Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritte Abtheilung. Sechster Abschnitt.

Der Keurebomsfluß ist auf dieser Seite die Grenze
des Houtniqualandes. Houtniquas ist übrigens reich an
Gras, Waldungen und Büffelochsen.

Sechster Abschnitt.
Reise vom Houtniqualande bis an den
Camtourfluß oder die Grenze des
Kafferlandes
.

Nachdem wir eine Zeitlang über und längs Bergen ge-
ritten waren, kamen wir durch den Keureboomsfluß nach
Peter Jagers Viehhofe.

Hier erquickten wir uns nach lange ausgestandnem
Durst an der sogenannten Hottentottischen Schlauch-
milch, wovon zu kosten wenige Reisende, wenn sie
nicht in hohem Grade durstig sind, von sich werden er-
halten können. Diese Milch ist sehr sauer und kalt,
und labet daher ungemein. Zudem ist sie sehr merk-
würdig, nicht nur weil sie in einem ledernen Sacke auf-
bewahrt wird, sondern auch weil sie erstaunlich alt ist.
Vorhin glaubte ich, die aufgekochte und geronnene Milch,
die man in Norrland hat, und da dicke Milch nennt,
und die verschiedne Monathe alt ist, sey die ältste Milch
in der Welt. Jetzt aber fand ich, daß die Schlauch-
milch der Hottentotten sechs- bis achtmahl älter sey. Der
Schlauch, worin sie aufbehalten wird, besteht aus der
Haut eines Bocks von der Gattung der Capra oreas (oder
Elennantelope), die dicht zusammengenähet und an
der Wand aufgehängt wird. Andre Häute sollen nicht
so tauglich dazu seyn. In einen solchen aufgehängten
Sack gießt man frische süße Milch, die dann bald sauer

Dritte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.

Der Keurebomsfluß iſt auf dieſer Seite die Grenze
des Houtniqualandes. Houtniquas iſt uͤbrigens reich an
Gras, Waldungen und Buͤffelochſen.

Sechster Abſchnitt.
Reiſe vom Houtniqualande bis an den
Camtourfluß oder die Grenze des
Kafferlandes
.

Nachdem wir eine Zeitlang uͤber und laͤngs Bergen ge-
ritten waren, kamen wir durch den Keureboomsfluß nach
Peter Jagers Viehhofe.

