Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
23.
Thomas an den Herrn Ralph
Blackstone
.

Gnädiger Herr,

Der Garten wäre nun hier in so weit fertig
und es fehlt im Grunde nichts weiter als daß
ich noch auf den Befehl warte, nach Bonstreet
zurückzureisen. Ich hätte selbst im Anfange
nicht gedacht, daß man aus der hiesigen Wild-
niß noch soviel zu machen im Stande sey: doch
Gottes Seegen und fleißige Arbeit kann bey-
nahe Wunderwerke hervorbringen, das bin ich
hier gewahr geworden. Wie würde sich die
alte gnädige verstorbene Frau wundern, wenn
sie jetzt wieder aus dem Grabe auferstehn sollte!
Sie würde gar nicht glauben wollen, daß es
dasselbe Gut sey, und sie würde es sogar schlech-
ter finden als vorher, denn darinn kenne ich
sie; sie war, wenn ich der Wahrheit die Ehre
geben soll, ein wenig eigensinnig, wie es denn
im Grunde alle alten Frauen sind, besonders

23.
Thomas an den Herrn Ralph
Blackſtone
.

Gnaͤdiger Herr,

Der Garten waͤre nun hier in ſo weit fertig
und es fehlt im Grunde nichts weiter als daß
ich noch auf den Befehl warte, nach Bonſtreet
zuruͤckzureiſen. Ich haͤtte ſelbſt im Anfange
nicht gedacht, daß man aus der hieſigen Wild-
niß noch ſoviel zu machen im Stande ſey: doch
Gottes Seegen und fleißige Arbeit kann bey-
nahe Wunderwerke hervorbringen, das bin ich
hier gewahr geworden. Wie wuͤrde ſich die
alte gnaͤdige verſtorbene Frau wundern, wenn
ſie jetzt wieder aus dem Grabe auferſtehn ſollte!
Sie wuͤrde gar nicht glauben wollen, daß es
daſſelbe Gut ſey, und ſie wuͤrde es ſogar ſchlech-
ter finden als vorher, denn darinn kenne ich
ſie; ſie war, wenn ich der Wahrheit die Ehre
geben ſoll, ein wenig eigenſinnig, wie es denn
im Grunde alle alten Frauen ſind, beſonders

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0400" n="393"/>
        <div n="2">
          <head>23.<lb/><hi rendition="#g">Thomas</hi> an den Herrn <hi rendition="#g">Ralph<lb/>
Black&#x017F;tone</hi>.</head><lb/>
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Water&#x2014;hall</hi>.</hi> </dateline><lb/>
            <salute>Gna&#x0364;diger Herr,</salute>
          </opener><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Garten wa&#x0364;re nun hier in &#x017F;o weit fertig<lb/>
und es fehlt im Grunde nichts weiter als daß<lb/>
ich noch auf den Befehl warte, nach Bon&#x017F;treet<lb/>
zuru&#x0364;ckzurei&#x017F;en. Ich ha&#x0364;tte &#x017F;elb&#x017F;t im Anfange<lb/>
nicht gedacht, daß man aus der hie&#x017F;igen Wild-<lb/>
niß noch &#x017F;oviel zu machen im Stande &#x017F;ey: doch<lb/>
Gottes Seegen und fleißige Arbeit kann bey-<lb/>
nahe Wunderwerke hervorbringen, das bin ich<lb/>
hier gewahr geworden. Wie wu&#x0364;rde &#x017F;ich die<lb/>
alte gna&#x0364;dige ver&#x017F;torbene Frau wundern, wenn<lb/>
&#x017F;ie jetzt wieder aus dem Grabe aufer&#x017F;tehn &#x017F;ollte!<lb/>
Sie wu&#x0364;rde gar nicht glauben wollen, daß es<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe Gut &#x017F;ey, und &#x017F;ie wu&#x0364;rde es &#x017F;ogar &#x017F;chlech-<lb/>
ter finden als vorher, denn darinn kenne ich<lb/>
&#x017F;ie; &#x017F;ie war, wenn ich der Wahrheit die Ehre<lb/>
geben &#x017F;oll, ein wenig eigen&#x017F;innig, wie es denn<lb/>
im Grunde alle alten Frauen &#x017F;ind, be&#x017F;onders<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[393/0400] 23. Thomas an den Herrn Ralph Blackſtone. Water—hall. Gnaͤdiger Herr, Der Garten waͤre nun hier in ſo weit fertig und es fehlt im Grunde nichts weiter als daß ich noch auf den Befehl warte, nach Bonſtreet zuruͤckzureiſen. Ich haͤtte ſelbſt im Anfange nicht gedacht, daß man aus der hieſigen Wild- niß noch ſoviel zu machen im Stande ſey: doch Gottes Seegen und fleißige Arbeit kann bey- nahe Wunderwerke hervorbringen, das bin ich hier gewahr geworden. Wie wuͤrde ſich die alte gnaͤdige verſtorbene Frau wundern, wenn ſie jetzt wieder aus dem Grabe auferſtehn ſollte! Sie wuͤrde gar nicht glauben wollen, daß es daſſelbe Gut ſey, und ſie wuͤrde es ſogar ſchlech- ter finden als vorher, denn darinn kenne ich ſie; ſie war, wenn ich der Wahrheit die Ehre geben ſoll, ein wenig eigenſinnig, wie es denn im Grunde alle alten Frauen ſind, beſonders

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/400
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/400>, abgerufen am 03.12.2024.