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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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9.
Betty an Amalie.

Ich glaube Ihren letzten Brief zu verstehn,
liebe Amalie. Es ist wahr, daß man sich ge-
wiß einmal von dem bunten Spielzeuge des Le-
bens trennen muß, aber es ist denn doch eine
betrübte Wahrheit, es ist eine Erfahrung, die
ich lieber an mir nicht machen möchte. Ich
kann es mir noch gar nicht vorstellen, daß ich
irgend einmal in meinem Leben recht gesetzt und
verständig seyn sollte, ich habe vor tausend
Kleinigkeiten noch eine recht große Achtung und
kann nie an etwas Wichtiges denken. Es ist,
als wenn mir ein jeder große Gedanke ordent-
lich aus dem Wege ginge, um nur meinem
Kopfe nicht zur Last zu fallen. Im Grun-
de liegt mir die Kinderzeit noch recht nahe
und es kömmt mir oft vor, als wenn ich nur
so die Erwachsene spielte. -- Es findet sich
aber alles in der Welt, und so wird auch wohl
mein Gemüth mit der Zeit ernsthafter werden;

9.
Betty an Amalie.

Ich glaube Ihren letzten Brief zu verſtehn,
liebe Amalie. Es iſt wahr, daß man ſich ge-
wiß einmal von dem bunten Spielzeuge des Le-
bens trennen muß, aber es iſt denn doch eine
betruͤbte Wahrheit, es iſt eine Erfahrung, die
ich lieber an mir nicht machen moͤchte. Ich
kann es mir noch gar nicht vorſtellen, daß ich
irgend einmal in meinem Leben recht geſetzt und
verſtaͤndig ſeyn ſollte, ich habe vor tauſend
Kleinigkeiten noch eine recht große Achtung und
kann nie an etwas Wichtiges denken. Es iſt,
als wenn mir ein jeder große Gedanke ordent-
lich aus dem Wege ginge, um nur meinem
Kopfe nicht zur Laſt zu fallen. Im Grun-
de liegt mir die Kinderzeit noch recht nahe
und es koͤmmt mir oft vor, als wenn ich nur
ſo die Erwachſene ſpielte. — Es findet ſich
aber alles in der Welt, und ſo wird auch wohl
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[343/0350] 9. Betty an Amalie. Bonſtreet. Ich glaube Ihren letzten Brief zu verſtehn, liebe Amalie. Es iſt wahr, daß man ſich ge- wiß einmal von dem bunten Spielzeuge des Le- bens trennen muß, aber es iſt denn doch eine betruͤbte Wahrheit, es iſt eine Erfahrung, die ich lieber an mir nicht machen moͤchte. Ich kann es mir noch gar nicht vorſtellen, daß ich irgend einmal in meinem Leben recht geſetzt und verſtaͤndig ſeyn ſollte, ich habe vor tauſend Kleinigkeiten noch eine recht große Achtung und kann nie an etwas Wichtiges denken. Es iſt, als wenn mir ein jeder große Gedanke ordent- lich aus dem Wege ginge, um nur meinem Kopfe nicht zur Laſt zu fallen. Im Grun- de liegt mir die Kinderzeit noch recht nahe und es koͤmmt mir oft vor, als wenn ich nur ſo die Erwachſene ſpielte. — Es findet ſich aber alles in der Welt, und ſo wird auch wohl mein Gemuͤth mit der Zeit ernſthafter werden;

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/350>, abgerufen am 21.11.2024.