ausmachten; er hatte mich wieder meinen Wil- len in seiner Gewalt.
Haß.
Ich stand einsam da. Ich hatte nur Eine Empfindung in meiner Brust, die mein Herz zu zerreißen drohte; ein tiefer, unversöhnlicher, brennender Haß gegen Lovell. Mein ganzes Leben hätte ich daran setzen mögen, um das seinige zu verbittern. Ich konnte nicht an sei- nen Namen denken, ohne vor Wuth zu zittern: mein Innres bewegte sich auf die gewaltsamste Weise, wenn ich an alle Vorfälle dachte, und ich dann sein Vorhaben gekrönt, ihn glücklich sah. Ich schwur es mir, ihn ewig nicht zu vergessen, mich nie im Herzen mit ihm auszu- söhnen. Mein Leben hatte nun einen Faden gefunden, an dem es sich hinunterspinnen konnte.
Ich wußte es zu bewerkstelligen, daß er Gift bekam, allein er wurde wieder hergestellt; eine kleine Genugthuung war es mir, daß Ma- rie im ersten Wochenbette starb, wie ich nach- ber erfuhr, allein die brennende Wunde in
ausmachten; er hatte mich wieder meinen Wil- len in ſeiner Gewalt.
Haß.
Ich ſtand einſam da. Ich hatte nur Eine Empfindung in meiner Bruſt, die mein Herz zu zerreißen drohte; ein tiefer, unverſoͤhnlicher, brennender Haß gegen Lovell. Mein ganzes Leben haͤtte ich daran ſetzen moͤgen, um das ſeinige zu verbittern. Ich konnte nicht an ſei- nen Namen denken, ohne vor Wuth zu zittern: mein Innres bewegte ſich auf die gewaltſamſte Weiſe, wenn ich an alle Vorfaͤlle dachte, und ich dann ſein Vorhaben gekroͤnt, ihn gluͤcklich ſah. Ich ſchwur es mir, ihn ewig nicht zu vergeſſen, mich nie im Herzen mit ihm auszu- ſoͤhnen. Mein Leben hatte nun einen Faden gefunden, an dem es ſich hinunterſpinnen konnte.
Ich wußte es zu bewerkſtelligen, daß er Gift bekam, allein er wurde wieder hergeſtellt; eine kleine Genugthuung war es mir, daß Ma- rie im erſten Wochenbette ſtarb, wie ich nach- ber erfuhr, allein die brennende Wunde in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0435"n="428"/>
ausmachten; er hatte mich wieder meinen Wil-<lb/>
len in ſeiner Gewalt.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Haß</hi>.</head><lb/><p>Ich ſtand einſam da. Ich hatte nur Eine<lb/>
Empfindung in meiner Bruſt, die mein Herz<lb/>
zu zerreißen drohte; ein tiefer, unverſoͤhnlicher,<lb/>
brennender Haß gegen Lovell. Mein ganzes<lb/>
Leben haͤtte ich daran ſetzen moͤgen, um das<lb/>ſeinige zu verbittern. Ich konnte nicht an ſei-<lb/>
nen Namen denken, ohne vor Wuth zu zittern:<lb/>
mein Innres bewegte ſich auf die gewaltſamſte<lb/>
Weiſe, wenn ich an alle Vorfaͤlle dachte, und<lb/>
ich dann ſein Vorhaben gekroͤnt, ihn gluͤcklich<lb/>ſah. Ich ſchwur es mir, ihn ewig nicht zu<lb/>
vergeſſen, mich nie im Herzen mit ihm auszu-<lb/>ſoͤhnen. Mein Leben hatte nun einen Faden<lb/>
gefunden, an dem es ſich hinunterſpinnen<lb/>
konnte.</p><lb/><p>Ich wußte es zu bewerkſtelligen, daß er<lb/>
Gift bekam, allein er wurde wieder hergeſtellt;<lb/>
eine kleine Genugthuung war es mir, daß Ma-<lb/>
rie im erſten Wochenbette ſtarb, wie ich nach-<lb/>
ber erfuhr, allein die brennende Wunde in<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[428/0435]
ausmachten; er hatte mich wieder meinen Wil-
len in ſeiner Gewalt.
Haß.
Ich ſtand einſam da. Ich hatte nur Eine
Empfindung in meiner Bruſt, die mein Herz
zu zerreißen drohte; ein tiefer, unverſoͤhnlicher,
brennender Haß gegen Lovell. Mein ganzes
Leben haͤtte ich daran ſetzen moͤgen, um das
ſeinige zu verbittern. Ich konnte nicht an ſei-
nen Namen denken, ohne vor Wuth zu zittern:
mein Innres bewegte ſich auf die gewaltſamſte
Weiſe, wenn ich an alle Vorfaͤlle dachte, und
ich dann ſein Vorhaben gekroͤnt, ihn gluͤcklich
ſah. Ich ſchwur es mir, ihn ewig nicht zu
vergeſſen, mich nie im Herzen mit ihm auszu-
ſoͤhnen. Mein Leben hatte nun einen Faden
gefunden, an dem es ſich hinunterſpinnen
konnte.
Ich wußte es zu bewerkſtelligen, daß er
Gift bekam, allein er wurde wieder hergeſtellt;
eine kleine Genugthuung war es mir, daß Ma-
rie im erſten Wochenbette ſtarb, wie ich nach-
ber erfuhr, allein die brennende Wunde in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/435>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.