Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.in denen menschl. Gesellschafften. andere Menschen derselben Ursprung ist/ undbey Einrichtung derselben mehrentheils man sol- che Conditiones einander vorzuschreiben pfleget/ die ein grosses Mißtrauen zwischen den Personen selbst/ die sich in dieser Gesellschafft einlassen/ an- zeigen. Zu geschweigen/ daß weil dieselbige aus gar zu vielen Personen bestehet/ es ohnmöglich sey/ daß zwischen denen Gemüthern der Obrigkeit und Unterthanen eine völlige Gleichheit/ und also auch eine absonderliche Liebe könne gehoffet werden. 12. Jedoch soll auch in diesen beyden letzten 13. Nachdem wir also von der Nothwen- gemei- Z 3
in denen menſchl. Geſellſchafften. andere Menſchen derſelben Urſprung iſt/ undbey Einrichtung derſelben mehrentheils man ſol- che Conditiones einander vorzuſchreiben pfleget/ die ein groſſes Mißtrauen zwiſchen den Perſonen ſelbſt/ die ſich in dieſer Geſellſchafft einlaſſen/ an- zeigen. Zu geſchweigen/ daß weil dieſelbige aus gar zu vielen Perſonen beſtehet/ es ohnmoͤglich ſey/ daß zwiſchen denen Gemuͤthern der Obrigkeit und Unterthanen eine voͤllige Gleichheit/ und alſo auch eine abſonderliche Liebe koͤnne gehoffet werden. 12. Jedoch ſoll auch in dieſen beyden letzten 13. Nachdem wir alſo von der Nothwen- gemei- Z 3
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in denen menſchl. Geſellſchafften.
andere Menſchen derſelben Urſprung iſt/ und
bey Einrichtung derſelben mehrentheils man ſol-
che Conditiones einander vorzuſchreiben pfleget/
die ein groſſes Mißtrauen zwiſchen den Perſonen
ſelbſt/ die ſich in dieſer Geſellſchafft einlaſſen/ an-
zeigen. Zu geſchweigen/ daß weil dieſelbige aus
gar zu vielen Perſonen beſtehet/ es ohnmoͤglich
ſey/ daß zwiſchen denen Gemuͤthern der
Obrigkeit und Unterthanen eine voͤllige
Gleichheit/ und alſo auch eine abſonderliche
Liebe koͤnne gehoffet werden.
12. Jedoch ſoll auch in dieſen beyden letzten
Geſellſchafften die Sorge dererjenigen ſeyn/ die
die Herrſchafft haben/ daß die Knechte und
Unterthanen ſo viel moͤglich zu der abſon-
derlichen Liebe beqvehmer gemacht wer-
den moͤgen. Und wenn in dieſen Geſellſchaff-
ten nicht einmahl die Tugenden allgemeiner Lie-
be beobachtet werden/ ſo iſt gemeiniglich die
Schuld derer/ die am kluͤgeſten ſeyn ſolten/
das iſt/ derer/ die die Herrſchafft haben/
welches auch von der Ehelichen und Vaͤter-
lichen Geſellſchafft zu ſagen iſt/ wenn nur das
Gegentheil ſie nicht offenbahr entſchuldiget/ als
wenn die Weiber/ Kinder/ Knechte und Unter-
thanen boßhafftiger Weiſe alle gute Zucht und
Vermahnung von ſich ſtoſſen/ und mit Fuͤſſen
treten.
13. Nachdem wir alſo von der Nothwen-
digkeit der vernuͤnfftigen Liebe in denen vier all-
gemei-
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