Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 3. Hauptst. von Gott als dem
nunfft leichte das äußerliche Lob für überflüßig
halten.

48.

Eben dieses müssen wir auch von dem
äusserlichen Danck sagen. Zu geschweigen/
daß wie wir zu seiner Zeit betrachten werden/ das
äußerliche Dancken unter denen Menschen des-
halben vonnöthen ist/ daß einer dem andern be-
zeuge/ wie die erwiesene Gutthat ihm angenehm
gewesen/ und er allezeit bereit sey dem andern wie-
der zu dienen. Alleine bey Gott kan dieses alles
durch meine Gedancken verrichtet werden.

49.

Mit einem Wort/ Beten/ Loben und
Dancken/ sind deshalben unter denen Menschen
als äußerliche Zeichen nöthig weil ein Mensch
dem andern nicht ins Hertze sehen kan. Dieses
kan aber Gott thun.

50.

Woltestu nun gleich sagen/ daß das äußer-
liche Beten/ Loben und Dancken eben deshal-
ben vonnöthen sey/ damit ein Mensch gegen
andere Menschen
seinen innerlichen Gottes-
dienst bezeuge/ als welche gleichfalls ohne diese
Bezeugung nicht wissen können/ ob sie ihn vor ei-
nen Tugendhafften oder gottlosen Menschen
halten solten/ so würde doch auch hier die mensch-
liche sieh selbst gelassene Vernunfft etwas sinden/
das sie dawider einwenden könte.

51.

Denn zu geschweigen/ daß die Zeichen des
äußerlichen Gottesdienstes betrieglich sind/ und
öffters von denen gebraucht werden/ die in ihren
Hertzen Atheisten oder Abgöttisch seyn; So ist

es

Das 3. Hauptſt. von Gott als dem
nunfft leichte das aͤußerliche Lob fuͤr uͤberfluͤßig
halten.

48.

Eben dieſes muͤſſen wir auch von dem
aͤuſſerlichen Danck ſagen. Zu geſchweigen/
daß wie wir zu ſeiner Zeit betrachten werden/ das
aͤußerliche Dancken unter denen Menſchen des-
halben vonnoͤthen iſt/ daß einer dem andern be-
zeuge/ wie die erwieſene Gutthat ihm angenehm
geweſen/ und er allezeit bereit ſey dem andern wie-
der zu dienen. Alleine bey Gott kan dieſes alles
durch meine Gedancken verrichtet werden.

49.

Mit einem Wort/ Beten/ Loben und
Dancken/ ſind deshalben unter denen Menſchen
als aͤußerliche Zeichen noͤthig weil ein Menſch
dem andern nicht ins Hertze ſehen kan. Dieſes
kan aber Gott thun.

50.

Wolteſtu nun gleich ſagen/ daß das aͤußer-
liche Beten/ Loben und Dancken eben deshal-
ben vonnoͤthen ſey/ damit ein Menſch gegen
andere Menſchen
ſeinen innerlichen Gottes-
dienſt bezeuge/ als welche gleichfalls ohne dieſe
Bezeugung nicht wiſſen koͤnnen/ ob ſie ihn vor ei-
nen Tugendhafften oder gottloſen Menſchen
halten ſolten/ ſo wuͤrde doch auch hier die menſch-
liche ſieh ſelbſt gelaſſene Vernunfft etwas ſinden/
das ſie dawider einwenden koͤnte.

51.

Denn zu geſchweigen/ daß die Zeichen des
aͤußerlichen Gottesdienſtes betrieglich ſind/ und
oͤffters von denen gebraucht werden/ die in ihren
Hertzen Atheiſten oder Abgoͤttiſch ſeyn; So iſt

