Die genauere Ansicht dieser Tabellen zeigt uns, daß bei einem gegebenen Getreidepreise der reichere Boden durch Koppelwirthschaft, der ärmere Boden durch Dreifel- derwirthschaft höher genutzt werde; daß es also völlig kon- sequent seyn könne, wenn in einer Gegend, die denselben Getreidepreis, aber Boden von verschiedener Fruchtbarkeit hat, Koppel- und Dreifelderwirthschaften neben einander bestehen. So ist z. B. für den Preis von 1 Thaler für den Scheffel Rocken die Landrente beider Wirthschaftsar- ten im Gleichgewicht, wenn der Acker den Reichthum hat, der in der K. W. 6,3 in der D. F. W. 5,3 Körner her- vorbringt, und in diesem Fall ist es gleichgültig, welche Wirthschaftsart hier betrieben wird; aber jeder Boden höhern Ertrags muß durch K. W., jeder Boden niedern Ertrags durch D. F. W. genutzt werden. Nun ist aber der Reichthum des Bodens eine veränderliche Größe und steht mehr oder weniger in der Gewalt des Landwirths Es kann also auch dann, wenn die Getreidepreise sich gleich bleiben, durch die Vermehrung des Bodenreichthums al-
Die Dreifelderwirthſchaft.
[Tabelle]
Die genauere Anſicht dieſer Tabellen zeigt uns, daß bei einem gegebenen Getreidepreiſe der reichere Boden durch Koppelwirthſchaft, der aͤrmere Boden durch Dreifel- derwirthſchaft hoͤher genutzt werde; daß es alſo voͤllig kon- ſequent ſeyn koͤnne, wenn in einer Gegend, die denſelben Getreidepreis, aber Boden von verſchiedener Fruchtbarkeit hat, Koppel- und Dreifelderwirthſchaften neben einander beſtehen. So iſt z. B. fuͤr den Preis von 1 Thaler fuͤr den Scheffel Rocken die Landrente beider Wirthſchaftsar- ten im Gleichgewicht, wenn der Acker den Reichthum hat, der in der K. W. 6,3 in der D. F. W. 5,3 Koͤrner her- vorbringt, und in dieſem Fall iſt es gleichguͤltig, welche Wirthſchaftsart hier betrieben wird; aber jeder Boden hoͤhern Ertrags muß durch K. W., jeder Boden niedern Ertrags durch D. F. W. genutzt werden. Nun iſt aber der Reichthum des Bodens eine veraͤnderliche Groͤße und ſteht mehr oder weniger in der Gewalt des Landwirths Es kann alſo auch dann, wenn die Getreidepreiſe ſich gleich bleiben, durch die Vermehrung des Bodenreichthums al-
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Die Dreifelderwirthſchaft.
Die genauere Anſicht dieſer Tabellen zeigt uns, daß
bei einem gegebenen Getreidepreiſe der reichere Boden
durch Koppelwirthſchaft, der aͤrmere Boden durch Dreifel-
derwirthſchaft hoͤher genutzt werde; daß es alſo voͤllig kon-
ſequent ſeyn koͤnne, wenn in einer Gegend, die denſelben
Getreidepreis, aber Boden von verſchiedener Fruchtbarkeit
hat, Koppel- und Dreifelderwirthſchaften neben einander
beſtehen. So iſt z. B. fuͤr den Preis von 1 Thaler fuͤr
den Scheffel Rocken die Landrente beider Wirthſchaftsar-
ten im Gleichgewicht, wenn der Acker den Reichthum hat,
der in der K. W. 6,3 in der D. F. W. 5,3 Koͤrner her-
vorbringt, und in dieſem Fall iſt es gleichguͤltig, welche
Wirthſchaftsart hier betrieben wird; aber jeder Boden
hoͤhern Ertrags muß durch K. W., jeder Boden niedern
Ertrags durch D. F. W. genutzt werden. Nun iſt aber
der Reichthum des Bodens eine veraͤnderliche Groͤße und
ſteht mehr oder weniger in der Gewalt des Landwirths
Es kann alſo auch dann, wenn die Getreidepreiſe ſich gleich
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/94>, abgerufen am 21.11.2024.
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