſt,
Iſt meiner ſchweren Leiden groͤßre Haͤlfte.
Alceſte.
Dem Manne muß die treue Gattin folgen,
Nicht bloß zur Luſt ward ich Dir zugeſellt,
Denn mir gehoͤrt wie Dir Dein Leid und Gluͤck.
Admet.
Wie hold das Abendroth den Thurm beglaͤnzt,
Daß alle Zinnen purpurroth erfunkeln,
Und ſieh, ein praͤchtiger Regenbogen kraͤnzt
Den Pallaſt, und er leuchtet hell im Dunkeln,
Die Bienen ſumſen nun der Heimath zu,
Die Nachtigall laͤßt ihre Lieder klingen,
Nur wir, wir Armen, finden keine Ruh;
Das Gluͤck entfloh auf blitzesſchnellen Schwingen,
Das falſche, tuͤckiſche, erboßte Gluͤck,
Und ließ als Beute uns dem Feind zuruͤck.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/315>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.