sellt ist, ist so zweifelhaft und bis jetzt so wenig entschie- den, daß wir darauf gar nicht eingehen können.
Die Grundbedingung, unter der die Stallfütterung überhaupt nur möglich ist, ist die, daß der Boden reich genug sey, um Mäheklee statt des Weideklee's und der Gräser tragen zu können.
Ist nun diese Grundbedingung erfüllt, so besteht der wesentliche Vortheil der Stallfütterung darin, daß nun der Klee gemähet, statt abgeweidet wird, wodurch ein beträchtlich größeres, fast doppeltes Quantum an Futter, und eine größere Dungerzeugung, d. i. ein größerer Ueber- schuß des Ersatzes über die Aussaugung, von derselben Fläche und demselben Reichthum des Bodens gewonnen wird.
Andererseits sind nun aber mit der Stallfütterung wesentlich und unzertrennlich Arbeiten und Kosten ver- bunden, die bei der Weidewirthschaft nicht statt finden, als Einholen des Grünfutters, Abfahren des im Sommer auf dem Stall gemachten Dungs u. m. a.
Ob nun Stallfütterung oder Weidewirthschaft vor- theilhafter sey, hängt ganz davon ab, ob der Werth des durch die Stallfütterung mehr gewonnenen Futters und Dungs größer oder geringer sey, als der Betrag der Ko- sten, die durch die Stallfütterung verursacht werden.
Dies ist aber wieder abhängig von dem größern oder geringern Preis den das Futter und der Dung haben, und so sehen wir auch hier, daß der Preis der landwirth- schaftlichen Produkte, neben dem Reichthum des Bodens am Ende darüber entscheidet, ob, wann und wo die Stall- fütterung den Vorzug vor der Weidewirthschaft habe.
D. Modificationen der verschiedenen Wirthschaftssysteme.
Unsere Untersuchungen haben ergeben, daß sowohl durch den Uebergang von niedrigen zu hohen Getreide-
ſellt iſt, iſt ſo zweifelhaft und bis jetzt ſo wenig entſchie- den, daß wir darauf gar nicht eingehen koͤnnen.
Die Grundbedingung, unter der die Stallfuͤtterung uͤberhaupt nur moͤglich iſt, iſt die, daß der Boden reich genug ſey, um Maͤheklee ſtatt des Weideklee’s und der Graͤſer tragen zu koͤnnen.
Iſt nun dieſe Grundbedingung erfuͤllt, ſo beſteht der weſentliche Vortheil der Stallfuͤtterung darin, daß nun der Klee gemaͤhet, ſtatt abgeweidet wird, wodurch ein betraͤchtlich groͤßeres, faſt doppeltes Quantum an Futter, und eine groͤßere Dungerzeugung, d. i. ein groͤßerer Ueber- ſchuß des Erſatzes uͤber die Ausſaugung, von derſelben Flaͤche und demſelben Reichthum des Bodens gewonnen wird.
Andererſeits ſind nun aber mit der Stallfuͤtterung weſentlich und unzertrennlich Arbeiten und Koſten ver- bunden, die bei der Weidewirthſchaft nicht ſtatt finden, als Einholen des Gruͤnfutters, Abfahren des im Sommer auf dem Stall gemachten Dungs u. m. a.
Ob nun Stallfuͤtterung oder Weidewirthſchaft vor- theilhafter ſey, haͤngt ganz davon ab, ob der Werth des durch die Stallfuͤtterung mehr gewonnenen Futters und Dungs groͤßer oder geringer ſey, als der Betrag der Ko- ſten, die durch die Stallfuͤtterung verurſacht werden.
Dies iſt aber wieder abhaͤngig von dem groͤßern oder geringern Preis den das Futter und der Dung haben, und ſo ſehen wir auch hier, daß der Preis der landwirth- ſchaftlichen Produkte, neben dem Reichthum des Bodens am Ende daruͤber entſcheidet, ob, wann und wo die Stall- fuͤtterung den Vorzug vor der Weidewirthſchaft habe.
