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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Das 3. Hauptst. von Gott als dem
Es ist keine bürgerliche Gesellschafft/ darinnen
nicht ein äusserlicher Gottesdienst im Schwang
gehen solte; derohalben müssen sie denselben aus
dem Liecht der Natur herhaben.

54.

Denn was die allgemeine Glückseelig-
keit des gemeinen Wesens
betrifft) mustu dich
wohl in acht nehmen/ daß du den zufälligen Zweck
des äusserlichen Gottesdienstes nicht für den
hauptsächlichsten und vornehmsten hältest. Die-
ses begreifft die Vernunfft gar wohl/ daß der
Nutzen des gemeinen Wesens durch den äusser-
lichen Gottesdienst befördert werde/ wenn ein
Bürger den andern durch diese äusserliche Zei-
chen seine innerliche Gottesfurcht als den Grund
aller bürgerlichen Pflicht/ zu verstehen giebt/ und
solcher gestalt das allgemeine bürgerliche Ver-
trauen dadurch immer mehr und mehr gemehret
wird; Alleine wie diese äusserliche Zeichen/ als
wie nur erwehnet/ sehr offt triegen/ also verstöret
auch derselben Unterlassung für sich nicht den
Wohlstand des gemeinen Wesens.

55.

So ist auch dieses hierbey wohl zu überle-
gen/ daß wenn das zeitliche Interesse des ge-
meinen Wesens
der wahrhafftige Zweck des
äusserlichen Gottesdienstes seyn solte/ so würde
man auch sagen müssen/ daß der Gottesdienst
nach Unterscheid derer Republiquen auch unter-
schieden seyn/ und der veränderliche Nutzen die-
ser oder jener Republique auch die Richtschnur ei-
nes daselbst veränderlichen Gottesdienstes seyn

müsse

Das 3. Hauptſt. von Gott als dem
Es iſt keine buͤrgerliche Geſellſchafft/ darinnen
nicht ein aͤuſſerlicher Gottesdienſt im Schwang
gehen ſolte; derohalben muͤſſen ſie denſelben aus
dem Liecht der Natur herhaben.

54.

Denn was die allgemeine Gluͤckſeelig-
keit des gemeinen Weſens
betrifft) muſtu dich
wohl in acht nehmen/ daß du den zufaͤlligen Zweck
des aͤuſſerlichen Gottesdienſtes nicht fuͤr den
hauptſaͤchlichſten und vornehmſten haͤlteſt. Die-
ſes begreifft die Vernunfft gar wohl/ daß der
Nutzen des gemeinen Weſens durch den aͤuſſer-
lichen Gottesdienſt befoͤrdert werde/ wenn ein
Buͤrger den andern durch dieſe aͤuſſerliche Zei-
chen ſeine innerliche Gottesfurcht als den Grund
aller buͤrgerlichen Pflicht/ zu verſtehen giebt/ und
ſolcher geſtalt das allgemeine buͤrgerliche Ver-
trauen dadurch immer mehr und mehr gemehret
wird; Alleine wie dieſe aͤuſſerliche Zeichen/ als
wie nur erwehnet/ ſehr offt triegen/ alſo verſtoͤret
auch derſelben Unterlaſſung fuͤr ſich nicht den
Wohlſtand des gemeinen Weſens.

55.

So iſt auch dieſes hierbey wohl zu uͤberle-
gen/ daß wenn das zeitliche Intereſſe des ge-
meinen Weſens
der wahrhafftige Zweck des
aͤuſſerlichen Gottesdienſtes ſeyn ſolte/ ſo wuͤrde
man auch ſagen muͤſſen/ daß der Gottesdienſt
nach Unterſcheid derer Republiquen auch unter-
ſchieden ſeyn/ und der veraͤnderliche Nutzen die-
ſer oder jener Republique auch die Richtſchnur ei-
nes daſelbſt veraͤnderlichen Gottesdienſtes ſeyn

muͤſſe
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[142/0174] Das 3. Hauptſt. von Gott als dem Es iſt keine buͤrgerliche Geſellſchafft/ darinnen nicht ein aͤuſſerlicher Gottesdienſt im Schwang gehen ſolte; derohalben muͤſſen ſie denſelben aus dem Liecht der Natur herhaben. 54. Denn was die allgemeine Gluͤckſeelig- keit des gemeinen Weſens betrifft) muſtu dich wohl in acht nehmen/ daß du den zufaͤlligen Zweck des aͤuſſerlichen Gottesdienſtes nicht fuͤr den hauptſaͤchlichſten und vornehmſten haͤlteſt. Die- ſes begreifft die Vernunfft gar wohl/ daß der Nutzen des gemeinen Weſens durch den aͤuſſer- lichen Gottesdienſt befoͤrdert werde/ wenn ein Buͤrger den andern durch dieſe aͤuſſerliche Zei- chen ſeine innerliche Gottesfurcht als den Grund aller buͤrgerlichen Pflicht/ zu verſtehen giebt/ und ſolcher geſtalt das allgemeine buͤrgerliche Ver- trauen dadurch immer mehr und mehr gemehret wird; Alleine wie dieſe aͤuſſerliche Zeichen/ als wie nur erwehnet/ ſehr offt triegen/ alſo verſtoͤret auch derſelben Unterlaſſung fuͤr ſich nicht den Wohlſtand des gemeinen Weſens. 55. So iſt auch dieſes hierbey wohl zu uͤberle- gen/ daß wenn das zeitliche Intereſſe des ge- meinen Weſens der wahrhafftige Zweck des aͤuſſerlichen Gottesdienſtes ſeyn ſolte/ ſo wuͤrde man auch ſagen muͤſſen/ daß der Gottesdienſt nach Unterſcheid derer Republiquen auch unter- ſchieden ſeyn/ und der veraͤnderliche Nutzen die- ſer oder jener Republique auch die Richtſchnur ei- nes daſelbſt veraͤnderlichen Gottesdienſtes ſeyn muͤſſe

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/174>, abgerufen am 21.11.2024.