Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 1. Haupst. von der Gelahrheit würden ihm auch die Gedancken wenig helffenoder nütze seyn; Denn die Gedancken bestehen aus einer innerlichen Rede/ die innerliche Rede entstehet von einer äußerlichen/ die äußerliche nutzet gar nichts/ wenn keine menschliche Gesell- schafft wäre. 66. Aber deswegen muß man nicht alsbald 67. Gleichwohl kan sich auch der Mensch im 68. Und also ist der Mensch mehr unter die 69. Wiederumb ist kein Zweiffel/ daß dis- derli-
Das 1. Haupſt. von der Gelahrheit wuͤrden ihm auch die Gedancken wenig helffenoder nuͤtze ſeyn; Denn die Gedancken beſtehen aus einer innerlichen Rede/ die innerliche Rede entſtehet von einer aͤußerlichen/ die aͤußerliche nutzet gar nichts/ wenn keine menſchliche Geſell- ſchafft waͤre. 66. Aber deswegen muß man nicht alsbald 67. Gleichwohl kan ſich auch der Menſch im 68. Und alſo iſt der Menſch mehr unter die 69. Wiederumb iſt kein Zweiffel/ daß dis- derli-
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Das 1. Haupſt. von der Gelahrheit
wuͤrden ihm auch die Gedancken wenig helffen
oder nuͤtze ſeyn; Denn die Gedancken beſtehen
aus einer innerlichen Rede/ die innerliche Rede
entſtehet von einer aͤußerlichen/ die aͤußerliche
nutzet gar nichts/ wenn keine menſchliche Geſell-
ſchafft waͤre.
66. Aber deswegen muß man nicht alsbald
zuplumpen/ und andere Menſchen ohne Un-
terſcheid als etwas gutes betrachten; Zu-
mahl wenn man erweget/ daß dem Menſchen
auch don andern Menſchen groſſer Verdruß
angethan werden kan/ indem ein Menſch den
andern toͤdten/ denen Sinnligkeiten viel Unluſt
zufuͤgen/ und dieſelben martern kan. Ja indem
taͤglich einer des andern ſeinen Verſtand durch
Beybringung vieler Jrꝛthuͤmer/ durch Betrug im
Handel und Wandel/ u. ſ. w. wie nicht weniger
ſeinen Willen durch Verfuͤhrung zu Laſtern und
boͤſen Exempeln verletzet.
67. Gleichwohl kan ſich auch der Menſch im
Gegentheil anderer Menſchen beſſer als aller
andern Creaturen bedienen/ ſein Leben zu
erhalten/ zu verlaͤngern/ ſich zu vergnuͤgen/ und
am allermeiſten ſeine Venunfft zu ſaubern/ und
ſeinen Willen durch gute Exempel auszubeſſern.
68. Und alſo iſt der Menſch mehr unter die
guten Dinge anderer Menſchen/ als unter boͤſe
zu rechnen.
69. Wiederumb iſt kein Zweiffel/ daß dis-
falls der Menſch fuͤr andern Thieren etwas ſon-
derli-
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/58>, abgerufen am 04.03.2025. |