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0172" n="140"/><fw place="top" type="header">Das 3. Haupt&#x017F;t. von Gott als dem</fw><lb/>
nunfft leichte das a&#x0364;ußerliche Lob fu&#x0364;r u&#x0364;berflu&#x0364;ßig<lb/>
halten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>48.</head>
            <p>Eben die&#x017F;es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir auch von dem<lb/><hi rendition="#fr">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Danck</hi> &#x017F;agen. Zu ge&#x017F;chweigen/<lb/>
daß wie wir zu &#x017F;einer Zeit betrachten werden/ das<lb/>
a&#x0364;ußerliche Dancken unter denen Men&#x017F;chen des-<lb/>
halben vonno&#x0364;then i&#x017F;t/ daß einer dem andern be-<lb/>
zeuge/ wie die erwie&#x017F;ene Gutthat ihm angenehm<lb/>
gewe&#x017F;en/ und er allezeit bereit &#x017F;ey dem andern wie-<lb/>
der zu dienen. Alleine bey Gott kan die&#x017F;es alles<lb/>
durch meine Gedancken verrichtet werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>49.</head>
            <p>Mit einem Wort/ <hi rendition="#fr">Beten/ Loben</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Dancken/</hi> &#x017F;ind deshalben unter denen Men&#x017F;chen<lb/>
als a&#x0364;ußerliche Zeichen no&#x0364;thig weil ein Men&#x017F;ch<lb/>
dem andern nicht ins Hertze &#x017F;ehen kan. Die&#x017F;es<lb/>
kan aber Gott thun.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>50.</head>
            <p>Wolte&#x017F;tu nun gleich &#x017F;agen/ daß das a&#x0364;ußer-<lb/>
liche Beten/ Loben und Dancken eben deshal-<lb/>
ben vonno&#x0364;then &#x017F;ey/ <hi rendition="#fr">damit ein Men&#x017F;ch gegen<lb/>
andere Men&#x017F;chen</hi> &#x017F;einen innerlichen Gottes-<lb/>
dien&#x017F;t bezeuge/ als welche gleichfalls ohne die&#x017F;e<lb/>
Bezeugung nicht wi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ ob &#x017F;ie ihn vor ei-<lb/>
nen Tugendhafften oder gottlo&#x017F;en Men&#x017F;chen<lb/>
halten &#x017F;olten/ &#x017F;o wu&#x0364;rde doch auch hier die men&#x017F;ch-<lb/>
liche &#x017F;ieh &#x017F;elb&#x017F;t gela&#x017F;&#x017F;ene Vernunfft etwas &#x017F;inden/<lb/>
das &#x017F;ie dawider einwenden ko&#x0364;nte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>51.</head>
            <p>Denn zu ge&#x017F;chweigen/ daß die Zeichen des<lb/>
a&#x0364;ußerlichen Gottesdien&#x017F;tes <hi rendition="#fr">betrieglich</hi> &#x017F;ind/ und<lb/>
o&#x0364;ffters von denen gebraucht werden/ die in ihren<lb/>
Hertzen Athei&#x017F;ten oder Abgo&#x0364;tti&#x017F;ch &#x017F;eyn; So i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0172] Das 3. Hauptſt. von Gott als dem nunfft leichte das aͤußerliche Lob fuͤr uͤberfluͤßig halten. 48. Eben dieſes muͤſſen wir auch von dem aͤuſſerlichen Danck ſagen. Zu geſchweigen/ daß wie wir zu ſeiner Zeit betrachten werden/ das aͤußerliche Dancken unter denen Menſchen des- halben vonnoͤthen iſt/ daß einer dem andern be- zeuge/ wie die erwieſene Gutthat ihm angenehm geweſen/ und er allezeit bereit ſey dem andern wie- der zu dienen. Alleine bey Gott kan dieſes alles durch meine Gedancken verrichtet werden. 49. Mit einem Wort/ Beten/ Loben und Dancken/ ſind deshalben unter denen Menſchen als aͤußerliche Zeichen noͤthig weil ein Menſch dem andern nicht ins Hertze ſehen kan. Dieſes kan aber Gott thun. 50. Wolteſtu nun gleich ſagen/ daß das aͤußer- liche Beten/ Loben und Dancken eben deshal- ben vonnoͤthen ſey/ damit ein Menſch gegen andere Menſchen ſeinen innerlichen Gottes- dienſt bezeuge/ als welche gleichfalls ohne dieſe Bezeugung nicht wiſſen koͤnnen/ ob ſie ihn vor ei- nen Tugendhafften oder gottloſen Menſchen halten ſolten/ ſo wuͤrde doch auch hier die menſch- liche ſieh ſelbſt gelaſſene Vernunfft etwas ſinden/ das ſie dawider einwenden koͤnte. 51. Denn zu geſchweigen/ daß die Zeichen des aͤußerlichen Gottesdienſtes betrieglich ſind/ und oͤffters von denen gebraucht werden/ die in ihren Hertzen Atheiſten oder Abgoͤttiſch ſeyn; So iſt es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/172
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/172>, abgerufen am 23.11.2024.