Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
kannt, und es ihm oft vorher gesagt, daß es so
weit mit ihm kommen würde, da er sich durchaus
auf keine ernsthafte Studien legen wollte. Das
kömmt von der Belletristerei, wenn man sie nicht
zum Nutzen der Menschheit anwendet. -- Weiß
man nicht, was er verbrochen hat?
Wirth. Er soll sich unterstanden haben, die
Phantasterei einzuführen, hat Tragödien geschrie-
ben, und darin auf das Schicksal und die Götter
geflucht, hat die moralische Tendenz durchaus ver-
nachlässigt, in Summa, er hat der ganzen kulti-
virten Welt ein großes Aergerniß gegeben.
Fremder. Es sollte an ihm ein Exempel
statuirt werden.
Wirth. Wenn sie seiner habhaft werden,
wird es gewiß daran nicht ermangeln.
Fremder. Führen Sie mich auf mein Zim-
mer.
(sie gehn ab.)


Fünfte Scene.
(Am Parnaß.)


Bäcker und Brauer.
Bäcker. Nun können wir doch erst sagen,
Meister Brauer, daß wir im Lande einen reellen
Parnaß haben.
Brauer. Und das Getränk, was ich da fa-
Zweite Abtheilung.
kannt, und es ihm oft vorher geſagt, daß es ſo
weit mit ihm kommen wuͤrde, da er ſich durchaus
auf keine ernſthafte Studien legen wollte. Das
koͤmmt von der Belletriſterei, wenn man ſie nicht
zum Nutzen der Menſchheit anwendet. — Weiß
man nicht, was er verbrochen hat?
Wirth. Er ſoll ſich unterſtanden haben, die
Phantaſterei einzufuͤhren, hat Tragoͤdien geſchrie-
ben, und darin auf das Schickſal und die Goͤtter
geflucht, hat die moraliſche Tendenz durchaus ver-
nachlaͤſſigt, in Summa, er hat der ganzen kulti-
virten Welt ein großes Aergerniß gegeben.
Fremder. Es ſollte an ihm ein Exempel
ſtatuirt werden.
Wirth. Wenn ſie ſeiner habhaft werden,
wird es gewiß daran nicht ermangeln.
Fremder. Fuͤhren Sie mich auf mein Zim-
mer.
(ſie gehn ab.)


Fuͤnfte Scene.
(Am Parnaß.)


Baͤcker und Brauer.
Baͤcker. Nun koͤnnen wir doch erſt ſagen,
Meiſter Brauer, daß wir im Lande einen reellen
Parnaß haben.
Brauer. Und das Getraͤnk, was ich da fa-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#FREMD">
                <p><pb facs="#f0299" n="290"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
kannt, und es ihm oft vorher ge&#x017F;agt, daß es &#x017F;o<lb/>
weit mit ihm kommen wu&#x0364;rde, da er &#x017F;ich durchaus<lb/>
auf keine ern&#x017F;thafte Studien legen wollte. Das<lb/>
ko&#x0364;mmt von der Belletri&#x017F;terei, wenn man &#x017F;ie nicht<lb/>
zum Nutzen der Men&#x017F;chheit anwendet. &#x2014; Weiß<lb/>
man nicht, was er verbrochen hat?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#WIRTH">
                <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker>
                <p>Er &#x017F;oll &#x017F;ich unter&#x017F;tanden haben, die<lb/>
Phanta&#x017F;terei einzufu&#x0364;hren, hat Trago&#x0364;dien ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben, und darin auf das Schick&#x017F;al und die Go&#x0364;tter<lb/>
geflucht, hat die morali&#x017F;che Tendenz durchaus ver-<lb/>
nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igt, in Summa, er hat der ganzen kulti-<lb/>
virten Welt ein großes Aergerniß gegeben.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FREMD">
                <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker>
                <p>Es &#x017F;ollte an ihm ein Exempel<lb/>
&#x017F;tatuirt werden.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#WIRTH">
                <speaker><hi rendition="#g">Wirth</hi>.</speaker>
                <p>Wenn &#x017F;ie &#x017F;einer habhaft werden,<lb/>
wird es gewiß daran nicht ermangeln.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FREMD">
                <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker>
                <p>Fu&#x0364;hren Sie mich auf mein Zim-<lb/>
mer.</p>
                <stage>(&#x017F;ie gehn ab.)</stage>
              </sp>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fu&#x0364;nfte Scene</hi>.</hi> </head><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Am Parnaß</hi>.)</hi> </stage><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ba&#x0364;cker</hi> und <hi rendition="#g">Brauer</hi>.</hi> </stage><lb/>
              <sp who="#BAEC">
                <speaker><hi rendition="#g">Ba&#x0364;cker</hi>.</speaker>
                <p>Nun ko&#x0364;nnen wir doch er&#x017F;t &#x017F;agen,<lb/>
Mei&#x017F;ter Brauer, daß wir im Lande einen reellen<lb/>
Parnaß haben.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#BRA">
                <speaker><hi rendition="#g">Brauer</hi>.</speaker>
                <p>Und das Getra&#x0364;nk, was ich da fa-<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0299] Zweite Abtheilung. kannt, und es ihm oft vorher geſagt, daß es ſo weit mit ihm kommen wuͤrde, da er ſich durchaus auf keine ernſthafte Studien legen wollte. Das koͤmmt von der Belletriſterei, wenn man ſie nicht zum Nutzen der Menſchheit anwendet. — Weiß man nicht, was er verbrochen hat? Wirth. Er ſoll ſich unterſtanden haben, die Phantaſterei einzufuͤhren, hat Tragoͤdien geſchrie- ben, und darin auf das Schickſal und die Goͤtter geflucht, hat die moraliſche Tendenz durchaus ver- nachlaͤſſigt, in Summa, er hat der ganzen kulti- virten Welt ein großes Aergerniß gegeben. Fremder. Es ſollte an ihm ein Exempel ſtatuirt werden. Wirth. Wenn ſie ſeiner habhaft werden, wird es gewiß daran nicht ermangeln. Fremder. Fuͤhren Sie mich auf mein Zim- mer. (ſie gehn ab.) Fuͤnfte Scene. (Am Parnaß.) Baͤcker und Brauer. Baͤcker. Nun koͤnnen wir doch erſt ſagen, Meiſter Brauer, daß wir im Lande einen reellen Parnaß haben. Brauer. Und das Getraͤnk, was ich da fa-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/299
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/299>, abgerufen am 21.11.2024.