Hier erquickten wir uns nach lange ausgeſtandnem
Durſt an der ſogenannten Hottentottiſchen Schlauch-
milch, wovon zu koſten wenige Reiſende, wenn ſie
nicht in hohem Grade durſtig ſind, von ſich werden er-
halten koͤnnen. Dieſe Milch iſt ſehr ſauer und kalt,
und labet daher ungemein. Zudem iſt ſie ſehr merk-
wuͤrdig, nicht nur weil ſie in einem ledernen Sacke auf-
bewahrt wird, ſondern auch weil ſie erſtaunlich alt iſt.
Vorhin glaubte ich, die aufgekochte und geronnene Milch,
die man in Norrland hat, und da dicke Milch nennt,
und die verſchiedne Monathe alt iſt, ſey die aͤltſte Milch
in der Welt. Jetzt aber fand ich, daß die Schlauch-
milch der Hottentotten ſechs- bis achtmahl aͤlter ſey. Der
Schlauch, worin ſie aufbehalten wird, beſteht aus der
Haut eines Bocks von der Gattung der Capra oreas (oder
Elennantelope), die dicht zuſammengenaͤhet und an
der Wand aufgehaͤngt wird. Andre Haͤute ſollen nicht
ſo tauglich dazu ſeyn. In einen ſolchen aufgehaͤngten
Sack gießt man friſche ſuͤße Milch, die dann bald ſauer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0208" n="180"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritte Abtheilung. Sechster Ab&#x017F;chnitt.</hi> </fw><lb/>
          <p>Der <placeName>Keurebomsfluß</placeName> i&#x017F;t auf die&#x017F;er Seite die Grenze<lb/>
des <placeName>Houtniqualandes</placeName>. <placeName>Houtniquas</placeName> i&#x017F;t u&#x0364;brigens reich an<lb/>
Gras, Waldungen und Bu&#x0364;ffeloch&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sechster Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Rei&#x017F;e vom <placeName>Houtniqualande</placeName> bis an den<lb/><placeName>Camtourfluß</placeName> oder die Grenze des<lb/><placeName>Kafferlandes</placeName></hi>.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">N</hi>achdem wir eine Zeitlang u&#x0364;ber und la&#x0364;ngs Bergen ge-<lb/>
ritten waren, kamen wir durch den <placeName>Keureboomsfluß</placeName> nach<lb/><persName>Peter Jagers</persName> Viehhofe.</p><lb/>
          <p>Hier erquickten wir uns nach lange ausge&#x017F;tandnem<lb/>
Dur&#x017F;t an der &#x017F;ogenannten Hottentotti&#x017F;chen Schlauch-<lb/>
milch, wovon zu ko&#x017F;ten wenige Rei&#x017F;ende, wenn &#x017F;ie<lb/>
nicht in hohem Grade dur&#x017F;tig &#x017F;ind, von &#x017F;ich werden er-<lb/>
halten ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;e Milch i&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;auer und kalt,<lb/>
und labet daher ungemein. Zudem i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;ehr merk-<lb/>
wu&#x0364;rdig, nicht nur weil &#x017F;ie in einem ledernen Sacke auf-<lb/>
bewahrt wird, &#x017F;ondern auch weil &#x017F;ie er&#x017F;taunlich alt i&#x017F;t.<lb/>
Vorhin glaubte ich, die aufgekochte und geronnene Milch,<lb/>
die man in <placeName>Norrland</placeName> hat, und da dicke Milch nennt,<lb/>
und die ver&#x017F;chiedne Monathe alt i&#x017F;t, &#x017F;ey die a&#x0364;lt&#x017F;te Milch<lb/>
in der Welt. Jetzt aber fand ich, daß die Schlauch-<lb/>
milch der Hottentotten &#x017F;echs- bis achtmahl a&#x0364;lter &#x017F;ey. Der<lb/>
Schlauch, worin &#x017F;ie aufbehalten wird, be&#x017F;teht aus der<lb/>
Haut eines Bocks von der Gattung der <hi rendition="#aq">Capra oreas</hi> (oder<lb/>
Elennantelope), die dicht zu&#x017F;ammengena&#x0364;het und an<lb/>
der Wand aufgeha&#x0364;ngt wird. Andre Ha&#x0364;ute &#x017F;ollen nicht<lb/>
&#x017F;o tauglich dazu &#x017F;eyn. In einen &#x017F;olchen aufgeha&#x0364;ngten<lb/>
Sack gießt man fri&#x017F;che &#x017F;u&#x0364;ße Milch, die dann bald &#x017F;auer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0208] Dritte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. Der Keurebomsfluß iſt auf dieſer Seite die Grenze des Houtniqualandes. Houtniquas iſt uͤbrigens reich an Gras, Waldungen und Buͤffelochſen. Sechster Abſchnitt. Reiſe vom Houtniqualande bis an den Camtourfluß oder die Grenze des Kafferlandes. Nachdem wir eine Zeitlang uͤber und laͤngs Bergen ge- ritten waren, kamen wir durch den Keureboomsfluß nach Peter Jagers Viehhofe. Hier erquickten wir uns nach lange ausgeſtandnem Durſt an der ſogenannten Hottentottiſchen Schlauch- milch, wovon zu koſten wenige Reiſende, wenn ſie nicht in hohem Grade durſtig ſind, von ſich werden er- halten koͤnnen. Dieſe Milch iſt ſehr ſauer und kalt, und labet daher ungemein. Zudem iſt ſie ſehr merk- wuͤrdig, nicht nur weil ſie in einem ledernen Sacke auf- bewahrt wird, ſondern auch weil ſie erſtaunlich alt iſt. Vorhin glaubte ich, die aufgekochte und geronnene Milch, die man in Norrland hat, und da dicke Milch nennt, und die verſchiedne Monathe alt iſt, ſey die aͤltſte Milch in der Welt. Jetzt aber fand ich, daß die Schlauch- milch der Hottentotten ſechs- bis achtmahl aͤlter ſey. Der Schlauch, worin ſie aufbehalten wird, beſteht aus der Haut eines Bocks von der Gattung der Capra oreas (oder Elennantelope), die dicht zuſammengenaͤhet und an der Wand aufgehaͤngt wird. Andre Haͤute ſollen nicht ſo tauglich dazu ſeyn. In einen ſolchen aufgehaͤngten Sack gießt man friſche ſuͤße Milch, die dann bald ſauer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/208
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/208>, abgerufen am 19.11.2024.