D. Modificationen der verſchiedenen Wirthſchaftsſyſteme.
Unſere Unterſuchungen haben ergeben, daß ſowohl durch den Uebergang von niedrigen zu hohen Getreide-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbn="120"facs="#f0134"/>ſellt iſt, iſt ſo zweifelhaft und bis jetzt ſo wenig entſchie-<lb/>
den, daß wir darauf gar nicht eingehen koͤnnen.</p><lb/><p>Die Grundbedingung, unter der die Stallfuͤtterung<lb/>
uͤberhaupt nur moͤglich iſt, iſt die, daß der Boden reich<lb/>
genug ſey, um Maͤheklee ſtatt des Weideklee’s und der<lb/>
Graͤſer tragen zu koͤnnen.</p><lb/><p>Iſt nun dieſe Grundbedingung erfuͤllt, ſo beſteht der<lb/>
weſentliche Vortheil der Stallfuͤtterung darin, daß nun<lb/>
der Klee gemaͤhet, ſtatt abgeweidet wird, wodurch ein<lb/>
betraͤchtlich groͤßeres, faſt doppeltes Quantum an Futter,<lb/>
und eine groͤßere Dungerzeugung, d. i. ein groͤßerer Ueber-<lb/>ſchuß des Erſatzes uͤber die Ausſaugung, von derſelben<lb/>
Flaͤche und demſelben Reichthum des Bodens gewonnen<lb/>
wird.</p><lb/><p>Andererſeits ſind nun aber mit der Stallfuͤtterung<lb/>
weſentlich und unzertrennlich Arbeiten und Koſten ver-<lb/>
bunden, die bei der Weidewirthſchaft nicht ſtatt finden,<lb/>
als Einholen des Gruͤnfutters, Abfahren des im Sommer<lb/>
auf dem Stall gemachten Dungs u. m. a.</p><lb/><p>Ob nun Stallfuͤtterung oder Weidewirthſchaft vor-<lb/>
theilhafter ſey, haͤngt ganz davon ab, ob der Werth des<lb/>
durch die Stallfuͤtterung mehr gewonnenen Futters und<lb/>
Dungs groͤßer oder geringer ſey, als der Betrag der Ko-<lb/>ſten, die durch die Stallfuͤtterung verurſacht werden.</p><lb/><p>Dies iſt aber wieder abhaͤngig von dem groͤßern oder<lb/>
geringern Preis den das Futter und der Dung haben,<lb/>
und ſo ſehen wir auch hier, daß der Preis der landwirth-<lb/>ſchaftlichen Produkte, neben dem Reichthum des Bodens<lb/>
am Ende daruͤber entſcheidet, ob, wann und wo die Stall-<lb/>
fuͤtterung den Vorzug vor der Weidewirthſchaft habe.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#aq">D.</hi> Modificationen der verſchiedenen Wirthſchaftsſyſteme.</head><lb/><p>Unſere Unterſuchungen haben ergeben, daß ſowohl<lb/>
durch den Uebergang von niedrigen zu hohen Getreide-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[120/0134]
ſellt iſt, iſt ſo zweifelhaft und bis jetzt ſo wenig entſchie-
den, daß wir darauf gar nicht eingehen koͤnnen.
Die Grundbedingung, unter der die Stallfuͤtterung
uͤberhaupt nur moͤglich iſt, iſt die, daß der Boden reich
genug ſey, um Maͤheklee ſtatt des Weideklee’s und der
Graͤſer tragen zu koͤnnen.
Iſt nun dieſe Grundbedingung erfuͤllt, ſo beſteht der
weſentliche Vortheil der Stallfuͤtterung darin, daß nun
der Klee gemaͤhet, ſtatt abgeweidet wird, wodurch ein
betraͤchtlich groͤßeres, faſt doppeltes Quantum an Futter,
und eine groͤßere Dungerzeugung, d. i. ein groͤßerer Ueber-
ſchuß des Erſatzes uͤber die Ausſaugung, von derſelben
Flaͤche und demſelben Reichthum des Bodens gewonnen
wird.
Andererſeits ſind nun aber mit der Stallfuͤtterung
weſentlich und unzertrennlich Arbeiten und Koſten ver-
bunden, die bei der Weidewirthſchaft nicht ſtatt finden,
als Einholen des Gruͤnfutters, Abfahren des im Sommer
auf dem Stall gemachten Dungs u. m. a.
Ob nun Stallfuͤtterung oder Weidewirthſchaft vor-
theilhafter ſey, haͤngt ganz davon ab, ob der Werth des
durch die Stallfuͤtterung mehr gewonnenen Futters und
Dungs groͤßer oder geringer ſey, als der Betrag der Ko-
ſten, die durch die Stallfuͤtterung verurſacht werden.
Dies iſt aber wieder abhaͤngig von dem groͤßern oder
geringern Preis den das Futter und der Dung haben,
und ſo ſehen wir auch hier, daß der Preis der landwirth-
ſchaftlichen Produkte, neben dem Reichthum des Bodens
am Ende daruͤber entſcheidet, ob, wann und wo die Stall-
fuͤtterung den Vorzug vor der Weidewirthſchaft habe.
D. Modificationen der verſchiedenen Wirthſchaftsſyſteme.
Unſere Unterſuchungen haben ergeben, daß ſowohl
durch den Uebergang von niedrigen zu hohen Getreide-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/134>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.