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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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[Spaltenumbruch] Solt ich ein falsches Zeugnüß geben, Dein Schalckheit nur zu schützen eben, Das wolt Pericles auch nit than: Ein wahren Freund solt an mir han, Doch ohn Verletzung meiner Ehr
Der Jüngling
Mein Miser Lux, raht mir noch mehr; Ich hab ein Dörflein zu verwalten, Wie soll ichs mit den Bauren halten Soll ich seyn gütig oder wütig? Denn sie sind grob und wanckelmütig. Rath, welches Theils soll ich mich brauchen?
Der Heuchler
O thu sie ernstlich niederstauchen Und straf sie streng und härtiglich So haben sie alle Sorg auf dich. Denn welcher Herr zu gmein sich macht Wird von sein Unterthan veracht Darum mit ihn nur scharff und rauch.
Der Jüngling
Amice gfält der Rath dir auch?
AMICE der alte Freund.
O nein, den deinen Unterthanen Stell dich nit gleich einem Tyrannen Wen viel förchten, spricht Seneca Und auch Franciscus Petrarcha, Derselbig muß auch förchten viel Darob verblättert wird das Spiel Das Volck wird aufrührisch und wütig, Darum halt dich gnädig und gütig Wie Nerva und Adrianus Käyser Antonius Pius So wird die Gmein zu dir begierig Und wird dein Herrschaft gantz langwierig Als Tullius der Weiß beschreibt.
Der Jüngling
Mein Miser Lux noch eins mich treibt [Spaltenumbruch] Ich hab ein Feind, der mich veracht.
Der Heuchler
Mein Freund, so gebrauch dein Gwalt und Macht Hastu doch Volcks und Gelds genug So bistu auch geschickt und klug Zu führen einen tapfren Krieg Denn gwinst mit grosser Ehr den Sieg Wie Cyrus, Xerxes und all ander Pyrrhus und der groß Alexander Doch laß mich Pfennigmeister seyn
Der Jüngling
Amice was redstu darein
AMICE der alte Freund
O Freund, den Fried dir auserwehl Durch Mittel-Weg den Krieg abstehl Krieg hat zerstreuet grosse Städt Die der Fried auferbauen thät Wie Troja, Saguntus vor Jahren Rom und Carthago hat erfahren. Wo der Fried ist, da wohnet GOtt Im Krieg wohnt der Teuffel und Todt, Gefängnüß, Brand, Mord und Rauberey Zerrüttung guter Policey, Wo aber kein Fried helfen will So wehr dich des Feindes Muthwill Zu dir setz ich hier Gut und Leben.
Der Jüngling
O Miser Lux thu mir Rath geben / Daß ich groß Schätze überkum
Der Heuchler
Das ist leicht: summa summarum, Betrug, practic, Vortheil und List, Zum reich werden am besten ist. Wilt überkommen Fürstlich Schätz, So mach viel Neurung und Aufsätz, Schlag auf all Wahr Ungeld u. Zoll,
[Spaltenumbruch] Solt ich ein falsches Zeugnüß gebẽ, Dein Schalckheit nur zu schützen eben, Das wolt Pericles auch nit than: Ein wahren Freund solt an mir han, Doch ohn Verletzung meiner Ehr
Der Jüngling
Mein Miser Lux, raht mir noch mehr; Ich hab ein Dörflein zu verwalten, Wie soll ichs mit den Bauren halten Soll ich seyn gütig oder wütig? Denn sie sind grob und wanckelmütig. Rath, welches Theils soll ich mich brauchẽ?
Der Heuchler
O thu sie ernstlich niederstauchen Und straf sie streng und härtiglich So haben sie alle Sorg auf dich. Denn welcher Herr zu gmein sich macht Wird von sein Unterthan veracht Darum mit ihn nur scharff und rauch.
Der Jüngling
Amice gfält der Rath dir auch?
AMICE der alte Freund.
O nein, den deinen Unterthanen Stell dich nit gleich einem Tyrannen Wen viel förchten, spricht Seneca Und auch Franciscus Petrarcha, Derselbig muß auch förchten viel Darob verblättert wird das Spiel Das Volck wird aufrührisch und wütig, Darum halt dich gnädig und gütig Wie Nerva und Adrianus Käyser Antonius Pius So wird die Gmein zu dir begierig Und wird dein Herrschaft gantz langwierig Als Tullius der Weiß beschreibt.
