Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.37. William Lovell an Rosa. Rom. Warum kommen Sie nicht nach Rom zurück? Kaum kenn' ich mich noch, so sehr fühl' ich Was ist unser Geist anders, als das letzte 37. William Lovell an Roſa. Rom. Warum kommen Sie nicht nach Rom zuruͤck? Kaum kenn’ ich mich noch, ſo ſehr fuͤhl’ ich Was iſt unſer Geiſt anders, als das letzte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0369" n="361[359]"/> <div n="2"> <head>37.<lb/> William Lovell an Roſa.</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#et">Rom.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>arum kommen Sie nicht nach Rom zuruͤck?<lb/> — Ich fuͤhle mich einſam ohne Ihre Geſell-<lb/> ſchaft. Laſſen Sie uns doch zuſammen den<lb/> Anfang zu dem ſchoͤnen Leben machen, deſſen<lb/> Plan wir entworfen hatten.</p><lb/> <p>Kaum kenn’ ich mich noch, ſo ſehr fuͤhl’ ich<lb/> mich ſeit einiger Zeit veraͤndert. — Sonſt ſtand<lb/> ich vor der Welt und ihren Genuͤſſen mit ahn-<lb/> dendem Herzen wie vor einem verſchloſſenen<lb/> Buche: izt ſchlage ich es auf mit verwegener<lb/> Hand, um es muthig durchzublaͤttern und mei-<lb/> ne Freuden auszuſuchen. Ich betrachte die Na-<lb/> tur als meine Sklavinn, die mir und meinem<lb/> Vergnuͤgen demuͤthig dient. Die Freude iſt<lb/> mein Gott, die Beſtimmung meines Lebens,<lb/> dieſe Gottheit aufzuſuchen: o und ſie iſt zu fin-<lb/> den, wenn man aͤmſig ſucht.</p><lb/> <p>Was iſt unſer Geiſt anders, als das letzte<lb/> Glas im optiſchen Kaſten? Unſre Genuͤſſe ſol-<lb/> len ſich dort am reinſten und hellſten ſpiegeln. —<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [361[359]/0369]
37.
William Lovell an Roſa.
Rom.
Warum kommen Sie nicht nach Rom zuruͤck?
— Ich fuͤhle mich einſam ohne Ihre Geſell-
ſchaft. Laſſen Sie uns doch zuſammen den
Anfang zu dem ſchoͤnen Leben machen, deſſen
Plan wir entworfen hatten.
Kaum kenn’ ich mich noch, ſo ſehr fuͤhl’ ich
mich ſeit einiger Zeit veraͤndert. — Sonſt ſtand
ich vor der Welt und ihren Genuͤſſen mit ahn-
dendem Herzen wie vor einem verſchloſſenen
Buche: izt ſchlage ich es auf mit verwegener
Hand, um es muthig durchzublaͤttern und mei-
ne Freuden auszuſuchen. Ich betrachte die Na-
tur als meine Sklavinn, die mir und meinem
Vergnuͤgen demuͤthig dient. Die Freude iſt
mein Gott, die Beſtimmung meines Lebens,
dieſe Gottheit aufzuſuchen: o und ſie iſt zu fin-
den, wenn man aͤmſig ſucht.
Was iſt unſer Geiſt anders, als das letzte
Glas im optiſchen Kaſten? Unſre Genuͤſſe ſol-
len ſich dort am reinſten und hellſten ſpiegeln. —
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