lein, ein höheres Wirthschaftssystem auf demselben Gute zweckmäßig und nützlich werden.
In unserm isolirten Staate haben wir es nur mit Boden von einer und derselben Fruchtbarkeit zu thun, und hier würde für den Körnerertrag von 5,4 -- welches aber gegen unsere Annahme ist -- die K. W. durch die D. F. W. selbst bei dem Preise von 11/2 Thlr. gänzlich verdrängt werden. In diesem Fall würde nämlich die D. F. W. bis an die Thore der Stadt reichen, wenn der Boden des ersten Kreises durch den Dungankauf aus der Stadt nicht einen höhern Reichthum erhalten hätte.
Folgerung. Niedrige Kornpreise und geringe Frucht- barkeit des Bodens haben auf die Bewirthschaftungsart eine und dieselbe Wirkung: beide führen zur Dreifelder- wirthschaft.
§. 15. Verhältniß der Dungproduktion, und der mit Korn bestellten Fläche, in der Koppel- und in der Dreifelderwirthschaft.
Es ist schon früher gesagt, und es erhellet auch aus dem ganzen Gang der Untersuchung, daß hier nur von solchen Koppel- und Dreifelderwirthschaften die Rede ist, welche sich in und durch sich selbst, also ohne äußern Dungzuschuß, in gleichem Reichthum erhalten.
In der Dreifelderwirthschaft geht die Hälfte des Dungs, den die Weide gibt, für den Acker, und also auch für den Getreidebau verloren, und diese Weide selbst ist wenig produktiv. Wegen dieser geringen Dungerzeugung kann sie von 100000 #R. nur 24000 #R. mit Korn bestel- len, wenn sie sich in gleicher Dungkraft erhalten soll.
Die Koppelwirthschaft benutzt dagegen den Dung, den die bessere Weide gibt, ganz; und dies bewirkt, daß sie 3/7 der Fläche, oder von 100000 #R. c c 43000 #R.
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lein, ein hoͤheres Wirthſchaftsſyſtem auf demſelben Gute zweckmaͤßig und nuͤtzlich werden.
In unſerm iſolirten Staate haben wir es nur mit Boden von einer und derſelben Fruchtbarkeit zu thun, und hier wuͤrde fuͤr den Koͤrnerertrag von 5,4 — welches aber gegen unſere Annahme iſt — die K. W. durch die D. F. W. ſelbſt bei dem Preiſe von 1½ Thlr. gaͤnzlich verdraͤngt werden. In dieſem Fall wuͤrde naͤmlich die D. F. W. bis an die Thore der Stadt reichen, wenn der Boden des erſten Kreiſes durch den Dungankauf aus der Stadt nicht einen hoͤhern Reichthum erhalten haͤtte.
Folgerung. Niedrige Kornpreiſe und geringe Frucht- barkeit des Bodens haben auf die Bewirthſchaftungsart eine und dieſelbe Wirkung: beide fuͤhren zur Dreifelder- wirthſchaft.
§. 15. Verhaͤltniß der Dungproduktion, und der mit Korn beſtellten Flaͤche, in der Koppel- und in der Dreifelderwirthſchaft.
Es iſt ſchon fruͤher geſagt, und es erhellet auch aus dem ganzen Gang der Unterſuchung, daß hier nur von ſolchen Koppel- und Dreifelderwirthſchaften die Rede iſt, welche ſich in und durch ſich ſelbſt, alſo ohne aͤußern Dungzuſchuß, in gleichem Reichthum erhalten.
In der Dreifelderwirthſchaft geht die Haͤlfte des Dungs, den die Weide gibt, fuͤr den Acker, und alſo auch fuͤr den Getreidebau verloren, und dieſe Weide ſelbſt iſt wenig produktiv. Wegen dieſer geringen Dungerzeugung kann ſie von 100000 □R. nur 24000 □R. mit Korn beſtel- len, wenn ſie ſich in gleicher Dungkraft erhalten ſoll.
Die Koppelwirthſchaft benutzt dagegen den Dung, den die beſſere Weide gibt, ganz; und dies bewirkt, daß ſie 3/7 der Flaͤche, oder von 100000 □R. c c 43000 □R.
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lein, ein hoͤheres Wirthſchaftsſyſtem auf demſelben Gute
zweckmaͤßig und nuͤtzlich werden.
In unſerm iſolirten Staate haben wir es nur mit
Boden von einer und derſelben Fruchtbarkeit zu thun,
und hier wuͤrde fuͤr den Koͤrnerertrag von 5,4 — welches
aber gegen unſere Annahme iſt — die K. W. durch die
D. F. W. ſelbſt bei dem Preiſe von 1½ Thlr. gaͤnzlich
verdraͤngt werden. In dieſem Fall wuͤrde naͤmlich die D.
F. W. bis an die Thore der Stadt reichen, wenn der
Boden des erſten Kreiſes durch den Dungankauf aus der
Stadt nicht einen hoͤhern Reichthum erhalten haͤtte.
Folgerung. Niedrige Kornpreiſe und geringe Frucht-
barkeit des Bodens haben auf die Bewirthſchaftungsart
eine und dieſelbe Wirkung: beide fuͤhren zur Dreifelder-
wirthſchaft.
§. 15.
Verhaͤltniß der Dungproduktion, und der mit Korn beſtellten
Flaͤche, in der Koppel- und in der Dreifelderwirthſchaft.
Es iſt ſchon fruͤher geſagt, und es erhellet auch aus
dem ganzen Gang der Unterſuchung, daß hier nur von
ſolchen Koppel- und Dreifelderwirthſchaften die Rede iſt,
welche ſich in und durch ſich ſelbſt, alſo ohne aͤußern
Dungzuſchuß, in gleichem Reichthum erhalten.
In der Dreifelderwirthſchaft geht die Haͤlfte des Dungs,
den die Weide gibt, fuͤr den Acker, und alſo auch fuͤr den
Getreidebau verloren, und dieſe Weide ſelbſt iſt wenig
produktiv. Wegen dieſer geringen Dungerzeugung kann
ſie von 100000 □R. nur 24000 □R. mit Korn beſtel-
len, wenn ſie ſich in gleicher Dungkraft erhalten ſoll.
Die Koppelwirthſchaft benutzt dagegen den Dung,
den die beſſere Weide gibt, ganz; und dies bewirkt, daß
ſie 3/7 der Flaͤche, oder von 100000 □R. c c 43000 □R.
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/95>, abgerufen am 03.03.2025.
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