Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.4. Ein Mann: der redlich sich im Leben hat bezeiget: Und an verschied'ne Höff, mit Treu und Ruhm gedient; Der bloß der Gottesfurcht und Tugend bleibt geneiget: Weil Seegen, Ehr und Lob aus solchen Wurtzeln grünt; Soll auff des Raths Geheiß, nun ihre Stadt vermeiden: In welcher, gleichwohl sie, viel böse Leute leiden. 5. Zwar nehmen sie mein Buch, zum Vorwand ihres Spruches: Als wann gottlose Sätz, es hielte in sich ein; Sie führen ferner an, die Krafft des Priester-Fluches: Der zwäng sie, wieder mich, so ungerecht zu seyn; Doch die Ablehnungen, sind schlechte Wasser-Farben: Es scheinen durch sie vor, die überschminckte Narben. 6. Denn was die Schrifft anlangt: so will die Vorred' zeigen: Daß nach der Welt-Weißheit: sie bloß geschrieben sey; Die Schlüsse, die sie macht; sind gar nicht mein und eigen. Es sind von selbigen, viel alte: viel sind neu; Ich habe sie verfaßt: und wollen offen legen: Daß ihre Gültigkeit, ein jeder möcht erwegen. 7. Ich red' darin von GOtt: der Welt: des Menschen Wesen. Doch fliessen diese Wort aus der Welt-Weisen Mund. Ich hab' sie nicht erdicht: ich habe sie gelesen: In Büchern: welche sind zulesen frey vergunt. Ich dencke wie ein Heyd: der bey den Christen lebet Und ihre Meinung lobt: doch seine mehr erhebet. 8. Denn nachdem solcher Heyd, geforschet und erwogen: Was die Philosophie, von den drey Stücken lehrt; Nachdem auch fremde Reich und Länder, er durchzogen: Da auff vielfache Art, die Gottheit wird verehrt; So fänget endlich er, aus der Vernunfft-Uhrquellen: Von allem, was ihm dünckt: ein Urtheil abzufällen;
4. Ein Mann: der redlich sich im Leben hat bezeiget: Und an verschied’ne Höff, mit Treu und Ruhm gedient; Der bloß der Gottesfurcht und Tugend bleibt geneiget: Weil Seegen, Ehr und Lob aus solchen Wurtzeln grünt; Soll auff des Raths Geheiß, nun ihre Stadt vermeiden: In welcher, gleichwohl sie, viel böse Leute leiden. 5. Zwar nehmen sie mein Buch, zum Vorwand ihres Spruches: Als wann gottlose Sätz, es hielte in sich ein; Sie führen ferner an, die Krafft des Priester-Fluches: Der zwäng sie, wieder mich, so ungerecht zu seyn; Doch die Ablehnungen, sind schlechte Wasser-Farben: Es scheinen durch sie vor, die überschminckte Narben. 6. Denn was die Schrifft anlangt: so will die Vorred’ zeigen: Daß nach der Welt-Weißheit: sie bloß geschrieben sey; Die Schlüsse, die sie macht; sind gar nicht mein und eigen. Es sind von selbigen, viel alte: viel sind neu; Ich habe sie verfaßt: und wollen offen legen: Daß ihre Gültigkeit, ein jeder möcht erwegen. 7. Ich red’ darin von GOtt: der Welt: des Menschen Wesen. Doch fliessen diese Wort aus der Welt-Weisen Mund. Ich hab’ sie nicht erdicht: ich habe sie gelesen: In Büchern: welche sind zulesen frey vergunt. Ich dencke wie ein Heyd: der bey den Christen lebet Und ihre Meinung lobt: doch seine mehr erhebet. 8. Denn nachdem solcher Heyd, geforschet und erwogen: Was die Philosophie, von den drey Stücken lehrt; Nachdem auch fremde Reich und Länder, er durchzogen: Da auff vielfache Art, die Gottheit wird verehrt; So fänget endlich er, aus der Vernunfft-Uhrquellen: Von allem, was ihm dünckt: ein Urtheil abzufällen;
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Ein Mann: der redlich sich im Leben hat bezeiget: Und an verschied’ne Höff, mit Treu und Ruhm gedient; Der bloß der Gottesfurcht und Tugend bleibt geneiget: Weil Seegen, Ehr und Lob aus solchen Wurtzeln grünt; Soll auff des Raths Geheiß, nun ihre Stadt vermeiden: In welcher, gleichwohl sie, viel böse Leute leiden. 5.
Zwar nehmen sie mein Buch, zum Vorwand ihres Spruches: Als wann gottlose Sätz, es hielte in sich ein; Sie führen ferner an, die Krafft des Priester-Fluches: Der zwäng sie, wieder mich, so ungerecht zu seyn; Doch die Ablehnungen, sind schlechte Wasser-Farben: Es scheinen durch sie vor, die überschminckte Narben. 6.
Denn was die Schrifft anlangt: so will die Vorred’ zeigen: Daß nach der Welt-Weißheit: sie bloß geschrieben sey; Die Schlüsse, die sie macht; sind gar nicht mein und eigen. Es sind von selbigen, viel alte: viel sind neu; Ich habe sie verfaßt: und wollen offen legen: Daß ihre Gültigkeit, ein jeder möcht erwegen. 7.
Ich red’ darin von GOtt: der Welt: des Menschen Wesen. Doch fliessen diese Wort aus der Welt-Weisen Mund. Ich hab’ sie nicht erdicht: ich habe sie gelesen: In Büchern: welche sind zulesen frey vergunt. Ich dencke wie ein Heyd: der bey den Christen lebet Und ihre Meinung lobt: doch seine mehr erhebet. 8.
Denn nachdem solcher Heyd, geforschet und erwogen: Was die Philosophie, von den drey Stücken lehrt; Nachdem auch fremde Reich und Länder, er durchzogen: Da auff vielfache Art, die Gottheit wird verehrt; So fänget endlich er, aus der Vernunfft-Uhrquellen: Von allem, was ihm dünckt: ein Urtheil abzufällen;
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/351>, abgerufen am 22.02.2025. |