Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Liebe aller Menschen. kömmt mich nicht sauer an/ weil ich in Ubungderselben keine grosse Mühe haben darff/ in dem sie mehr darinnen bestehet/ daß ich nichts/ als daß ich etwas thue. 59. Nun ist die Gedult noch übrig. Diese 60. So siehest du demnach bald anfänglich/ 61. Zwar wenn wir nach denen strengen Re- könne/ P 2
Liebe aller Menſchen. koͤmmt mich nicht ſauer an/ weil ich in Ubungderſelben keine groſſe Muͤhe haben darff/ in dem ſie mehr darinnen beſtehet/ daß ich nichts/ als daß ich etwas thue. 59. Nun iſt die Gedult noch uͤbrig. Dieſe 60. So ſieheſt du demnach bald anfaͤnglich/ 61. Zwar wenn wir nach denen ſtrengen Re- koͤnne/ P 2
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Liebe aller Menſchen.
koͤmmt mich nicht ſauer an/ weil ich in Ubung
derſelben keine groſſe Muͤhe haben darff/ in dem
ſie mehr darinnen beſtehet/ daß ich nichts/ als daß
ich etwas thue.
59. Nun iſt die Gedult noch uͤbrig. Dieſe
iſt eine Tugend die die Menſchen antreibet/
daß ſie denen andern Menſchen die die allge-
meine Liebe nicht wohl in acht genommen/
ſondern vielmehr wieder die bisher erzehl-
ten vier Tugenden entweder aus Vorſatz
oder aus Verſehen angeſtoſſen/ ihre Belei-
digung aus allgemeiner Liebe verzeihen/
und ſich ſolchergeſtalt auch der nach denen
natuͤrlichen Rechten zugelaſſenen Mittel
freywillig/ wegen des allgemeinen Friedens
begeben.
60. So ſieheſt du demnach bald anfaͤnglich/
daß die Gedult von denen vier erſten Tugen-
den/ darinnen unterſchieden ſey/ daß jene den
Menſchen unterrichten/ wie er ſich gegen die/ die
ihm die allgemeine Liebe erweiſen/ oder doch
zum wenigſten ihm dieſelbe noch nicht entzogen/
verhalten ſolle. Dieſe aber erinnert ihn/ was er
gegen die jenigen/ die jene 4. Tugenden nicht in
acht genommen haben/ thun ſolle.
61. Zwar wenn wir nach denen ſtrengen Re-
geln der Gerechtigkeit die Sache betrachten
wollen/ ſo weiſet es die geſunde Vernunfft/ daß
derjenige/ der die 4. erſten Tugenden gegen uns
nicht ausuͤbet/ ſich uͤber uns nicht beſchweren
koͤnne/
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