Der Jüngling
Mein Miser Lux noch eins mich treibt [Spaltenumbruch] Ich hab ein Feind, der mich veracht.
Der Heuchler
Mein Freund, so gebrauch dein Gwalt und Macht Hastu doch Volcks und Gelds genug So bistu auch geschickt und klug Zu führen einen tapfren Krieg Denn gwinst mit grosser Ehr den Sieg Wie Cyrus, Xerxes und all ander Pyrrhus und der groß Alexander Doch laß mich Pfennigmeister seyn
Der Jüngling
Amice was redstu darein
AMICE der alte Freund
O Freund, den Fried dir auserwehl Durch Mittel-Weg den Krieg abstehl Krieg hat zerstreuet grosse Städt Die der Fried auferbauen thät Wie Troja, Saguntus vor Jahren Rom und Carthago hat erfahren. Wo der Fried ist, da wohnet GOtt Im Krieg wohnt der Teuffel und Todt, Gefängnüß, Brand, Mord und Rauberey Zerrüttung guter Policey, Wo aber kein Fried helfen will So wehr dich des Feindes Muthwill Zu dir setz ich hier Gut und Leben.
Der Jüngling
O Miser Lux thu mir Rath geben / Daß ich groß Schätze überkum
Der Heuchler
Das ist leicht: summa summarum, Betrug, practic, Vortheil und List, Zum reich werden am besten ist. Wilt überkommen Fürstlich Schätz, So mach viel Neurung und Aufsätz, Schlag auf all Wahr Ungeld u. Zoll,
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[354/0370] Solt ich ein falsches Zeugnüß gebẽ, Dein Schalckheit nur zu schützen eben, Das wolt Pericles auch nit than: Ein wahren Freund solt an mir han, Doch ohn Verletzung meiner Ehr Der Jüngling Mein Miser Lux, raht mir noch mehr; Ich hab ein Dörflein zu verwalten, Wie soll ichs mit den Bauren halten Soll ich seyn gütig oder wütig? Denn sie sind grob und wanckelmütig. Rath, welches Theils soll ich mich brauchẽ? Der Heuchler O thu sie ernstlich niederstauchen Und straf sie streng und härtiglich So haben sie alle Sorg auf dich. Denn welcher Herr zu gmein sich macht Wird von sein Unterthan veracht Darum mit ihn nur scharff und rauch. Der Jüngling Amice gfält der Rath dir auch? AMICE der alte Freund. O nein, den deinen Unterthanen Stell dich nit gleich einem Tyrannen Wen viel förchten, spricht Seneca Und auch Franciscus Petrarcha, Derselbig muß auch förchten viel Darob verblättert wird das Spiel Das Volck wird aufrührisch und wütig, Darum halt dich gnädig und gütig Wie Nerva und Adrianus Käyser Antonius Pius So wird die Gmein zu dir begierig Und wird dein Herrschaft gantz langwierig Als Tullius der Weiß beschreibt. Der Jüngling Mein Miser Lux noch eins mich treibt Ich hab ein Feind, der mich veracht. Der Heuchler Mein Freund, so gebrauch dein Gwalt und Macht Hastu doch Volcks und Gelds genug So bistu auch geschickt und klug Zu führen einen tapfren Krieg Denn gwinst mit grosser Ehr den Sieg Wie Cyrus, Xerxes und all ander Pyrrhus und der groß Alexander Doch laß mich Pfennigmeister seyn Der Jüngling Amice was redstu darein AMICE der alte Freund O Freund, den Fried dir auserwehl Durch Mittel-Weg den Krieg abstehl Krieg hat zerstreuet grosse Städt Die der Fried auferbauen thät Wie Troja, Saguntus vor Jahren Rom und Carthago hat erfahren. Wo der Fried ist, da wohnet GOtt Im Krieg wohnt der Teuffel und Todt, Gefängnüß, Brand, Mord und Rauberey Zerrüttung guter Policey, Wo aber kein Fried helfen will So wehr dich des Feindes Muthwill Zu dir setz ich hier Gut und Leben. Der Jüngling O Miser Lux thu mir Rath geben / Daß ich groß Schätze überkum Der Heuchler Das ist leicht: summa summarum, Betrug, practic, Vortheil und List, Zum reich werden am besten ist. Wilt überkommen Fürstlich Schätz, So mach viel Neurung und Aufsätz, Schlag auf all Wahr Ungeld u. Zoll,

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/370>, abgerufen am 30.12.2024.