Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

ferner diese Fläche rings von großen Städten umgeben
ist, in deren Nähe das Land einen hohen Werth hat: so
muß es nothwendig befremden, daß selbst die belgische
Industrie an der Urbarmachung dieses Bodens scheiterte.

Woher mag dies rühren?

Daß der kostspielige belgische Landbau sich auf einem
Boden von dieser Art nicht bezahlt macht, ist gewiß; daß
die belgischen Fruchtfolgen einen armen Boden nicht be-
reichern, sondern völlig erschöpfen, ist ebenfalls gewiß. Ha-
ben nun die Belgen -- wie es der Fall zu seyn scheint --
hier eine ähnliche, wenn auch nicht gleiche Wirthschaft als
auf ihrem reichen Boden versucht: so mußten diese Ver-
suche nothwendig fehlschlagen.

Vielleicht würde hier dem mecklenburgischen Land-
wirth gelingen, was dem belgischen Landwirth bisher miß-
lang; vielleicht, ich möchte sagen, wahrscheinlich wären
diese Heiden längst in kultivirtes Land umgeschaffen, wenn
die Koppelwirthschaft an den Ufern der Maas bekannt und
landüblich gewesen wäre.

Die K. W. von 10,56 Körnern und die B. W. von
7,18 Körnern Ertrag enthalten gleichen Reichthum, näm-
lich 49730° in 100000 #R.

Die K. W. gibt von diesem Reichthum
eine Landrente von     1600 Thlr. N 2/3
Die B. W. gibt von diesem Reichthum
eine Landrente von     854,3 " "

Der Reichthum des Bodens wird also durch K. W.
viel höher genutzt als durch B. W., und diese wird erst
da vortheilhaft, wo der Reichthum des Bodens so hoch
steigt, daß die K. W. denselben wegen Lagern des Ge-
treides nicht mehr nutzen kann.

5.

Die B. W. bestellt von der ganzen Ackerfläche 60
prct. mit Getreide und erhält sich dabei in gleicher Frucht-

ferner dieſe Flaͤche rings von großen Staͤdten umgeben
iſt, in deren Naͤhe das Land einen hohen Werth hat: ſo
muß es nothwendig befremden, daß ſelbſt die belgiſche
Induſtrie an der Urbarmachung dieſes Bodens ſcheiterte.

Woher mag dies ruͤhren?

Daß der koſtſpielige belgiſche Landbau ſich auf einem
Boden von dieſer Art nicht bezahlt macht, iſt gewiß; daß
die belgiſchen Fruchtfolgen einen armen Boden nicht be-
reichern, ſondern voͤllig erſchoͤpfen, iſt ebenfalls gewiß. Ha-
ben nun die Belgen — wie es der Fall zu ſeyn ſcheint —
hier eine aͤhnliche, wenn auch nicht gleiche Wirthſchaft als
auf ihrem reichen Boden verſucht: ſo mußten dieſe Ver-
ſuche nothwendig fehlſchlagen.

Vielleicht wuͤrde hier dem mecklenburgiſchen Land-
wirth gelingen, was dem belgiſchen Landwirth bisher miß-
lang; vielleicht, ich moͤchte ſagen, wahrſcheinlich waͤren
dieſe Heiden laͤngſt in kultivirtes Land umgeſchaffen, wenn
die Koppelwirthſchaft an den Ufern der Maas bekannt und
landuͤblich geweſen waͤre.

Die K. W. von 10,56 Koͤrnern und die B. W. von
7,18 Koͤrnern Ertrag enthalten gleichen Reichthum, naͤm-
lich 49730° in 100000 □R.

Die K. W. gibt von dieſem Reichthum
eine Landrente von     1600 Thlr. N⅔
Die B. W. gibt von dieſem Reichthum
eine Landrente von     854,3 » »

Der Reichthum des Bodens wird alſo durch K. W.
viel hoͤher genutzt als durch B. W., und dieſe wird erſt
da vortheilhaft, wo der Reichthum des Bodens ſo hoch
ſteigt, daß die K. W. denſelben wegen Lagern des Ge-
treides nicht mehr nutzen kann.

5.

