Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Reinhold. Sei mir gegrüßt, Caspar. Va- ter kommt mit mir, nur hundert Schritt von hier findet Ihr eine Hütte und Erquickung; mit dem Tage begleite ich Euch. Mein Knappe muß auch sogleich eintreffen, den ich ausgesandt habe. Hier geht der Weg. (gehn ab.) Vierte Scene. (Platz vor der Burg mit Bäumen. Rechts ist ein Theil der Burg mit dem großen Thore sichtbar; das Schloß hat ein plattes Dach, wie einen großen Altan, auf der Seite des Daches einen Thurm, zu welchem eine Stiege hinauf führt.) Anne, Agnes oben auf dem Dache. Anne. Wie schön die Sonne aufgegangen ist! Agnes. Das kann mich nicht trösten. Anne. Sieh, wie der frische rothe Strahl zwischen den fernen Bergen liegt, wie die Gegend nach und nach in den Morgenglanz hinein tritt. Agnes. Ach, Anne! Anne. Was ist, Schwester? Agnes. Vielleicht kehrt er nicht zurück. -- Du hast mich seit der Nacht so verwöhnt, daß ich zusammen fahre, wenn du nur nicht im allerzärt- lichsten Tone mit mir sprichst. In der Krankheit so wie im Unglück werden wir gar zu leicht ver- zogene Kinder. Zweite Abtheilung. Reinhold. Sei mir gegruͤßt, Caspar. Va- ter kommt mit mir, nur hundert Schritt von hier findet Ihr eine Huͤtte und Erquickung; mit dem Tage begleite ich Euch. Mein Knappe muß auch ſogleich eintreffen, den ich ausgeſandt habe. Hier geht der Weg. (gehn ab.) Vierte Scene. (Platz vor der Burg mit Baͤumen. Rechts iſt ein Theil der Burg mit dem großen Thore ſichtbar; das Schloß hat ein plattes Dach, wie einen großen Altan, auf der Seite des Daches einen Thurm, zu welchem eine Stiege hinauf fuͤhrt.) Anne, Agnes oben auf dem Dache. Anne. Wie ſchoͤn die Sonne aufgegangen iſt! Agnes. Das kann mich nicht troͤſten. Anne. Sieh, wie der friſche rothe Strahl zwiſchen den fernen Bergen liegt, wie die Gegend nach und nach in den Morgenglanz hinein tritt. Agnes. Ach, Anne! Anne. Was iſt, Schweſter? Agnes. Vielleicht kehrt er nicht zuruͤck. — Du haſt mich ſeit der Nacht ſo verwoͤhnt, daß ich zuſammen fahre, wenn du nur nicht im allerzaͤrt- lichſten Tone mit mir ſprichſt. In der Krankheit ſo wie im Ungluͤck werden wir gar zu leicht ver- zogene Kinder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0131" n="122"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#REI"> <speaker><hi rendition="#g">Reinhold</hi>.</speaker> <p>Sei mir gegruͤßt, Caspar. Va-<lb/> ter kommt mit mir, nur hundert Schritt von<lb/> hier findet Ihr eine Huͤtte und Erquickung; mit<lb/> dem Tage begleite ich Euch. Mein Knappe muß<lb/> auch ſogleich eintreffen, den ich ausgeſandt habe.<lb/> Hier geht der Weg.</p> <stage>(gehn ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Vierte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage>(Platz vor der Burg mit Baͤumen. Rechts iſt ein Theil der<lb/> Burg mit dem großen Thore ſichtbar; das Schloß hat ein plattes<lb/> Dach, wie einen großen Altan, auf der Seite des Daches einen<lb/><hi rendition="#c">Thurm, zu welchem eine Stiege hinauf fuͤhrt.)</hi></stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Anne, Agnes</hi> oben auf dem Dache.</hi> </stage><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker><hi rendition="#g">Anne</hi>.</speaker> <p>Wie ſchoͤn die Sonne aufgegangen iſt!</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Das kann mich nicht troͤſten.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker><hi rendition="#g">Anne</hi>.</speaker> <p>Sieh, wie der friſche rothe Strahl<lb/> zwiſchen den fernen Bergen liegt, wie die Gegend<lb/> nach und nach in den Morgenglanz hinein tritt.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Ach, Anne!</p> </sp><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker><hi rendition="#g">Anne</hi>.</speaker> <p>Was iſt, Schweſter?</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Vielleicht kehrt er nicht zuruͤck. —<lb/> Du haſt mich ſeit der Nacht ſo verwoͤhnt, daß ich<lb/> zuſammen fahre, wenn du nur nicht im allerzaͤrt-<lb/> lichſten Tone mit mir ſprichſt. In der Krankheit<lb/> ſo wie im Ungluͤck werden wir gar zu leicht ver-<lb/> zogene Kinder.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0131]
Zweite Abtheilung.
Reinhold. Sei mir gegruͤßt, Caspar. Va-
ter kommt mit mir, nur hundert Schritt von
hier findet Ihr eine Huͤtte und Erquickung; mit
dem Tage begleite ich Euch. Mein Knappe muß
auch ſogleich eintreffen, den ich ausgeſandt habe.
Hier geht der Weg. (gehn ab.)
Vierte Scene.
(Platz vor der Burg mit Baͤumen. Rechts iſt ein Theil der
Burg mit dem großen Thore ſichtbar; das Schloß hat ein plattes
Dach, wie einen großen Altan, auf der Seite des Daches einen
Thurm, zu welchem eine Stiege hinauf fuͤhrt.)
Anne, Agnes oben auf dem Dache.
Anne. Wie ſchoͤn die Sonne aufgegangen iſt!
Agnes. Das kann mich nicht troͤſten.
Anne. Sieh, wie der friſche rothe Strahl
zwiſchen den fernen Bergen liegt, wie die Gegend
nach und nach in den Morgenglanz hinein tritt.
Agnes. Ach, Anne!
Anne. Was iſt, Schweſter?
Agnes. Vielleicht kehrt er nicht zuruͤck. —
Du haſt mich ſeit der Nacht ſo verwoͤhnt, daß ich
zuſammen fahre, wenn du nur nicht im allerzaͤrt-
lichſten Tone mit mir ſprichſt. In der Krankheit
ſo wie im Ungluͤck werden wir gar zu leicht ver-
zogene Kinder.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |