Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

in allen Büchern nur sich selber suchen, und
nicht die Fähigkeit besitzen, sich in fremde Kör-
per hineinzudenken. -- Ich hoffe, Du sollst
durch einige Nachrichten erschüttert, durch
manche Ideen sollst Du klüger werden, und
wenn beydes geschieht, will ich meine Zeit und
Mühe nicht bereuen. -- Meine Krankheit
zwingt mich zu irgend einer Beschäftigung; ich
will Dir also diese Papiere als ein Denkmal
von mir zurücklassen, als ein Testament, als
die Erbschaft selbst, die Du von mir erwarten
kannst. Wenn Du dadurch auch nur um Eine
Idee bereichert wirst, so hast Du genug ge-
wonnen.

Meine Jugend.

So wisse denn, daß ich Waterlao heiße
und ein Engländer bin. Ich bin mit Deinem
Freunde Burton nahe verwandt, denn ich bin
der Oheim seines Vaters, Du kennst durch
Deinen Vater vielleicht schon meinen Namen,
ja Du mußt sogar oft mein Gemählde gesehn
haben, welches in einem von euern Zimmern
hängt.

Ich

in allen Buͤchern nur ſich ſelber ſuchen, und
nicht die Faͤhigkeit beſitzen, ſich in fremde Koͤr-
per hineinzudenken. — Ich hoffe, Du ſollſt
durch einige Nachrichten erſchuͤttert, durch
manche Ideen ſollſt Du kluͤger werden, und
wenn beydes geſchieht, will ich meine Zeit und
Muͤhe nicht bereuen. — Meine Krankheit
zwingt mich zu irgend einer Beſchaͤftigung; ich
will Dir alſo dieſe Papiere als ein Denkmal
von mir zuruͤcklaſſen, als ein Teſtament, als
die Erbſchaft ſelbſt, die Du von mir erwarten
kannſt. Wenn Du dadurch auch nur um Eine
Idee bereichert wirſt, ſo haſt Du genug ge-
wonnen.

Meine Jugend.

So wiſſe denn, daß ich Waterlao heiße
und ein Englaͤnder bin. Ich bin mit Deinem
Freunde Burton nahe verwandt, denn ich bin
der Oheim ſeines Vaters, Du kennſt durch
Deinen Vater vielleicht ſchon meinen Namen,
ja Du mußt ſogar oft mein Gemaͤhlde geſehn
haben, welches in einem von euern Zimmern
haͤngt.

Ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0407" n="400"/>
in allen Bu&#x0364;chern nur &#x017F;ich &#x017F;elber &#x017F;uchen, und<lb/>
nicht die Fa&#x0364;higkeit be&#x017F;itzen, &#x017F;ich in fremde Ko&#x0364;r-<lb/>
per hineinzudenken. &#x2014; Ich hoffe, Du &#x017F;oll&#x017F;t<lb/>
durch einige Nachrichten er&#x017F;chu&#x0364;ttert, durch<lb/>
manche Ideen &#x017F;oll&#x017F;t Du klu&#x0364;ger werden, und<lb/>
wenn beydes ge&#x017F;chieht, will ich meine Zeit und<lb/>
Mu&#x0364;he nicht bereuen. &#x2014; Meine Krankheit<lb/>
zwingt mich zu irgend einer Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung; ich<lb/>
will Dir al&#x017F;o die&#x017F;e Papiere als ein Denkmal<lb/>
von mir zuru&#x0364;ckla&#x017F;&#x017F;en, als ein Te&#x017F;tament, als<lb/>
die Erb&#x017F;chaft &#x017F;elb&#x017F;t, die Du von mir erwarten<lb/>
kann&#x017F;t. Wenn Du dadurch auch nur um Eine<lb/>
Idee bereichert wir&#x017F;t, &#x017F;o ha&#x017F;t Du genug ge-<lb/>
wonnen.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Meine Jugend</hi>.</head><lb/>
            <p>So wi&#x017F;&#x017F;e denn, daß ich <hi rendition="#g">Waterlao</hi> heiße<lb/>
und ein Engla&#x0364;nder bin. Ich bin mit Deinem<lb/>
Freunde Burton nahe verwandt, denn ich bin<lb/>
der Oheim &#x017F;eines Vaters, Du kenn&#x017F;t durch<lb/>
Deinen Vater vielleicht &#x017F;chon meinen Namen,<lb/>
ja Du mußt &#x017F;ogar oft mein Gema&#x0364;hlde ge&#x017F;ehn<lb/>
haben, welches in einem von euern Zimmern<lb/>
ha&#x0364;ngt.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ich</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0407] in allen Buͤchern nur ſich ſelber ſuchen, und nicht die Faͤhigkeit beſitzen, ſich in fremde Koͤr- per hineinzudenken. — Ich hoffe, Du ſollſt durch einige Nachrichten erſchuͤttert, durch manche Ideen ſollſt Du kluͤger werden, und wenn beydes geſchieht, will ich meine Zeit und Muͤhe nicht bereuen. — Meine Krankheit zwingt mich zu irgend einer Beſchaͤftigung; ich will Dir alſo dieſe Papiere als ein Denkmal von mir zuruͤcklaſſen, als ein Teſtament, als die Erbſchaft ſelbſt, die Du von mir erwarten kannſt. Wenn Du dadurch auch nur um Eine Idee bereichert wirſt, ſo haſt Du genug ge- wonnen. Meine Jugend. So wiſſe denn, daß ich Waterlao heiße und ein Englaͤnder bin. Ich bin mit Deinem Freunde Burton nahe verwandt, denn ich bin der Oheim ſeines Vaters, Du kennſt durch Deinen Vater vielleicht ſchon meinen Namen, ja Du mußt ſogar oft mein Gemaͤhlde geſehn haben, welches in einem von euern Zimmern haͤngt. Ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/407
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/407>, abgerufen am 21.11.2024.