Die B. W. beſtellt von der ganzen Ackerflaͤche 60
prct. mit Getreide und erhaͤlt ſich dabei in gleicher Frucht-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0117" n="103"/>
ferner die&#x017F;e Fla&#x0364;che rings von großen Sta&#x0364;dten umgeben<lb/>
i&#x017F;t, in deren Na&#x0364;he das Land einen hohen Werth hat: &#x017F;o<lb/>
muß es nothwendig befremden, daß &#x017F;elb&#x017F;t die belgi&#x017F;che<lb/>
Indu&#x017F;trie an der Urbarmachung die&#x017F;es Bodens &#x017F;cheiterte.</p><lb/>
              <p>Woher mag dies ru&#x0364;hren?</p><lb/>
              <p>Daß der ko&#x017F;t&#x017F;pielige belgi&#x017F;che Landbau &#x017F;ich auf einem<lb/>
Boden von die&#x017F;er Art nicht bezahlt macht, i&#x017F;t gewiß; daß<lb/>
die belgi&#x017F;chen Fruchtfolgen einen <hi rendition="#g">armen</hi> Boden nicht be-<lb/>
reichern, &#x017F;ondern vo&#x0364;llig er&#x017F;cho&#x0364;pfen, i&#x017F;t ebenfalls gewiß. Ha-<lb/>
ben nun die Belgen &#x2014; wie es der Fall zu &#x017F;eyn &#x017F;cheint &#x2014;<lb/>
hier eine a&#x0364;hnliche, wenn auch nicht gleiche Wirth&#x017F;chaft als<lb/>
auf ihrem reichen Boden ver&#x017F;ucht: &#x017F;o mußten die&#x017F;e Ver-<lb/>
&#x017F;uche nothwendig fehl&#x017F;chlagen.</p><lb/>
              <p>Vielleicht wu&#x0364;rde hier dem mecklenburgi&#x017F;chen Land-<lb/>
wirth gelingen, was dem belgi&#x017F;chen Landwirth bisher miß-<lb/>
lang; vielleicht, ich mo&#x0364;chte &#x017F;agen, wahr&#x017F;cheinlich wa&#x0364;ren<lb/>
die&#x017F;e Heiden la&#x0364;ng&#x017F;t in kultivirtes Land umge&#x017F;chaffen, wenn<lb/>
die Koppelwirth&#x017F;chaft an den Ufern der Maas bekannt und<lb/>
landu&#x0364;blich gewe&#x017F;en wa&#x0364;re.</p><lb/>
              <p>Die K. W. von 10,56 Ko&#x0364;rnern und die B. W. von<lb/>
7,18 Ko&#x0364;rnern Ertrag enthalten gleichen Reichthum, na&#x0364;m-<lb/>
lich 49730° in 100000 &#x25A1;R.</p><lb/>
              <list>
                <item>Die K. W. gibt von die&#x017F;em Reichthum<lb/>
eine Landrente von <space dim="horizontal"/> 1600 Thlr. N&#x2154;</item><lb/>
                <item>Die B. W. gibt von die&#x017F;em Reichthum<lb/>
eine Landrente von <space dim="horizontal"/> 854,3 » »</item>
              </list><lb/>
              <p>Der Reichthum des Bodens wird al&#x017F;o durch K. W.<lb/>
viel ho&#x0364;her genutzt als durch B. W., und die&#x017F;e wird er&#x017F;t<lb/>
da vortheilhaft, wo der Reichthum des Bodens &#x017F;o hoch<lb/>
&#x017F;teigt, daß die K. W. den&#x017F;elben wegen Lagern des Ge-<lb/>
treides nicht mehr nutzen kann.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>5.</head><lb/>
              <p>Die B. W. be&#x017F;tellt von der ganzen Ackerfla&#x0364;che 60<lb/><hi rendition="#aq">prct.</hi> mit Getreide und erha&#x0364;lt &#x017F;ich dabei in gleicher Frucht-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0117] ferner dieſe Flaͤche rings von großen Staͤdten umgeben iſt, in deren Naͤhe das Land einen hohen Werth hat: ſo muß es nothwendig befremden, daß ſelbſt die belgiſche Induſtrie an der Urbarmachung dieſes Bodens ſcheiterte. Woher mag dies ruͤhren? Daß der koſtſpielige belgiſche Landbau ſich auf einem Boden von dieſer Art nicht bezahlt macht, iſt gewiß; daß die belgiſchen Fruchtfolgen einen armen Boden nicht be- reichern, ſondern voͤllig erſchoͤpfen, iſt ebenfalls gewiß. Ha- ben nun die Belgen — wie es der Fall zu ſeyn ſcheint — hier eine aͤhnliche, wenn auch nicht gleiche Wirthſchaft als auf ihrem reichen Boden verſucht: ſo mußten dieſe Ver- ſuche nothwendig fehlſchlagen. Vielleicht wuͤrde hier dem mecklenburgiſchen Land- wirth gelingen, was dem belgiſchen Landwirth bisher miß- lang; vielleicht, ich moͤchte ſagen, wahrſcheinlich waͤren dieſe Heiden laͤngſt in kultivirtes Land umgeſchaffen, wenn die Koppelwirthſchaft an den Ufern der Maas bekannt und landuͤblich geweſen waͤre. Die K. W. von 10,56 Koͤrnern und die B. W. von 7,18 Koͤrnern Ertrag enthalten gleichen Reichthum, naͤm- lich 49730° in 100000 □R. Die K. W. gibt von dieſem Reichthum eine Landrente von 1600 Thlr. N⅔ Die B. W. gibt von dieſem Reichthum eine Landrente von 854,3 » » Der Reichthum des Bodens wird alſo durch K. W. viel hoͤher genutzt als durch B. W., und dieſe wird erſt da vortheilhaft, wo der Reichthum des Bodens ſo hoch ſteigt, daß die K. W. denſelben wegen Lagern des Ge- treides nicht mehr nutzen kann. 5. Die B. W. beſtellt von der ganzen Ackerflaͤche 60 prct. mit Getreide und erhaͤlt ſich dabei in gleicher Frucht-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/117
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/117>, abgerufen am 21.11.2024.