Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Der gestiefelte Kater.


Prolog.
(Die Scene ist im Parterr, die Lichter sind schon ange-
zündet, die Musiker sind im Orchester versammelt. --
Das Schauspiel ist voll, man schwatzt durcheinander,
mehr Zuschauer kommen, einige drängen, andre beklagen
sich. Die Musiker stimmen.)


Fischer, Müller, Schlosser, Bötticher
im Parterr, eben so auf der andern Seite
Wiesener und dessen Nachbar.
Fischer.
Aber ich bin doch in der That neugierig. -- Lie-
ber Herr Müller, was sagen Sie zu dem heuti-
gen Stücke?
Müller. Ich hätte mir eher des Himmels
Einfall vermuthet, als ein solches Stück auf un-
serm großen Theater zu sehn -- auf unserm Na-
tional-Theater! Ei! ei! nach allen den Wochen-
schriften, den kostbaren Kleidungen, und den vie-
len, vielen Ausgaben!
Fischer. Kennen Sie das Stück schon?
Müller. Nicht im mindesten. -- Einen
wunderlichen Titel führt es: Der gestiefelte
Kater
. -- Ich hoffe doch nimmermehr, daß man
die Kinderpossen wird aufs Theater bringen.

Der geſtiefelte Kater.


Prolog.
(Die Scene iſt im Parterr, die Lichter ſind ſchon ange-
zuͤndet, die Muſiker ſind im Orcheſter verſammelt. —
Das Schauſpiel iſt voll, man ſchwatzt durcheinander,
mehr Zuſchauer kommen, einige draͤngen, andre beklagen
ſich. Die Muſiker ſtimmen.)


Fiſcher, Muͤller, Schloſſer, Boͤtticher
im Parterr, eben ſo auf der andern Seite
Wieſener und deſſen Nachbar.
Fiſcher.
Aber ich bin doch in der That neugierig. — Lie-
ber Herr Muͤller, was ſagen Sie zu dem heuti-
gen Stuͤcke?
Muͤller. Ich haͤtte mir eher des Himmels
Einfall vermuthet, als ein ſolches Stuͤck auf un-
ſerm großen Theater zu ſehn — auf unſerm Na-
tional-Theater! Ei! ei! nach allen den Wochen-
ſchriften, den koſtbaren Kleidungen, und den vie-
len, vielen Ausgaben!
Fiſcher. Kennen Sie das Stuͤck ſchon?
Muͤller. Nicht im mindeſten. — Einen
wunderlichen Titel fuͤhrt es: Der geſtiefelte
Kater
. — Ich hoffe doch nimmermehr, daß man
die Kinderpoſſen wird aufs Theater bringen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0156" n="147"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der ge&#x017F;tiefelte Kater</hi>.</fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Prolog</hi>.</hi> </hi> </head><lb/>
            <stage>(Die Scene i&#x017F;t im Parterr, die Lichter &#x017F;ind &#x017F;chon ange-<lb/>
zu&#x0364;ndet, die Mu&#x017F;iker &#x017F;ind im Orche&#x017F;ter ver&#x017F;ammelt. &#x2014;<lb/>
Das Schau&#x017F;piel i&#x017F;t voll, man &#x017F;chwatzt durcheinander,<lb/>
mehr Zu&#x017F;chauer kommen, einige dra&#x0364;ngen, andre beklagen<lb/>
&#x017F;ich. Die Mu&#x017F;iker &#x017F;timmen.)</stage><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <stage><hi rendition="#g">Fi&#x017F;cher, Mu&#x0364;ller, Schlo&#x017F;&#x017F;er, Bo&#x0364;tticher</hi><lb/>
im Parterr, eben &#x017F;o auf der andern Seite<lb/><hi rendition="#g">Wie&#x017F;ener</hi> und de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#g">Nachbar</hi>.</stage><lb/>
            <sp who="#FISCHER">
              <speaker><hi rendition="#g">Fi&#x017F;cher</hi>.</speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#in">A</hi>ber ich bin doch in der That neugierig. &#x2014; Lie-<lb/>
ber Herr Mu&#x0364;ller, was &#x017F;agen Sie zu dem heuti-<lb/>
gen Stu&#x0364;cke?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MUELLER">
              <speaker><hi rendition="#g">Mu&#x0364;ller</hi>.</speaker>
              <p>Ich ha&#x0364;tte mir eher des Himmels<lb/>
Einfall vermuthet, als ein &#x017F;olches Stu&#x0364;ck auf un-<lb/>
&#x017F;erm großen Theater zu &#x017F;ehn &#x2014; auf un&#x017F;erm Na-<lb/>
tional-Theater! Ei! ei! nach allen den Wochen-<lb/>
&#x017F;chriften, den ko&#x017F;tbaren Kleidungen, und den vie-<lb/>
len, vielen Ausgaben!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FISCHER">
              <speaker><hi rendition="#g">Fi&#x017F;cher</hi>.</speaker>
              <p>Kennen Sie das Stu&#x0364;ck &#x017F;chon?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MUELLER">
              <speaker><hi rendition="#g">Mu&#x0364;ller</hi>.</speaker>
              <p>Nicht im minde&#x017F;ten. &#x2014; Einen<lb/>
wunderlichen Titel fu&#x0364;hrt es: <hi rendition="#g">Der ge&#x017F;tiefelte<lb/>
Kater</hi>. &#x2014; Ich hoffe doch nimmermehr, daß man<lb/>
die Kinderpo&#x017F;&#x017F;en wird aufs Theater bringen.</p>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0156] Der geſtiefelte Kater. Prolog. (Die Scene iſt im Parterr, die Lichter ſind ſchon ange- zuͤndet, die Muſiker ſind im Orcheſter verſammelt. — Das Schauſpiel iſt voll, man ſchwatzt durcheinander, mehr Zuſchauer kommen, einige draͤngen, andre beklagen ſich. Die Muſiker ſtimmen.) Fiſcher, Muͤller, Schloſſer, Boͤtticher im Parterr, eben ſo auf der andern Seite Wieſener und deſſen Nachbar. Fiſcher. Aber ich bin doch in der That neugierig. — Lie- ber Herr Muͤller, was ſagen Sie zu dem heuti- gen Stuͤcke? Muͤller. Ich haͤtte mir eher des Himmels Einfall vermuthet, als ein ſolches Stuͤck auf un- ſerm großen Theater zu ſehn — auf unſerm Na- tional-Theater! Ei! ei! nach allen den Wochen- ſchriften, den koſtbaren Kleidungen, und den vie- len, vielen Ausgaben! Fiſcher. Kennen Sie das Stuͤck ſchon? Muͤller. Nicht im mindeſten. — Einen wunderlichen Titel fuͤhrt es: Der geſtiefelte Kater. — Ich hoffe doch nimmermehr, daß man die Kinderpoſſen wird aufs Theater bringen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/156
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/156>, abgerufen am 21.11.2024.